Wenn Melanie Öhlenbach auf verschlungenen Pfaden durch die wild wuchernden Brombeerbüsche auf dem Gelände des Waller Umweltpädagogik-Projekts (Wupp) stromert, kann sie sich immer wieder neu für die Natur begeistern: "Diese Farben, die unterschiedlichen Formen und diese Vielfalt, man kann Vogelstimmen hören und alles anfassen", schwärmt sie in der frischen Luft und kürzt mit ihrer mitgebrachten Gartenschere im Vorbeigehen lange Zweige, die Erwachsenen den Weg versperren.
"Hier kann ich wunderbar entschleunigen", sagt die 42-Jährige und vernascht nebenbei ihre erste gepflückte reife Frucht: "Superlecker! Das sind Brombeeren ohne Autoabgase, die liebe ich."
Die begeisterungsfähige Redakteurin, die beim WESER-KURIER ausgebildet worden ist und seit 2017 hauptberuflich als freie Journalistin und Autorin über die Themen Garten und Nachhaltigkeit schreibt, genießt den rund 7500 Quadratmeter "großen grünen Raum" mit Dschungelcharakter mit allen Sinnen. "Ich gehe hier gerne spazieren", sagt Melanie Öhlenbach. "Es ist eher Natur als Garten, und zu jeder Jahreszeit verändert sich etwas."
Ebenso gut gefällt ihr das Mittun auf dem Naturerlebnisgelände im Kleingartengebiet beim Waller Fleet. In ihrer Freizeit hilft die Findorfferin seit fünf Jahren bei der Geländepflege und kommt dafür mit dem Rad angesaust. "Das ist ein toller Ausgleich für mich", so Öhlenbach. Leider sei Müllsammeln fast immer die erste Aufgabe, sagt sie seufzend und erklärt: "Das Gelände ist für jeden immer offen, leider nimmt aber nicht jeder seinen Dreck wieder mit."
Die zweite Dauerbaustelle – und "größte Herausforderung" – ist offensichtlich das Beschneiden der Brombeerbüsche, die ohne Kürzen das Areal komplett überwuchern würden. "Das Schöne ist, dass ich bei Arbeitseinsätzen viele andere Menschen treffe, die gemeinsam etwas bewegen", erzählt die 42-Jährige und hat auf diese Weise neue Kontakte geknüpft. "Und ich lerne jedes Mal etwas dazu."
Lustigerweise sei sie über die Onlinesuche nach Standorten, wo die blauschwarzen Früchte wachsen, auf das Umweltpädagogikprojekt gestoßen, schildert Melanie Öhlenbach, die daraus ihre Lieblingsmarmelade kochen wollte. Zu der Zeit suchte sie gerade eine Freiwilligenarbeit. "Ich finde Ehrenamt wichtig und weiß aus meiner Stadtteilarbeit, wie schwer es solche Projekte haben", erklärt Melanie Öhlenbach. "Für mich war wichtig, dass es nichts mit meinem Job zu tun hat." Sie wollte einfach mal weg vom Schreibtisch.
Daher wandte sich die Findorfferin Ende 2017 an die Engagementberatung der Freiwilligen-Agentur in der Stadtbibliothek, nannte ihre persönlichen Vorstellungen – und bekam zwei passende Vorschläge. Sie hat sich für Wupp entschieden und durfte nach ihrem ersten Anruf sofort zur internen Freiwilligen-Runde dazustoßen. "Das ist total flexibel, ich mache mit, wenn es passt", betont die 42-Jährige.
Das von der Umweltsenatorin unterstützte Projekt ist beim Schulförderverein der Schule am Pulverberg angedockt und soll die Umweltbildung von Kindern fördern. Doris Pettersson ist als Ideengeberin und Koordinatorin mit 25 Stunden die einzige festangestellte Kraft dafür. Aktuell acht Umweltpädagogen unterstützen sie auf Honorarbasis bei der Umsetzung des vielfältigen Programms – vom Papierschöpfen bis zum Erforschen der Welt der Spinnen und Insekten.
"Das Naturerlebnis beginnt schon damit, mal einen morschen Baumstamm hochzunehmen und zu gucken, was darunter kreucht und fleucht", findet Melanie Öhlenbach und demonstriert das gleich spontan. Die Journalistin findet, dass das naturbelassene Terrain ein "Paradies für Stadtkinder" ist und ist von deren Forscherdrang und Fantasie fasziniert.
"Kinder brauchen gefühlt nichts zum Spielen", so die Wahlbremerin, die in einem kleinen Dorf bei Tauberbischhofsheim auf einem Hof mit Kaninchen, Hühnern, Gemüsegarten und Streuobstwiesen aufgewachsen ist. Da war es selbstverständlich, dass sie bei der Versorgung der Tiere und Ernte helfen musste. Wer einmal auf einen Baum geklettert ist, mit Wasser gematscht, sich richtig dreckig gemacht oder in der Natur Verstecken gespielt hat, weiß, was sie meint und versteht ihre Begeisterung für die Wupp-Wildnis mit Wasserpumpen, Weidentunnel und -tippi, Barfußpfad und (derzeit gesperrtes) Baumhaus.
Die erfahrene Volkshochschuldozentin unterstützt von daher ebenso gern das Wupp-Pädagogenteam beim Spielen, Basteln oder Bauen mit Kindern. Beim Vogelhausbau halte sie mal eine Latte, fällt ihr da ein. Oder die Bepflanzung der Kräuterspirale oder einiger Beetinseln mit Kindern im vergangenen Jahr.
Das findet sie selbst spannend. Denn die Journalistin experimentiert gern mit Pflanzen. Die Findorfferin hat sich im Februar 2014 unter der Prämisse "Es muss essbar sein!" einen Balkon-Garten angelegt. Erfolge und Niederlagen und ihr durch jahrelange fachliche Recherche angereichertes, fundamentales Wissen teilt Melanie Öhlenbach seither mit anderen "Urban Gardening"-Interessierten über ihren Blog "Kistengrün".