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Berufsschulprojekt Angehende Marketingkaufleute aus Bremen unterstützen "Rufi" in Uganda

Produktideen entwickeln und Zielgruppen definieren – unter anderem das lernen Kaufleute für Marketingkommunikation in der Ausbildung. In der Berufsschule setzen sie ihr Wissen für einen guten Zweck ein.
07.07.2025, 05:00 Uhr
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Angehende Marketingkaufleute aus Bremen unterstützen
Von Anne Gerling

Mit dem guten Gefühl, etwas ausgesprochen Sinnvolles zu tun, konnten vorige Woche Bremens Marketing-Azubis im ersten Ausbildungsjahr in die Sommerferien starten: Weil sie im berufsbegleitenden Unterricht an der Berufsschule für Groß- und Außenhandel und Verkehr (BS GAV) in Walle den Deutsch-Lehrplan flott abgearbeitet hatten, war zum Schuljahresende noch etwas Luft. Und die nutzten die 16 Berufsschülerinnen und Berufsschüler nun, um sich gemeinsam mit ihrer Lehrerin Kathrin Postina für einen guten Zweck zu engagieren.

Für „Rufi“, um genau zu sein – ein Projekt, für das der Bildungsgang Marketingkommunikation mittlerweile eine Art Patenschaft übernommen hat und das dort in allen drei Ausbildungsjahrgängen aktiv in den Unterricht einbezogen wird. Die Abkürzung steht für „Rural Focus Initiative“, eine Nichtregierungsorganisation, die sich im Westen Ugandas dafür einsetzt, Frauen und junge Mütter durch berufliche Weiterbildung zu mehr Selbstständigkeit zu befähigen. Sie lernen dort zum Beispiel, Kunststoffkörbe und Kleidung herzustellen, um damit ihren Lebensunterhalt selbst bestreiten zu können. Die BS GAV gibt Rufi-Produkte gegen eine Spende ab. Neben Weben, Flechten und Nähen gibt es bei Rufi außerdem weitere Angebote wie Kochen, Backen, Catering und auch IT-Seminare. Der Kontakt zu Rufi entstand über Claus Oellerking, der die BS GAV bis 2015 geleitet hat, mittlerweile in Schwerin lebt und Rufi von dort aus als Berater unterstützt. Anfang Juni war Oellerking in Walle zu Besuch und hat dem neuen Jahrgang von Rufi erzählt. Und dann ging alles ziemlich schnell: Es bildeten sich Gruppen, Ideen wurden diskutiert und weiterentwickelt.

Zusammen wachsen mit Gemüse

„Claus Oellerking hat erzählt, dass dort auch Beete angelegt und Köche ausgebildet werden“, erzählt Tatjana Klassen, die gemeinsam mit Julia Haß und Maila Penshorn das Projekt „Growing together“ entwickelt hat: „So sind wir auf die Idee gekommen, Gemüsesamen dorthin zu schicken.“ Zunächst haben die drei dafür nach hierzulande beliebten Gemüsesorten gesucht, die auch unter den in Uganda herrschenden klimatischen Bedingungen wachsen könnten, dort aber bislang noch nicht so üblich sind. Diese Gemüsesorten – etwa Rote Beete, Pastinake oder Mangold – wollen die drei nun in Uganda bekannt machen. Mitte Juli sollen die ersten Samentütchen auf die Reise in Richtung Uganda gehen – im Gepäck von Lehrerin Kathrin Postina, die „die Rufis“ in diesem Sommer erstmalig selbst besucht. „Wir haben extra noch die Anleitungen dazu ins Englische übersetzt und Julia hat Rezepte rausgesucht“, erzählt Klassen und Julia Haß ergänzt: „Cool wäre natürlich, wenn irgendwann dann auch Rezepte mit diesen Gemüsesorten aus Uganda hierher zurückkämen.“ Nach den Sommerferien gehen die Aktivitäten weiter: „Wir wollen dazu dann auch einen Social-Media-Beitrag machen und uns an Unternehmen wenden, damit diese das Projekt dann unterstützen können.“

Auch Flaschenpfand kann viel bewirken

„Wir wollten etwas Besonderes machen – aber mit verhältnismäßig wenig Aufwand“, sagt Marlena Steinhaus über das Projekt, das sie mit Merlin Pekol und einer Mitschülerin entwickelt hat. Es geht dabei um Pfandflaschen – Claus Oellerking hatte erzählt, dass die Rufis weggeworfene Plastikflaschen mit Sand gefüllt als Mauersteine für den Bau von Gebäuden genutzt haben. Das brachte die Gruppe auf eine Idee: „Hier landen Flaschen oft im Müll und wir wollten in unser Projekt einen Nachhaltigkeitsaspekt reinbringen“, sagt Marlena Steinhaus. Deshalb möchten die Azubis an verschiedenen Orten in der Schule Sammelbehälter für Pfandflaschen aufstellen. Einmal pro Woche würden diese dann von ihnen geleert, sagt Merlin Pekol: „Auf dem Behälter wird auch ein Hinweis dazu stehen, dass der Erlös für Rufi gespendet wird.“ Marlena Steinhaus ist überzeugt: „Das ist etwas, was man gut in den Schulalltag einbinden und auch dauerhaft machen kann.“ Und Merlin Pekol ergänzt: „Claus Oellerkings Präsentation über Rufi hat gezeigt, dass man auch mit relativ wenig Geld viel bewegen kann. Wir schmeißen hier oft Pfand weg – doch dort können sie es gebrauchen und es würde sich über die ganze Schule gerechnet auf jeden Fall lohnen.“

Wichtig beim Marketing: Soziale Medien

Wie können auch andere Schülerinnen und Schüler der BS GAV über Rufi informiert werden? Darüber haben sich Enie Kipper, Antonia May und Neva Altunöz Gedanken gemacht und einen Informationspost für den schuleigenen Instagram-Kanal entworfen. „Dort informieren wir in kurzen Texten: Was ist Rufi überhaupt? Was hat es schon erreicht? Und wie kann man Rufi aktiv unterstützen?“ erklärt Antonia May. „Wir denken, dass die Schülerinnen und Schüler hier sich viel mit Social Media beschäftigen und sich das dann zum Beispiel in der Pause auch anschauen“, ergänzt Enie Kipper. „Dabei war uns wichtig, dass wir das Ganze möglichst kompakt halten und nicht zu viel Text reinpacken“, sagt Neva Altunöz. Bevor das Ganze demnächst gepostet werden kann, fehlt jetzt nur noch eine Kleinigkeit: „Unter den Post haben wir einen Link zu Rufi gesetzt. Der muss auf jeden Fall funktionieren“, so Enie Kipper. „Wir warten auf Bilder“, hat die Klasse außerdem Lehrerin Kathrin Postina für ihre bevorstehende Reise nach Uganda mit auf den Weg gegeben – dabei geht es natürlich um Fotos für den Instagram-Kanal. Drei Wochen hat Postina nun Zeit, um die Rufis in Uganda persönlich kennenzulernen, Kontakte zu knüpfen und Ideen zu entwickeln, wie sie das Projekt noch mehr in den Unterricht einbauen kann. Zwei Koffer nimmt die Pädagogin mit: „Einen mit meinen persönlichen Sachen und einen mit Mitbringseln – zum Beispiel Zahnbürsten und Verbandsmaterial für die Gesundheitsstation, alte Laptops und Geschenke.“

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