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Made in Bremen Institution aus Walle: Malereibetrieb Kurzke besteht seit 100 Jahren

Seit einem Jahrhundert sorgt der Malereibetrieb Kurzke aus Walle für Farbe in der Stadt. Doch wie sieht die Zukunft des Handwerks aus? Ein Blick hinter die Kulissen.
01.09.2024, 10:00:00 Uhr
Lesedauer: 4 Min
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Von Matthias Holthaus

Alte Tapete runter, neue Tapete ran, streichen, fertig: Wirklich? „Wir werden oft dazu gerufen, wenn Endverbraucher etwas anfangen und dann nicht zum Ende kommen“, erklärt Thomas Kurzke. Er leitet seit mehr 30 Jahren einen alteingesessenen Malereibetrieb in Walle.

„Man glaubt immer, dass das alles so einfach ist, doch bei Termindruck oder Umzug brauchen uns die Menschen dann oft doch.“ Und das seit nunmehr 100 Jahren: Am 5. Mai 1924 hat der Kurzke GmbH & Co. Malereibetrieb KG seine Arbeit aufgenommen. Geschäftsgründer war Thomas Kurzkes Großvater Willy Kurzke, in den Fünfzigerjahren ist Thomas Kurzkes Vater Herbert in die Firma eingetreten. Thomas Kurzke selbst, so schätzt er, trat 1983 oder 1984 in den Betrieb ein. Seit 1992, dem Tode Herbert Kurzkes, ist der mittlerweile 62-Jährige allein für den Betrieb mit den 15 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern verantwortlich.

Nicht nur Privatleute zählen zur Kundschaft des Malereibetriebs in der Emder Straße: „Unser Geschäftsfeld besteht auch aus Gewerbetreibenden“, erzählt Thomas Kurzke, „wenn man hochwertige Arbeiten möchte, dann braucht man uns. Und der Unterschied zwischen den Amateuren und den Profis ist sichtbar.“ Das Portfolio des Malereibetriebs Kurzke umfasst Um- und Neubauten, klassische Maler- und Tapezierarbeiten, aber auch Altbausanierungen. Ebenso im Angebot: das Verlegen von Auslegeware, Laminat, Holzbelägen und Fertigparkett. „Und energetische Maßnahmen, also Wärmedämmung. Die erste Fassade haben wir 1973 für die Post gemacht“, erinnert er sich, „da hat noch keiner an Wärmedämmung gedacht.“ Wärmedämmung ist nach Kurzkes Einschätzung ein „wechselhafter Markt. Der Umweltschutz spielt derzeit nicht mehr so die Rolle, das merkt man gerade.“ Doch auch das Geschäft mit der Wärmedämmung werde wieder anziehen – „der Bedarf ist groß.“

Großvater fing mit minimalen Mitteln an

Klein fing der Großvater einst an – ausgerüstet mit einem "Tapeziertisch mit ein wenig Equipment“, sagt Thomas Kurzke, „und dann viel im privaten Bereich.“ In den Vierzigerjahren habe er wohl zwei oder drei Mitarbeiter gehabt, den eigentlichen Aufschwung habe die Firma aber nach dem Zweiten Weltkrieg und insbesondere in den 60er- und 70er-Jahren erfahren – „da haben wir auch viel im Hafen gearbeitet. Es gab viel zu tun im industriellen Sektor und in den Büros. Ab den Siebzigern dann hatten wir viel mit der Post zu tun und mit Lebensmittelkonzernen.“ Denn dort, im Lebensmittelbereich, sei der Bedarf immer groß, sagt er: „Da darf ja auch nicht der Putz von der Wand fallen.“

Das Aufgabenfeld des Malereibetriebs befand sich also immer im Wandel, wobei einige grundlegende Arbeiten gleichbleiben: „Die Tapete muss noch immer an die Wand, nur die Art und Weise hat sich ein wenig geändert“, erzählt Thomas Kurzke. „Früher wurde auch noch jede Farbe selbst hergestellt, die wurde hier angerührt, doch das wäre heute gar nicht mehr bezahlbar. Heute sind das alles industrielle Produkte.“

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Und auch die wirtschaftlichen Bedingungen hätten sich geändert, „das hierarchische Denken löst sich langsam auf, es ist alles ein bisschen mehr auf Augenhöhe“, habe er beobachtet. Auch die Arbeitszeit sei flexibler geworden – „früher ist auch sonnabends gearbeitet worden, doch dafür finden sie keinen mehr.“ Inzwischen werde auch auf die Bedürfnisse von Elternteilen geachtet, die zum Beispiel ihre Kinder von der Kita abholen müssten: „Die betreffenden Mitarbeiter können dann vorher gehen – vor 20 Jahren gab es das nicht.“

Und wie schätzt Thomas Kurzke die Lage in zehn oder 20 Jahren ein? Als künftige Herausforderung sieht er vor allem die Fachkräftesituation, „wobei der Bedarf an Malerarbeiten nicht weniger sein wird. Eine gute Fachfirma wird immer ihren Platz haben – es wird sich aber auch zeigen, wie das Geld beim Endverbraucher da sein wird.“ Es gebe im Handwerk das Verhältnis 4:1: „Vier gehen in den Ruhestand, einer kommt nach – da weiß man, wo man in ein paar Jahren steht.“

Ruhestände stellen Malereibetrieb Kurzke vor Herausforderung

Und doch: „Ich stehe zu unserer Ausbildung. Daran sollten wir festhalten. Und nicht wie in den USA, wo es Allrounder gibt, die von allem etwas können, aber nichts richtig.“ Der Malereibetrieb Kurzke bietet für jedes Lehrjahr einem Auszubildenden einen Ausbildungsplatz an. „Doch bei Gesellen und Facharbeitern, das ist schwieriger geworden. In den nächsten Jahren stehen noch einige Ruhestände bei uns an, das wird noch eine Herausforderung bleiben.“

Was muss ein potenzieller Auszubildender mitbringen, um das Handwerk zu lernen? „Er muss ein anständiger Mensch sein“, sagt Thomas Kurzke, „es wird auf das Sozialverhalten und das Teamverhalten geschaut und ob sich der Mensch einfügen kann.“ Die Noten seien jedenfalls nicht das einzige Kriterium: "Entscheidend ist, wie sich die Leute einbringen.“ Jeder potenzielle Auszubildende absolviert erst einmal ein Praktikum, um seine Vorstellungen vom Beruf mit der Realität abzugleichen, „und in der Regel übernehmen wir die Azubis auch.“ Und damit muss die Karriere nicht schon zu Ende sein: „Die Wege sind im Handwerk viel kürzer als in der Industrie, hier kann schnell aus einem Angestellten ein Selbstständiger werden. Das ist schon etwas Besonderes.“

Zuvor lernen die Azubis Pünktlichkeit, Sauberkeit, regelmäßige Abläufe, „und dann natürlich das fachliche Können. Da führen wir sie langsam heran. Und wir arbeiten auch mit anderen Betrieben zusammen, da tauschen wir auch mal die Mitarbeiter und die Azubis aus.“

Insgesamt sei das Miteinander wichtig und die Auswahl der Mitarbeiter entscheidend, meint er: „Ein richtiges Team, eine Einheit ist wichtiger als kurzfristiges Geld – dann kann man alles erreichen.“

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