„Jungs, nicht so an der Mutti rumreißen.“ Die Botschaft ist klar formuliert und passt schon deshalb gut zu Joachim Llambi: Der Tanzexperte, vor allem bekannt als resoluter Juror der TV-Sendung „Let’s Dance“, ist ein Mann deutlicher Worte. Aber der erste Eindruck täuscht: Llambi ist heute nicht als gefürchtete Instanz angetreten in der Tanzarena. Er leitet einen Kurs für Anfänger, es geht um Salsa, und gekommen sind rund 20 Paare, die aufmerksam den manchmal flapsigen, aber immer freundlich gemeinten Worten des Experten lauschen.
20 Jahre Tanzarena
Die Veranstaltung liegt gewissermaßen mittendrin in den Bremer Aktivitäten von Joachim Llambi. Der 60-Jährige hatte bereits am Vorabend einen Kurs am Hastedter Standort der Tanzarena geleitet, und am Abend isr er zu Gast im Parkhotel. Dort wird auch getanzt, vor allem aber gefeiert: Seit 20 Jahren gibt es die Tanzschule nun, und deshalb findet ein großer Jubiläumsball in der Nobelherberge statt.
Die Feierlichkeiten werden begleitet durch ein Einladungsturnier, das viele erfolgreiche Tänzer und Tänzerinnen nach Bremen lockt. Beurteilt werden sie natürlich vom Wertungsrichter Joachim Llambi. Deshalb steht auch fest, welcher Ton die professionellen Teilnehmer am Abend erwarten wird. „Er ist ehrlich und direkt, aber das hat meistens Hand und Fuß“, findet Dana Wiesenbach. Sie ist die Geschäftsführerin der Tanzarena und hat auch die Kurse mit dem bekannten Tanzexperten organisiert. „Ich kenne Joachim Llambi lange, aber nicht gut – es ist auch für mich etwas Besonderes“, sagt Wiesenbach. Sie ist an diesem Sonnabend noch in einer anderen Funktion gefragt: Die 40-Jährige fungiert gemeinsam mit Llambi als Vortänzerin der Anfängerkurse.
Dabei erlebt Dana Wiesenbach einen gut gelaunten Joachim Llambi. Er hat den aus Let’s Dance bekannten Anzug durch ein T-Shirt ersetzt und gibt sich auch sonst ziemlich unkompliziert. „Ich möchte unterhalten“, sagt Llambi. Natürlich wollten die Kursteilnehmer auch etwas aus der Stunde mitnehmen, vor allem ginge es aber um Spaß. Und sie können Spaß, Herr Llambi? „Ja klar!“
"Der wird bestimmt meckern"
Dabei gibt es die Chance auf Salsa unter Anleitung des Experten nur, da die Veranstaltung am Freitag sehr schnell ausverkauft war. „Die Resonanz war so groß, dass wir den Sonnabend auch noch gemacht haben“, sagt Dana Wiesenbach. Aber wie geht das nun mit Joachim Llambi und ganz normalen Tänzern? Sie erwarten den prominenten Kursleiter mit einer gewissen Vorfreude, aber nicht ohne Respekt. „Der wird uns bestimmt anmeckern“, hatte etwa Anja noch vor der Stunde gemutmaßt. Sie ist mit ihrem Partner Hartmut aus Lilienthal in die Bremer City gekommen und konnte ihre Bedenken bereits vor dem Ende des Kurses über Bord werfen: „Es ist total locker und entspannt.“ Er kann Spaß, dieser Joachim Llambi. Mit ein paar launigen Sprüchen hatte er seine Tanzschüler ja bereits vor den ersten Schritten gelockert.
Verbiegen wird sich der Experte aber nicht, Llambi zeigt sich lediglich von einer anderen Seite. „Er ist privat auch ehrlich und direkt – eine nordrhein-westfälische Kaltschnauze“, sagt einer, der es wissen muss. Denn Roberto Albanese zählt nicht nur zu den Betreibern der Tanzarena. Er ist auch gut mit Joachim Llambi befreundet. „Seit 20, 25 Jahren“, schätzt Albanese. Vertieft wurde die Bindung, als der 50-Jährige in 2006 erstmals als Profitänzer an der TV-Show Let’s Dance teilnahm. In diesem Jahr gab auch Joachim Llambi seinen Einstand in der Jury des Formats, und heute ist er dort eigentlich nicht mehr wegzudenken. „Er ist im Fernsehen ein anderer Mensch“, findet Roberto Albanese allerdings. Er kennt Llambi eben auch als „sehr hilfsbereit, offen und witzig“.
Mut zur ehrlichen Kritik
So erlebt man den Tanz-Experten im TV eher selten. Wenn Joachim Llambi zu Let’s Dance antritt, dann sind seine strengen, bisweilen unnachgiebigen Urteile gefragt. Er hat auch mal ein Buch geschrieben. „Mut zur ehrlichen Kritik“, lautet der Titel. Wer so unbeirrt dem eigenen Urteil vertraut, muss sich seiner Sache sehr sicher sein. Das kommt nicht immer sympathisch rüber. Es wird allenfalls respektiert. Ist es also ein Phänomen, dass Llambi nach all den Jahren zu den beliebten TV-Stars zählt? Für den Experten selbst nicht. „Das ist ganz einfach: Die Deutschen schätzen ehrliche Worte und wollen kein Geschwurbel“, sagt Joachim Llambi.
In der TV-Show müsse er eben darauf achten, dass die „richtig Guten“ auch entsprechend gewürdigt werden und nicht in den allgemeinen Lobeshymnen untergehen. Aber heute in der Tanzarena, da läuft das ja sowieso anders: „Da ist die Bewertung gar nicht Gegenstand meiner Aufgabe“, sagt Llambi. Es geht um den Spaß. Wobei: Einmal mehr wird deutlich, dass zunächst nicht alle Spaß haben. Es sind die einige Männer, die den Eindruck größter Skepsis, bisweilen sogar Überforderung vermitteln.
"Jungs, Ihr seid ja im Wahn"
Das hat sich wohl auch heute noch nicht geändert: Frauen tanzen, weil sie es können, jedenfalls in einer Vielzahl. Männer tanzen dagegen ganz überwiegend nur deshalb, weil sie es müssen. Dafür lernen sie schneller, und Joachim Llambi macht es ihnen angesichts seines nachsichtigen Coachungs auch leicht. „Ich weiß genau, dass er mich beobachtet hat, aber dann hat er seine Kritik ganz allgemein gehalten“, sagt Hartmut aus Lilienthal. Es dauert jedenfalls nicht lange, bis auch nahezu alle männlichen Teilnehmer ein paar sehr ordentliche Salsa-Schritte hinbekommen. Die Frauen nehmen es erleichtert zur Kenntnis, und der bekannte Kursleiter ist sogar begeistert: „Jungs, Ihr seid ja im Wahn.“