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Bremer Woche des Gartens Ein Naturparadies

Zahlreiche Rosensträucher wechseln sich mit Apfel- und Birnbäumen, Hochbeeten, Obststräuchern und Staudenbeeten ab. Zum Bremer Garten der Woche öffnen Thomas und Christiane Heinemann ihr Naturparadies.
06.06.2023, 08:00 Uhr
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Ein Naturparadies
Von Iris Messerschmidt
Inhaltsverzeichnis

Üppig quellen die Zweige des Rosenbusches über die Hausbegrenzung. Mannshoch recken erste dunkelrote Blüten ihre Köpfe aus der schützenden Hülle und verströmen einen betörenden Duft. Gleich daneben gibt auch schon die Zephirine Drouhin ein erstes Versprechen heller karminroter Blüten. "Diese Rose hat schon in den Poirot-Krimis eine besondere Rolle gespielt". Thomas Heinemann hat nicht nur die Namen, sondern auch Geschichten zu seinen Gartengewächsen parat. Und während seine Frau Christiane mit einer Handbewegung die Einladung durch den Rosenbogen auf das Grundstück weist, hat Thomas Heinemann schon die nächsten Erklärungen parat.

Naturparadies auf 400 Quadratmetern

Ein Naturparadies auf 400 Quadratmetern Fläche erwartet den Besucher. Üppig bewachsen, naturbelassen, aber nur scheinbar wild wuchernd. Denn auf den mit alten Steinen gepflasterten und Häcksel ausgestreuten Wegen lässt sich jeden Meter eine liebevoll vom Ehepaar Heinemann behandelte Pflanzenwelt entdecken. Dutzende verschiedener Rosensorten, historisch mal nur einmal blühend, alt und neu mehrfach blühend, wechseln sich mit Apfel- und Birnbäumen ab.

Ein Apfelbaum – zehn Sorten

Da begrüßt beispielsweise – vorbei am kleinen, fast zu übersehenden Teich, und dem dahinter liegenden Staudenbeet – die "Cardinal de Richelieu"-Rose gleich neben dem Finkenwerder Herbstprinz-Apfelbaum die Gäste. Wer sich über die zahlreichen kleinen gelben Schilder am Baum wundert, wird von Thomas Heinemann über die Möglichkeiten aufgeklärt, an einem Apfelbaum zehn verschiedene Sorten zu züchten. Eine von ihm selbst vorgenommene Veredelung.

Cardinal de Richelieu & Laure Davoust

Wer sich bei "Cardinal de Richelieu" an die drei Musketiere erinnert fühlt, wird von Thomas Heinemann gern im Geschichtswissen weitergebildet: Kardinal Richelieu, war nämlich ein katholischer französischer Aristokrat, Kirchenfürst und Staatsmann. Von 1624 bis zu seinem Tod war er unter König Ludwig XIII. als Erster Minister (Premier ministre) die bestimmende politische Figur in der französischen Politik, "und ein entscheidender Politiker im Dreißigjährigen Krieg". Vorbei geht es an der Laure Davoust-Rose, linker Hand des Hauses durch "den Dschungel" wie es Christiane Heinemann bezeichnet, es zeigen sich die fuchsienroten Rose de Resht zur La ville de Bruxelles, nach Wildrose duftend, ein besonderer Vorgarten für das dahinter liegende große Insektenhotel.

Von Peterswerder nach Aumund

44 verschiedene Rosensorten hat Christiane Heinemann gezählt – vor 17 Jahren in ihrem Parzellengarten, als sie ihre Wohnung in Peterswerder gegen ein Häuschen in Bremen-Nord tauschten. "Wir sind zweimal umgezogen", gestehen die Heinemanns. Zuerst von Stadtwohnung ins Haus, dann von Parzellengarten in Hausgarten. "Nicht jede Rosensorte hat das mitgemacht", bedauert Christiane Heinemann. Und dennoch hat sich im Lauf der Jahre ein Naturparadies entwickelt, "mit so vielen Sorten, dass wir fast das ganze Jahr über etwas Blühendes haben".

