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Tag der Collage Stück für Stück zum großen Ganzen

Der zweite Mai-Sonnabend ist der „Internationale Tag der Collage“. Bislang musste man dieses Datum nicht unbedingt auf dem Zettel haben, doch das soll sich jetzt ändern.
04.05.2023, 08:00 Uhr
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Von Anke Velten

Der zweite Mai-Sonnabend ist der „Internationale Tag der Collage“. Bislang musste man dieses Datum noch nicht unbedingt auf dem Zettel haben. Doch das möchten Christina Loock und Katrin Adler jetzt ändern. Die beiden Bremer Designerinnen und Künstlerinnen planen an den Tagen vom 12. bis 14. Mai ihr persönliches Collage-Wochenende. In einer gemeinsamen Ausstellung in Walle zeigen sie ihre eigenen Arbeiten. Bei einem Workshop in Hastedt können sich andere Leute ein Stück von ihrem Know-how abschneiden.

Der Schriftzug „Alte Kunst“ steht noch in abblätternder Farbe über dem Schaufenster an der Bremerhavener Straße. Hinter der Eingangstür findet sich nichts dergleichen. Im Vorraum hat Christina Loock ihren Locko-Kiosk eingerichtet mit einem Sortiment handgemachter Dinge von Kreativen aus Walle und dem Rest der Stadt.

Eigene Designobjekte

Mittendrin: Loocks eigene Designobjekte, und an den Wänden die Frauenporträts im Locko-Stil. Selbstbewusst und stolz, trotzig und manchmal hochmütig blicken sie auf die Betrachter herunter. Modelle mit diesem Ausdruck findet die Künstlerin in mitunter jahrzehntealten Hochglanzmagazinen. Dort dient ihre Makellosigkeit als Vehikel, um teure Designermode zu verkaufen. Hier richtet sich der Blick gezielt auf ihre Gesichter, und die künstlerischen Eingriffe geben ihnen Charakter und Individualität zurück. Da wird ein Kopf auf einen viel zu engen Herrenanzug gepfropft, das halbe Gesicht verschwindet hinter einer riesigen Sonnenbrille.

Ein Damenschuh, aus dem Blüten wachsen, wird zur exzentrischen Kopfbedeckung. Augen verlassen ihren gewohnten Ort und wandern in Übergröße an eine exponiertere Stelle. „Mit der Collage kannst du die Welt auf den Kopf stellen“, sagt Loock. „Mir geht es darum, Klischees von Männlichkeit und Weiblichkeit aufzubrechen.“ Seit zehn Jahren fertigt sie ihre Frauen-Serie. Hin und wieder komme es vor, dass ihre Arbeiten für Produkte aus dem Computer gehalten würden, erzählt sie. „Dabei ist jedes Fitzelchen mit Hand ausgeschnitten und aufgeklebt“.

Kubistische Frauenbilder

Man darf sich bei ihrem Anblick an Picassos kubistische Frauenbilder erinnert fühlen, denn wie sie setzen sie sich über die Regeln von Proportion und Perspektive hinweg und irritieren die Sehgewohnheiten. Und tatsächlich heißt es, Picasso habe seine kubistische Technik aus seinen Experimenten mit der Collage entwickelt.
Die Collage, so ist nachzulesen, ist ein vergleichsweise junges Genre in der Bildenden Kunst. Als Urväter gelten Picasso und Georges Braque, die Anfang des 20. Jahrhunderts damit begannen, Tapetenstücke, Notenblätter und Zeitungsausschnitte auf ihre Gemälde zu kleben. Für die Dadaisten und Surrealisten wurden Collagen zur wichtigen Ausdrucksform. Als Pionierin der Fotocollage gilt die deutsche Hannah Höch.

Das gemeinnützige „Kolaj Institute“ mit Sitz in den USA hat es sich zur Aufgabe gemacht, zeitgenössische Collage-Kunst zu fördern, zu erforschen und bekannter zu machen. Es ruft seit 2018 zum „World Collage Day“ auf. In Großbritannien veröffentlichen die Collage-Künstler Les Jones und Molly Campbell ihr „Contemporary Collage Magazine“ und vergaben 2022 erstmals Preise für Collage-Kunst in zehn verschiedenen Kategorien. 45 Bewerbungen gingen ein. Auf der Shortlist in der Kategorie „Abstract Single“: Die Hastedter Künstlerin Just Yay alias Katrin Adler – und das, obwohl sie das Genre erst vor zwei Jahren für sich entdeckt hat.

Abstrakte Puzzle

Just Yays Arbeiten sind abstrakte Puzzle und im Wortsinne vielfältig. Sie faltet Stücke von Buntpapier, Buchseiten, Karton sowie Grafikreste, die bei der Arbeit in ihrem Designstudio anfallen, und arrangiert sie zu Kompositionen mit ihrer eigenen Geometrie. Mit den experimentellen Entwürfen habe sie begonnen, „um zwischendurch abzuschalten, meine gestalterische Stimme zu fordern und nebenbei meinen grafischen Horizont zu erweitern“, erklärt Adler. „Was als Nebenprojekt begann, wächst gerade zu einem echten Herzensthema heran.“

Die „World-Collage-Day-Sause“ von Christina Loock und Katrin Adler beginnt am Freitag, 12. Mai, 19 Uhr, mit der Vernissage zur gemeinsamen Ausstellung „ne:on/ne:off“ im Locko-Galerie-und-Design-Kiosk an der Bremerhavener Straße 40. Exklusiv für die Ausstellung ist eine Serie von „Einsteiger-Werken“ entstanden. Die Ausstellung kann auch noch am Sonnabend, 13. Mai, von 12 bis 18  Uhr besucht werden. Der Collage-Workshop läuft am Sonntag, 14. Mai, 10 bis 13 Uhr, in Katrin Adlers Just-Yay-Studio im Goliath-Haus, Hastedter Osterdeich 222. Die Teilnahme ist kostenlos, Spenden für die Materialkosten sind willkommen. Anmeldungen über hallo@justyay.com. Weitere Informationen über die Künstlerinnen und ihre Arbeiten: www.lockokiosk.com und www.katrinadler.de.

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