Noch gut sechs Wochen bis zur Bundestagswahl am 23. Februar – und das wird ab Sonntag auch auf Bremens Straßen und Plätzen deutlich sichtbar. Ab dann darf nämlich plakatiert werden, womit Köpfe und Slogans der Parteien in den Stadtteilen greifbar werden – mit Ausnahme des Blocklands, wo es traditionell ein parteiübergreifendes Nichtplakatier-Abkommen gibt. Auch im Bremer Westen ist der Wahlkampf aber längst angelaufen. So werben seit Dezember einige Parteien an Infoständen und beim Haustürwahlkampf um die Stimmen der Wählerinnen und Wähler.
SPD: "Wir fangen jetzt auch mit dem Tür-zu-Tür-Wahlkampf an"
Über die politischen Inhalte bei dieser Wahl wird auf Bundesebene entschieden – der Wahlkampf aber wird im Wesentlichen jeweils von der Basis der Parteien getragen. Bei der SPD etwa sind dies im Bremer Westen die drei Ortsvereine Findorff, Walle und Gröpelingen/Oslebshausen. „Die sind auch alle sehr aktiv und machen Infostände, vor Weihnachten gab es bei allen drei Ortsvereinen Nikolaus-Verteilaktionen. Wir fangen jetzt auch mit dem Tür-zu-Tür-Wahlkampf an. Da ist das Ziel, bremenweit zehn Prozent der Haushalte zu erreichen“, sagt der Waller SPD-Beiratspolitiker Sebastian Schmugler, der seit 1. Januar Landesgeschäftsführer der Bremer SPD ist. Im Bremer Westen sei die Zielquote sogar noch etwas höher, da dort der Zuspruch für die Partei besonders groß sei. Beim Haustürwahlkampf gehe es vor allem um Mobilisierung als um Überzeugungsarbeit, so Schmugler: „Denn es nützt nichts, wenn die Leute die SPD gut finden – sie müssen vor allem raus und wählen gehen.“ Der SPD-Landesgeschäftsführer hält den Haustürwahlkampf für besonders spannend und eine der wichtigsten Aktivitäten im Wahlkampf: „Weil man da in sehr direktem Kontakt mit den Leuten ist. Man muss natürlich einen vernünftigen Eindruck bei ihnen machen.“ Gelinge dies, dann blieben solche Gespräche manch Angesprochenem womöglich lange in guter Erinnerung.
CDU: "Aufgrund der Kürze der Zeit brauchen wir die sozialen Medien"
Bei der CDU gibt man sich entspannt. „Wir haben gesagt: Vor Weihnachten machen wir nichts“, sagt die Waller Bürgerschaftsabgeordnete Kerstin Eckhardt, die auch Vorsitzende des CDU-Stadtbezirksverbands Bremer Westen ist: „Wir starten am Sonntag mit dem Plakatieren und dann geht es auch mit den Infoständen los. In erster Linie fangen wir dabei in Findorff an. Denn auf dem Findorffer Wochenmarkt ist die Frequenz am höchsten, dort erreichen wir auch viele Waller und Gröpelinger.“ Um sich gegen kalte Temperaturen und Regen zu schützen, werden die Wahlkampfteams aktuell mit Schals und Sonnenschirmen in Cadenabbia-Türkis – der Farbe der Bundes-CDU – ausgestattet. Auch die West-CDU wird mit ihren Kandidaten an Haustüren klingen und setzt im Wahlkampf außerdem auf einen Podcast und einen eigenen Youtube-Kanal, so Eckardt: „Wir haben Leute, die darauf Lust haben. Und aufgrund der Kürze der Zeit brauchen wir die sozialen Medien auch.“
Grüne: "Die Stimmung im Team war ganz gut"
Auch die Geschäftsführerin der Bremer Grünen gehört dem Waller Beirat an – Maike-Sophie Mittelstädt ist dort Sprecherin der Grünen-Fraktion. Ihr zufolge startet der im Sommer neu gegründete Grünen-Kreisverband Bremen-West für die Stadtteile Findorff, Gröpelingen, Walle und Blockland am kommenden Wochenende mit seinen Aktivitäten: „Wir hatten am Dienstag ein Auftakttreffen, die Stimmung im Team war ganz gut. Am Samstag wollen einige Leute in Findorff Flyer verteilen und am Sonntag werden dann Plakate aufgehängt.“ In den kommenden Wochen wolle das Team den Bürgerinnen und Bürgern dann auch an Infoständen auf den Wochenmärkten Rede und Antwort zu ihren Fragen stehen. Neben knapp 20 Teilnehmerinnen und Teilnehmern aus anderen Stadtteilen hätten sich außerdem vier bis fünf Parteimitglieder aus dem Bremer Westen zum Haustürwahlkampf-Workshop angemeldet, bei dem sie sich am morgigen Freitag auf ihren Einsatz in den kommenden Wochen vorbereiten. „Und der Bundesverband macht auch noch digitale Workshop-Angebote“, so Mittelstädt, für die die Gespräche an der Tür „mit die schönste Wahlkampfform“, sind: „Weil man dabei viel rumkommt und den Überraschungseffekt auf seiner Seite hat.“
Sitzungssaal wird zur Briefwahlstelle
Die anstehende Wahl macht sich auch im Ortsamt West im Walle-Center seit einiger Zeit bemerkbar –zum Beispiel in Form von Anfragen aus dem Ordnungsamt, bei denen es unter anderem um die Genehmigung von Standorten für Großflächenplakate ging. Ab 10. Februar wird außerdem wie schon bei der Europawahl der Sitzungssaal im dritten Stock zur Briefwahlstelle. An fünf Tagen pro Woche sind dann Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des Landeswahlamtes vor Ort, um Bürgerinnen und Bürger von 9 bis 17 Uhr auf Wunsch Unterlagen für die Briefwahl auszuhändigen. Diese können bis zum 21. Februar, dem Freitag vor dem Wahlsonntag, direkt vor Ort ausgefüllt und abgeben werden. Knapp drei Wochen lang wird das Team um Ortsamtsleiterin Cornelia Wiedemeyer deshalb tagsüber auf den Saal verzichten müssen. Für Fachausschusssitzungen ab 18 Uhr wird er Wiedemeyer zufolge aber weiterhin genutzt werden können.
Bis zum Wahltermin stehen in zwei Stadtteilen Beiratssitzungen an: Der Gröpelinger Beirat tagt am 5. Februar und in das Waller Stadtteilparlament am 13. Februar. Wahlkampfbedingt könnte dabei der Ton innerhalb der Fraktionen vorübergehend etwas schärfer werden als gewohnt, vermutet Wiedemeyer. Der Findorffer Beirat wiederum wird bei seiner nächsten Sitzung am 25. Februar dann schon das amtliche Wahlergebnis kennen.