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Dat Bremer Plattfestival Gruppengröhlen und Platt-Fluencerinnen

Platt – Land – Fluss: Am Sonnabend startet das erste Bremer niederdeutsche Festival.
18.09.2021, 05:00 Uhr
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Von Anke Velten

Alle mal herhören, die das Niederdeutsche bislang höchstens aus platten Bauernschwänken kannten: Da steckt noch viel mehr drin. Die Sprache des Nordens kann lustig und seriös klingen, kindlich und intellektuell, nostalgisch und zeitgenössisch jung, lyrisch, prosaisch und musikalisch. Janine Claßen, Christine Glenewinkel und Vera Hansen sind dafür persönlich das beste Beispiel. Gemeinsam haben sie das erste Bremer Festival der niederdeutschen Sprache organisiert – mit vielen Gästen und einem vollgepackten Terminkalender, der 5000 Programmbroschüren füllt, die in der ganzen Stadt verteilt wurden. “Dat Bremer Plattfestival” startet am Sonnabend, 25. September, um 14 Uhr mit einer Podiumsdiskussion in der Bremer Bürgerschaft. Gemeinsam mit Gastgeber Frank Imhoff – Präsident der Bremer Bürgerschaft und auf Platt ebenso eloquent wie im Hochdeutschen – soll der Frage nachgegangen werden: Wie innovativ ist platt?

Seine Gesprächspartnerinnen und -partner sind unter anderem Dramaturgin und Poetry Slammerin Gesche Gloystein, Marcel Meyer, der den “Översetter” entwickelt hat – ein Übersetzungsprogramm vom und ins Plattdeutsche, sowie der friesische Autor, Radio- und Fernsehjournalist Jan Graf – was die Frage im Grunde schon halbwegs beantworten dürfte. Anschließend geht es eine Woche lang weiter mit Stadtführungen, Vorträgen, Lesungen, Konzerten, Filmvorführungen und Performances – alles total platt, versteht sich. Besondere Spannung verspricht in vielerlei Hinsicht der Wahlabend am Sonntag, 26. September. Interessierte können ab 19 Uhr gemeinsam im Brodelpott hoffen und bangen. Nicht in Vergessenheit geraten sollte dabei der schöne Zufall, dass die Bundestagswahl auf den europäischen Tag der Sprachen fällt. Leibhaftig und digital ins Haus geladen haben die Gastgeberinnen zwei echte Platt-Fluencerinnen – ja, auch so was gibt's heutzutage.

Die drei Organisatorinnen haben sich schon seit vielen Jahren der plattdeutschen Kunst und Kultur verschrieben. Vera Hansen, studierte Linguistin, Journalistin und Stimme der plattdeutschen Nachrichten auf Radio Bremen, ist die einzige waschechte „native Speakerin", und im ostfriesischen Leer mit dem Plattdeutschen aufgewachsen. Sie organisierte zudem bereits zwei Aktionstage unter dem Motto „Platt Land Fluß“ – ein Name, viel zu schön um nicht groß herauszukommen, fanden auch ihre beide Kolleginnen. Janine Claßen ist nicht nur Leiterin des Kulturhaus Walle/Brodelpott, sondern auch selbstständige Performancekünstlerin, die gemeinsam mit Schauspielerin Nomena Struß (unter anderem der Ramon Locker aus dem Golden City) am Sonnabend, 2. Oktober, ab 13 Uhr, die Eigenproduktion "Dat lööpt sik allens trecht“ zum Besten geben wird: Ein Integrationskurs für Stadtmenschen auf dem plattdeutschen Land. Christine Glenewinkel wiederum ist eine ausgezeichnete Autorin, und in Walle als Stadtteil- und Museumsführerin ein bekanntes Gesicht. Die Idee, gemeinsam ein plattdeutsches Festival auf die Beine zu stellen, hatten sie im vergangenen Jahr. Was daraus geworden ist, habe allerdings alle Erwartungen übertroffen, erzählt Vera Hansen: Nicht nur hätten alle, die angefragt wurden, sofort zugesagt. „Wir haben auch so viele Unterstützer, Kooperationspartner und Förderer gefunden, dass alles viel größer wurde als gedacht!"

Gern gesehener Gast im Kulturhaus Walle ist die Sängerin, Schauspielerin und Kabarettistin und Autorin Annie Heger – eine bekannte Stimme aus der Rundfunksendung "Hör mal n' beten to". Sie wird a Donnerstag, 30. September, ab 19 Uhr den vierten Waller Poetry Slam moderieren, der erstmals im Hafenmuseum Speicher XI ausgetragen wird. Auch die Lütten sollen sich amüsieren – Kinder ab vier Jahren können zum Beispiel am Dienstag, 28. September, um 18.15 Uhr in der Stadtbibliothek am Wall erleben, wie sich der Grüffelo auf platt anhört, oder am Sonnabend, 2. Oktober, 10 Uhr, im Brodelpott das “Supadupa-Swien” als Bilderbuchkino. Man muss dabei gar nicht jedes Wort einer Sprache verstehen, die vielen Stadtkindern fremd sein dürfte – denn es gibt hochdeutsche Verständnishilfen. Überhaupt hoffen alle Beteiligten, auf ein möglichst gemischtes Publikum. In der Ankündigung heißt es: “Schiet wat op! Wir freuen uns auch gerade auf diejenigen, die Platt neu kennenlernen wollen. Denn wenn die plattdeutsche Sprache lebendig sein soll – hölpt dat nix, denn mutt een snacken!” 

Freudig  gespannt sind die Festivalleiterinnen auf vieles – doch ein besonderes Spektakel haben sie sich für den vorletzten Abend ausgedacht: Auf der Open Air-Bühne vor dem Kulturzentrum Schlachthof wird am Sonnabend, 2. Oktober, ab 19.30 Uhr zum “groten Gruppengröhlen” eingeladen. Gemeinsam gesungen werden Hits von Abba, Johnny Cash und Amy Winehouse. Die Texte werden selbstverständlich für alle lesbar auf eine Leinwand projiziert. Klar, op platt.

Info

Das Plattdeutsche Festival “Platt-Land-Fluss” läuft von Sonnabend, 25. September, bis einschließlich Sonntag, 3. Oktober, an verschiedenen Orten in der Innenstadt, im Kulturhaus Walle/Brodelpott und im Hafenmuseum Speicher XI. Das ausführliche Programm mit Terminen, Orten und Eintrittspreisen ist der Broschüre zu entnehmen, die an vielen öffentlichen Orten ausliegt. Zusätzliche Informationen sind im Internet zu finden auf der Homepage plattlandfluss.org.

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