Der Architektenwettbewerb zur Neuen Strandlust hat nicht einen, sondern gleich zwei Sieger hervorgebracht: Am Dienstagnachmittag prämierte die Jury sowohl den Entwurf der Züricher Arbeitsgemeinschaft Marazzi + Paul AG sowie den der Arbeitsgemeinschaft GWJ Architektur AG aus Bern.
Dass es gleich zwei Sieger gibt, liege daran, dass die Entwürfe zwei unterschiedliche Aussagen hätten: „Der Entwurf von Marazzi aus Zürich sieht ein Gebäude – nämlich die Strandlust – in der ersten Reihe vor“, sagt Investor Max Zeitz. Damit befände sich die Gastronomie auch in Zukunft in einem separaten Gebäude. Die Wohnungen würden den Planungen zufolge im Hintergrund der Neuen Strandlust realisiert werden. „Der Entwurf der Arbeitsgemeinschaft GWJ sieht mehrere Gebäude vor, die zu einer Strandlust werden“, erläutert er.
Für Zeitz als Bauherren seien die beiden Entwürfe deshalb so interessant, weil jeder von ihnen jeweils eine Frage aus der Öffentlichkeit beantworte. „Die einen wünschen sich eine Strandlust als gesondertes Gebäude. Die anderen finden sich in einem Gebäudeensemble wieder“, erläutert er.

Der Entwurf der Arbeitsgemeinschaft Marazzi + Paul AG sieht ein gesondertes Gebäude für die Neue Strandlust vor.
Auch deshalb ist die Jury der Auffassung, dass beide Entwürfe eine adäquate Nachfolge für die Strandlust wären. „Vor diesem Hintergrund haben wir einstimmig entschieden, dass wir zwei erste Preise vergeben“, so Zeitz. Damit starte nun die nächste Stufe, in der beide Büros ihre Planung noch einmal vertiefen werden. So müssen jetzt unter anderem Hinweise und Verbesserungsvorschläge der Jury umgesetzt werden. „Wenn diese Vertiefungen abgeschlossen sind, werden wir uns für einen dieser beiden Entwürfe entscheiden“, sagt der Investor.
Nach den Worten von Senatsbaudirektorin Iris Reuther ist es eher ungewöhnlich, dass gleich zwei Büros den ersten Platz belegen. „Das ist schon ein Glücksfall, wenn man zwei richtig gute Arbeiten hat“, ergänzt Juryleiterin Ingrid Spengler.

Die Arbeitsgemeinschaft GWJ Architektur AG hat ein Gebäudeensemble entworfen.
Da es auch in Zukunft ein Restaurant am Vegesacker Fähranleger geben soll, wurden die Entwürfe zudem auf ihre gastronomische Tauglichkeit überprüft. Diese Aufgabe haben Sachverständige übernommen, die auf den Bereich Gastronomie spezialisiert sind. „Die Experten haben darauf geschaut, ob in den Gebäuden ein gastronomisches Angebot funktionieren kann“, so Reuter. Dabei spielten Faktoren wie ein großer Saal, ein Restaurant, in dem man gut essen kann sowie ein Bistro samt Biergarten eine Rolle. „Gerade dieser Freisitz ist eine große Stärke der beiden Arbeiten“, sagt sie. Angedacht sei, die Kastanien im Stadtgarten in das Projekt zu integrieren.
Elf Planungsbüros wollten Strandlust umgestalten
Seit Juni haben Architekten darüber nachgedacht, wie das Grundstück der Strandlust am Vegesacker Fähranleger neu gestaltet werden kann. Anfänglich standen zwölf Planungsbüros auf der Bewerberliste. Angetreten sind – wegen eines Personalengpasses eines Teilnehmers – am Ende elf. Etwa die Hälfte der Teams, die sich beworben haben, sind Bremer Teams. Die anderen kommen aus Hamburg, Berlin und der Schweiz.
Im September traf die Jury eine Vorauswahl – und machte aus einer zweistelligen Bewerberzahl eine einstellige. Vier Büros kamen ins Finale. Die Gruppe, die weiter war, sollte in einer zweiten Phase ihre Arbeiten verfeinern. Welche Architektenbüros raus waren, durften die Organisatoren des städtebaulichen Wettbewerbs nicht sagen. Der Wettstreit der Architekten war ein anonymer Wettstreit. Die Juroren bekamen Pläne zu sehen, auf denen ausschließlich Nummern statt Namen standen.
Sieben Stunden hat die Jurysitzung im September gedauert, von morgens um zehn bis nachmittags um fünf. Bewertet wurde anhand dessen, was die angetretenen Büros abgegeben haben: Modelle, Entwürfe, Erläuterungstexte. Die Entscheidungen, wer unter die letzten Vier kommt, waren damals mehrheitliche Entscheidungen. Fürs Finale an diesem Dienstag wurde dagegen ein einstimmiges Votum des Preisgerichtes angestrebt.
Sieben Frauen und Männer haben darüber abgestimmt, wer in die Endrunde kommt und wer Sieger wird. Die Jury teilte sich dabei in sogenannte Fach- und Sachpreisrichter auf. Zur ersten Gruppe gehörten Architekten und Landschaftsplaner aus Hamburg, Hannover und Oldenburg, zur zweiten Mitarbeiter der Verwaltung, der Baubehörde und des Projektentwicklers – und der Projektentwickler selbst.
In der ersten Wettbewerbsrunde ging es um die Lage von Gebäuden und um Übergänge zu benachbarten Grundstücken. Aber auch darum, den Hochwasserschutz mitzudenken und aus dem Hotelgrundstück ein Quartiersgrundstück zu machen, das Wohnen und Gastronomie mit Saalbetrieb und einer Terrasse kombiniert. In der zweiten Runde waren Details gefragt: die Höhe von Geschossen, das Material von Fassaden, die Form von Dächern.
Welcher der beiden Entwürfe nun umgesetzt wird, entscheidet der Bauherr gemeinsam mit Vertretern der Stadt sowie der Jury, erläutert Reuther. Dabei würden aber auch die Meinungen der Vegesackerinnen und Vegesacker eine Rolle spielen. „Den Zeitplan legen wir Anfang kommenden Jahres fest“, sagt Zeitz. Danach dürfte es noch zwei bis drei Monate dauern, bis der endgültige Sieger feststeht.