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20 Jahre Vegesacker Kunstherbst Von Malerei bis Glasdesign

Zum 20. Mal geht der Vegesacker Kunstherst an den Start. Mehr als 25 Kunstschaffende stellen am 7. November im Bürgerhaus Werke von Malerei bis Glasdesign aus.
24.10.2021, 20:00 Uhr
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Von Christian Pfeiff/cp

Der „Vegesacker Kunstherbst“ ist über die Jahre zu einer Institution mit überregionaler Strahlkraft avanciert – und trotz wechselnder Corona-Verordnungen wagen die Initiatoren Bärbel und Dieter Kock in diesem Jahr eine Fortsetzung der Erfolgsreihe, die auf ein Jubiläum zusteuert: Zum 20. Mal präsentieren Künstlerinnen und Künstler aus ganz Deutschland und dem benachbarten Ausland in Vegesack Werke diverser Kunstgenres und -stile.

Eingerechnet in das Jubiläum sind dabei auch die Veranstaltungen des früheren „Vegesacker Kunstfrühlings“.  „In den Anfangsjahren im alten Haven Höövt haben wir zunächst jährlich zwei derartige Veranstaltungen initiiert, sie aber nach Rücksprache sowohl mit den teilnehmenden Künstlern als auch den Besuchern auf eine Veranstaltung pro Jahr reduziert“, erklären die Initiatoren. Die Organisation der Jubiläumsveranstaltung stellte eine besondere Herausforderung für das Künstlerpaar dar: „Viele selbstständige Künstler hat die Pandemie hart getroffen. Viele mussten sich mit fachfremden Berufen irgendwie durchschlagen, nicht wenige haben sogar komplett mit der Kunst aufgehört“, beschreibt Dieter Kock die aktuelle Berufs- und Lebenssituation freischaffender Künstler. „Wir haben diesbezüglich echte Tragödien miterlebt“, bekräftigt Bärbel Kock.

Dennoch ist es den Organisatoren gelungen, mehr als 25 regionale und auswärtige Künstler zu gewinnen, die ihre Werke am Sonntag, 7. November, in der Zeit von 11 bis 17 Uhr auf allen Ebenen des Vegesacker Bürgerhauses präsentieren werden. „Diesmal sind sogar mehr Erstteilnehmer als in den Jahren zuvor dabei“, sagt Dieter Kock. Das Künstlerpaar ging ein hohes Risiko ein: „Bereits zu Jahresbeginn haben wir Kontakte zu ausstellenden Künstlern gesucht und ihnen berichtet, dass wir zum Ende des Jahres einen neuen Anlauf wagen wollen“, erzählt Dieter Kock. Erst Mitte Oktober erfolgte die Genehmigung des Kulturbüros, die Veranstaltung unter Einhaltung der dann geltenden Hygienevorschriften durchführen zu dürfen. „Dafür sind wir dem Kulturbüro und seinem Leiter Malte Prieser unendlich dankbar“, sagt Bärbel Kock.

Der „Kunstherbst“ ist für beide nicht nur ein Projekt, sondern eine Herzensangelegenheit, für die sie keine Mühen scheuen. „Wir übernehmen nicht nur die gesamte Veranstaltungsbewerbung selbst, sondern unterstützen auch teilnehmende Künstler ohne Führerschein logistisch beim Transport ihrer Werke“, nennt Dieter Kock zwei Beispiele.

So wird am 7. November im Bürgerhaus eine vielseitige Bandbreite an Kunst zu sehen sein. geben. Die Oldenburger Künstlerin Ulrike Conrads präsentiert dreidimensionale Objekte und Installationen, für sie gezielt mit Rosteinsatz arbeitet. Elisabeth Schuller-Köster, ebenfalls aus Oldenburg, zeigt Objekte aus Holz und Metall. Der Nordbremer Glasdesigner Jens Banerjee, der auch den als Publikumspreis ausgelobten Glaspokal für den Kunstherbst gestaltete, ist mit Objekten und Skulpturen vertreten.

