Werner Krüger ist Bremer. Bevor er 1974 beim Gesamthafenbetrieb GHB anfing, hatte er schon eine Bäckerlehre gemacht und drei Jahre als Tierpfleger in der Zooabteilung bei Karstadt gearbeitet. Er erinnert sich an seine Zeit im Hafen: „Wir haben Stauereiarbeiten auf Schiffen gemacht und Umschlag an Land, Wolle wiegen und Kaffee schmeißen und solche Sachen. So ein Kaffeesack, der wog 70 Kilo. Das gibt es heute gar nicht, heute kommt das alles in big bags in Containern.
Diese Säcke haben wir vom Schiff in die Brooken geworfen, das waren Leinenschürzen mit dicken Tauen an den Seiten, da kamen 16 Kaffeesäcke rein und die wurden dann mit dem Kran an Land gedreht und auf Paletten gepackt. Der Hafenarzt hat uns als Tipp gesagt: Kreuz gerade lassen, in die Knie gehen, dann passiert auch nichts. Aber machen Sie mal 500 Kniebeugen!
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Werner Krüger
Wir haben alles gelöscht: Kaffee, Wolle, Tabak, Früchte, Fischmehl, Rohre, Stückgut, Schwergut, alles was man bewegen konnte, haben wir auch gelöscht. Man hat gut verdient – so umgerechnet 1800 Euro im Monat, und Extraschichten konnte man auch machen zwischen sonnabends um 14 Uhr und montags um 6 Uhr, das waren zusätzliche Schichten, die wurden auch mit 30 Prozent Aufschlag gut bezahlt. Da haben die Leute Schlange gestanden, weil man gutes Geld verdienen konnte.
Nach sechs Jahren habe ich meinen Hafenfacharbeiter im Gesamthafenbetrieb gemacht, da hat man noch ein paar Mark mehr verdient. In der Hafenfachschule gab es Unterschiede: Wer in einem reinen Stauereibetrieb arbeitete, musste Hafenumschlag lernen, und die Arbeiter in den Lagerhäusern haben nur Landseitenumschlag gelernt; als Facharbeiter hat man beides gelernt. Wir mussten also für das gleiche Geld mehr lernen – was es für Waggons gibt und wie die zu beladen waren zum Beispiel. In der Praxis hat aber kein Mensch danach gehandelt. Da hieß es: ,Da steht ein Waggon, pack das da drauf – und gut.‘
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Mehr über die Arbeit im Hafen gibt es im neuen Magazin.
Richtige Knüppelarbeit war das Abladen von Baumwolle. Die Ballen, die sind fast mit einem spazieren gegangen, die waren größer als man selbst und haben an die 200 Kilo gewogen. Die haben wir aufgestellt, Seile herumgemacht, und dann wurden die mit dem Kran an Land gezogen und dort mit der Sackkarre auseinandergefahren. Die Küper, also die Seegüterkontrolleure, haben Proben genommen, gewogen und die Baumwolle dann zur Börse geschickt. Einmal im Jahr war Versteigerung, da kamen ja Fachleute aus aller Welt, um zu kaufen. Ja, die Arbeit war zwar manchmal schwer, aber es war nie langweilig. Es gab selten zwei Tage hintereinander, an denen man dasselbe gemacht hat.“
[***] Dieses ist eine gekürzte Version des deutlich längeren Originaltextes. Den vollständigen Text und fünf weitere Porträts finden Sie in unserem Magazin.