Gärtnern hat viel mit Geduld zu tun. Ganz besonders gilt das wohl für das Waldgarten-Projekt im Grünen Bremer Westen. Seit Längerem ist dort wie berichtet eine Gruppe damit beschäftigt, zwei Flächen in natürliche Waldökosysteme zu verwandeln, in denen zukünftig neben Wildkräutern Essbares wie Nüsse und Obst an Bäumen und Büschen wachsen soll. Mehr als zwei Jahre waren die Akteure damit beschäftigt, dafür den Boden zu bereiten. In diesem Jahr konnten sie nun die ersten Bäume anpflanzen, und möglichst viele sollen noch folgen. Neben vielen heimischen Arten werden darunter auch hierzulande bislang eher unbekannte und exotische Pflanzen sein wie zum Beispiel die aus Nordamerika stammende Pawpaw, deren Früchte wie eine Mischung aus Ananas, Mango und Banane schmecken oder der Chinesische Surenbaum, der auch Gemüsebaum genannt wird.
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Aktuell steht allerdings in den vorbereiteten Pflanzlöchern auf dem 5000 Quadratmeter großen Grundstück am Pirolweg zwischen Hohweg und Waller Damm das Wasser. Also: Pflanzpause. „Das sah auf dem Plan gut aus, aber das hier ist die Realität“, sagt Vereinsmitglied Martin Mauritz: „Als wir die Löcher gegraben haben, war das Wasser darin nur etwa 20 Zentimeter hoch. Dann hat es ganz viel geregnet.“ Einige Bäume habe die Gruppe daraufhin in die durch den Aushub entstandenen Warften gepflanzt und sich überlegt: In den vollgelaufenen Pflanzlöchern, die nun praktisch kleine Teiche sind, könnten essbare Wasserpflanzen angebaut werden. „Die Anpassung an die örtlichen Gegebenheiten erfordert also immer wieder ein kreatives Umdenken und flexible Umplanung“, so Mauritz.
Lebensräume für Tiere und Pflanzen
Seit einiger Zeit beschäftigen sich der Biologielehrer und seine rund 20 Mitstreiter notgedrungen mit dem fast 400 Meter langen Entwässerungsgraben an der Längsseite des Areals, über den überschüssiges Wasser in Richtung Waller Fleet abtransportiert wird. Der Graben wurde in Handarbeit mit Schippe und Spaten von Gestrüpp und Müll befreit, damit das Wasser wieder fließen kann. Durch eine Grabenaufweitung könnten außerdem Flachwasserzonen geschaffen werden, erklärt Mauritz: „Hier muss keine Mahd der Böschung stattfinden und die Grabensohle nicht entkrautet werden. So bleiben gute Lebensräume für etliche Pflanzen und Tierarten bestehen und werden dadurch vergrößert.“
Auch jetzt im Dezember treffen sich am Pirolweg und beim zweiten Waldgarten-Areal – einer 2300 Quadratmeter großen ehemaligen Pferdeweide am Hagenweg – weiterhin Woche für Woche einige Unverzagte und Hartnäckige, um trotz Nieselregen, Matsch und Kälte mit vereinten Kräften an dem Projekt weiterzuarbeiten. „Solange es nicht friert, kann man alles Mögliche machen“, sagt Mauritz. Zum Beispiel immer wieder die Brombeeren runtermähen, die praktisch auf dem gesamten Areal über Jahre zu einem übermannshohen Dschungel herangewachsen waren, bis Mitarbeiter des Umweltbetriebs sie im Herbst 2020 entfernten. Oder aus Kaninchendraht Wühlmauskörbe bauen, mit denen später die Wurzelballen der frisch gepflanzten Bäume unterirdisch geschützt werden. Was sie antreibt? Womöglich die Vorstellung davon, wie das Areal in 20 bis 30 Jahren aussehen wird. Viele genießen außerdem die Arbeit im zukünftigen Waldgarten als Ausgleich zu ihrem Berufsalltag am Computer.
Regelmäßiger Bürokram
Wobei sich auch die Vereinsmitglieder regelmäßig mit Bürokram beschäftigen müssen, etwa, um über Förderprogramme oder die Bingo-Umweltlotterie Mittel für die laufenden Kosten, für Arbeitsmaterial und natürlich für Pflanzen einzuwerben. Auch hier verhält es sich wie beim Gärtnern: manches klappt, anderes nicht. Den Waller Beirat, bei dem sie kürzlich Globalmittel für ihr Projekt beantragt haben, konnten Mauritz und seine Mitstreiter für ihre beiden Waldgärten begeistern. An anderer Stelle brachen Mittel weg. Aber, so Mauritz: „Dann sparen wir eben Honorare ein oder kürzen bei den Sachmitteln.“
„Wir möchten hier gerne ein Herzstück für das ganze Gebiet schaffen, wo man sich auch mal versammeln oder wo Grünschnitt abgegeben werden kann, aus dem wir dann Totholzhecken anlegen“, beschreibt der Waller die Ziele des Vereins. Für die Zukunft wünschen er und seine Mitstreiterinnen und Mitstreiter sich einen noch größeren Kreis von Aktiven. Vorstellbar wäre dabei für sie auch, kleinere Waldgarten-Parzellen an einzelne Pächter zu vergeben. Toll wäre außerdem ein Waldkindergarten, so Mauritz: „Wir würden uns sehr über solch ein Projekt auf dem Gelände freuen, haben dafür aber bisher leider noch keinen Kooperationspartner gefunden.“