Nicht persönlich anwesend sein werden die schwedischen Maler Jörgen Salmose, Mona Al Salehi und Christos Tziolas: „Neben den aktuellen Reiseverordnungen stellen auch familiäre, schwerwiegende Coronafälle den Grund dar – aber die Bilder sind hier“, erklären die Organisatoren. Weitere Gemälde und Malereien unterschiedlichster Stile und Inhalte gibt es von Ronald Hoppe aus Bremen, Ari Munnik, Diana Marschall aus Köln, dem Nordbremer Friedhelm Farin, Doris Schmidt aus Berlin, Badran Bari aus Syrien und Adam Grimann aus Herford zu sehen. Für das kunstfotografische Element beim Kunstherbst sorgen die Niederländer Jan Pitt, Jelte Oosterhuis und Louis Souter sowie André Leischner aus Zwickau und Susanne Fern aus Köln.

Zu sehen ist zudem „konkrete Kunst“ von Hans-Thomas Vagt aus St. Magnus, Graffitikunst des Nordbremers Patrick Przelkowa, Airbrushmalerei von Frank-Martin Stahlberg aus Worpswede, Skulpturen und Objekte von Nicole Hager aus Köln und Pastellkreide-Portraits von Silke Agena. Mit Leoni Iwohn, Ammar Habash und Lamin Juhlke präsentieren sich auch heimische Nachwuchskünstler, die Bärbel Kock im Rahmen ihrer kunstpädagogischen Tätigkeit im Freizeitheim Aumund entdeckt hat.

Trotz aller organisatorischer Widrigkeiten ist es den Veranstaltern gelungen, eine generationen-, genre- und stilübergreifende Ausstellung zusammenzustellen, bei der Preisträger gleichberechtigt neben talentierten Neulingen stehen. Zudem achtet das Ehepaar auf hohe handwerkliche Qualität der Werke. „Der Verkaufsgedanke steht in diesem Jahr nicht im Vordergrund, es geht vor allem um die Vernetzung der Künstler untereinander“, so Dieter Kock.

Eröffnet wird der Kunstherbst um 11 Uhr von Schirmherr Heiko Dornstedt und Kulturstaatsrätin Carmen Emigholz, begleitet von Musik von Björn Jentsch. Der Eintritt kostet drei Euro, Schüler und Studierende haben freien Eintritt. Die Übergabe des Publikumspreises in Form des Glaspokals und eines Geldpreises erfolgt um 16.45 Uhr. Nach derzeitigem Stand gilt für den Besuch die 3G-Regel; Besucher werden gebeten, eine Maske mitzuführen.

Zur Sache

Über 1000 nationale und internationale Künstlerinnen und Künstler stellten in den vergangen 20 Jahren beim  „Vegesacker Kunstherbst“ und „Vegesacker Kunstfrühling“ aus. Für viele war die Teilnahme ein Türöffner, um sich in der Kunstszene einen zu machen, wissen die Initiatoren. Dadurch ist auch die  Veranstaltungsreihe selbst im Laufe der Jahre über regionale und nationale Grenzen hinweg immer bekannter geworden. Angefangen hat alles mit der Galerie „Kunstschaufenster“ im Haven Höövt, die Bärbel Kock 15 Jahre mit monatlich wechselnden Ausstellungen unterschiedlichster Künstler betrieb. Als der Raum 2006 zeitweilig nicht zur Verfügung stand, entwickelten Bärbel und Dieter Kock die Idee, die Flure des damaligen Einkaufszentrums mit eintägigen Kunstausstellungsprojekten zu bespielen. Der "Kunstfrühling" und der "Kunstherbst" waren geboren. Seit 2018 ist der „Kunstherbst“ im Vegesacker Bürgerhaus beheimatet und findet in diesem Jahr zum vierten Mal dort statt. Kulturbüroleiter Malte Prieser schätzt an dem Konzept neben der Qualität der Ausstellungsobjekte sowie der Vielzahl an Ausstellern und Kunstrichtungen, dass sich die Veranstaltung deutlich von potenziell vergleichbaren Veranstaltungen abgrenzt: „Kunsthandwerkermärkte gibt es nahezu überall, der Fokus auf bildende Kunst ist ein echtes Alleinstellungsmerkmal des 'Kunstherbst' und somit für Vegesack“. Bärbel und Dieter Kock halten am Standort fest. „Es gab in der Vergangenheit diverse Abwerbungsversuche, unter anderem von Einkaufszentren aus der Bremer Innenstadt und sogar aus Berlin, in deren Rahmen uns Geld für die Organisation und Durchführung angeboten wurde. Wir haben diese jedoch allesamt abgelehnt, da wir den 'Kunstherbst' unbedingt in Vegesack behalten und hierdurch sowohl die hiesige Kunstszene als auch den Stadtteil stärken wollen."

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