Hilfe auf der Streuobstwiese

Thomas Heinemann hilft zudem bei der Streuobstwiese der Ökologiestation, wo es mehr als 60 verschiedene Sorten gibt. Das so gewonnene Wissen setzt er auch im eigenen Garten um, hat nicht nur an den Apfelbäumen verschiedene Sorten angesetzt, "so haben wir auch übers Jahr verteilt frisches Obst", oder aus mehreren Apfelbäumen ein Spalier angelegt. Er züchtet auf dem Vereinsdechantsbirnen-Baum auch noch die Sorte Conference, hat auch die Winterbirne Madame Verte "und einige mehr" im Angebot.

Wein mit Dornfelder und Boskoop Glory

Ein paar Ranken weiter hat sich Wein breit gemacht: neben Boskoop Glory, der im Herbst einen kernlosen Genuss saftiger Trauben ermöglicht, die sich durch ihre tiefdunkle Färbung kunstvoll in Szene setzen, ist auch Dornfelder im Angebot. Unter dem gegenüberliegenden Apfelbaumspalier ist im Übrigen gerade eine kleine Versuchsreihe angelegt: das ehemalige Rasenstück soll einer kleinen Blumenwiese Platz machen. Verschiedene Wildkräuter sowie Walderbeeren, die als Bodendecker fungieren, ziehen sich durch den Garten. "Der selbstverständlich ohne Pestizide bewirtschaftet wird", macht Christiane Heinemann deutlich. Schließlich würden sie alles nutzen oder verarbeiten, das Rosengelee sei "einfach wunderbar". Läuse an den Rosen seien zudem wunderbares Futter für Vögel, "schön zu beobachten".

Die Knoblauchkröte war da

Überhaupt hat sich im Heinemann-Garten so manche Tiergattung niedergelassen. Vom Hauskater Maximilian Alexander, "kurz Mäxchen" mal aufgeschreckt, "sogar eine Knoblauchkröte, die ist streng geschützt", sagt Thomas Heinemann. Dann zählt er weiter auf: "Die Spitzmaus in der Kräuterspirale, Schwebfliege, relativ viele verschiedene Hummeln, Wildbienen, Meisen, Rotkehlchen, Amsel, Mönchsgrasmücke, Zaunkönig, immer wieder ziehen auch Schwarmmeisen durch, Zugdrossel und einmal sogar eine Waldeule mit ihren Jungen."

Urlaub im eigenen Garten

In den Urlaub fahren? "Wenn überhaupt, dann höchstens mal fünf Tage am Stück. In unserem Garten entdecken wir immer wieder etwas Neues", geben die beiden Heinemanns unisono an. Entdecken können auch die Besucher in diesem Garten viel: den schattigen Platz inmitten an Haselnuss-Stecken hochwachsenden Rosen, die überdachten Tomatenhäuser, die in diesem Jahr auch den von Christiane Heinemann angepflanzten Auberginen Platz bieten und von kleinwüchsigen Kletterrosen umrahmt werden, Hochbeete mit Brokkoli, Rote Beete, Wurzeln, Zwiebeln, Johannisbeersträucher, Himbeerpflanzen, ein Quittenbaum, Kirchbäume, ein kleiner Zwetschgenbaum, "mit zwei Sorten, den wir – wenn wir Glück haben – durchbekommen", und vieles mehr. Warum Christiane und Thomas Heinemann bislang noch nicht am sogenannten "offenen Garten" beteiligt waren? "Wollten wir schon länger, hatten aber immer die Sorge, dass unser Garten viel zu unordentlich ist. Bis wir gehört haben, dass wir hier ein Naturparadies besitzen."

Zur Sache

Geöffnet am 11. Juni

Der artenreiche Naturgarten von Thomas und Christiane Heinemann, Haselbusch 59, in Aumund ist am Sonntag, 11. Juni, von 11 bis 17 Uhr im Rahmen der Veranstaltung "Bremer Woche des Gartens" zu besichtigen. Darüber hinaus wird das Ehepaar auch diverse Bilder präsentieren, die den Garten beziehungsweise die Pflanzen zu verschiedenen Jahreszeiten zeigen. Darüber hinaus sind auch viele verschiedene Tierarten, die die beiden Rentner in ihrem Garten entdeckten, durch Fotos festgehalten. Wer mit dem Bus anreisen möchte, kann die Linie 98 nehmen und an der Haltestelle "Borchholt" aussteigen.

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