Die Waller CDU möchte den Europahafen attraktiver machen und hat dazu verschiedene Ideen in den Beirat hineingetragen. Darüber, wie das maritime Flair rund um das etwa eineinhalb Kilometer lange Hafenbecken noch gesteigert werden könnte, ist nun im Waller Beirat mit Vertretern der Wirtschaftsförderung und Hafenkapitän Jens Wirdemann diskutiert worden, der die Marina betreibt.
Konkret hatte die CDU-Fraktion fünf verschiedene Maßnahmen angeregt: Die Einrichtung einer Schiffswasser-Entsorgungsstation, eine Food-Meile mit Fisch-Snacks entlang der Promenade, den Ausbau der vorderen Pier im Hafen, um eine Anlegestelle für größere Schiffe zu schaffen sowie das Angebot, dass an der Weser beheimatete Traditionsschiffe an drei Tagen im Jahr kostenlos in der Überseestadt übernachten dürfen. Außerdem könne doch ein Traditionsschiff wie etwa die Hansekogge dauerhaft in den Europahafen geholt werden – „liegend oder fahrend“.
Mehr Hingucker und vielleicht auch mal ein Vegesacker Traditionssegler im Europahafen, das fände mit Sicherheit Befürworter im Stadtteil. Es gibt aber einen Haken: Noch ist unklar, ob die Straßenbahn zukünftig über das Hafenbecken hinüberfahren wird. Eine Machbarkeitsstudie zu verschiedenen Streckenführungen ist just abgeschlossen worden, die Ergebnisse werden bei der nächsten Waller Beiratssitzung am Donnerstag, 2. Dezember, präsentiert.
Was dazu schon jetzt bekannt ist: Zwei mögliche Straßenbahnrouten könnten durch die Konsul-Smidt-Straße verlaufen, zwei andere über die Überseeinsel und eine Brücke über den Europahafen – was natürlich Auswirkungen auf das Geschehen im Hafenbecken hätte. Bis der Streckenverlauf für die Straßenbahn endgültig feststehe, bedürfe es zwar noch einer ausführlichen Prüfung, sagt Ole Brennecke von der Wirtschaftsförderung Bremen (WFB). „Aber so lange man nicht weiß, wo die Reise hingeht, wird man da nicht investieren.“ Doch selbst wenn die Straßenbahn am Ende nicht über den Europahafen geführt wird: Langfristig ist ohnehin eine Querungsmöglichkeit über das Hafenbecken für Fußgänger und Radfahrer angedacht.
Die Folgen wären gravierend, wie Hafenkapitän Jens Wirdemann beschreibt: „Wenn wir eine feste Brücke mit einer Durchfahrtshöhe von sechs Metern bekämen, würde das bedeuten, dass wir nur noch Motorboote aufnehmen könnten. Auch Traditionsschiffe könnten dann nicht mehr einlaufen. Das wäre das Aus für den Hafen in der Art, wie er heute ist“, sagt er.
Tatsächlich könnten Wirdemann zufolge auch heute schon große Schiffe im Europahafen festmachen, die technischen Voraussetzungen wie zum Beispiel große Anlegepontons und eine Vakuumanlage für Abwasser gebe es bereits. So konnte 2015 die Dreimast-Bark „Alexander von Humboldt“ mit ihren grünen Segeln im Europahafen bewundert werden, bevor sie 2016 an die Schlachte umzog. Im Dezember 2016 hatte die 70 Meter lange, zehn Meter breite und 13 Meter hohe Arche Noah über die Weihnachts- und Neujahrsfeiertage in der Überseestadt festgemacht, und in diesem Frühjahr war die in der Fassmer-Werft in Berne gebaute „Hanse Explorer“ da. Das kleinste je in Deutschland gebaute Kreuzfahrtschiff.
Wäre es eine Option, größere Schiffe wie diese in Zukunft weiter vorne im Hafenbecken anlegen zu lassen? Dafür bräuchte man eine andere Art von Wellenbrecher, so Wirdemann: „Aber wer bezahlt das? Und die Frage wäre auch, wie es wirkt, wenn wir Schiffe da vorne liegen hätten.“ Viele Leute kämen eigens in die Überseestadt, um Boote zu gucken, weiß Wirdemann aus diversen Gesprächen mit Besucherinnen und Besuchern.
Gerne würde er die Marina deshalb weiter ausbauen. „Wir könnten die Anzahl der Boote deutlich vergrößern, es gibt auch entsprechende Anfragen. Aber so lange wir nicht wissen, welche Art von Brücke entsteht, gehen wir da gar nicht in die Planung.“
Eine bessere Anbindung der Überseestadt an den öffentlichen Personennahverkehr und die Marina dürften grundsätzlich nicht gegeneinander ausgespielt werden, so die abschließende Bilanz der stellvertretenden Beiratssprecherin Brunhilde Wilhelms (Grüne) am Ende dieser Diskussion: „Eine Brücke für Radfahrer und Fußgänger kommt ja wohl auf jeden Fall. Das sollte dann eine Klapp- oder Schwenkbrücke sein. Und vielleicht findet sich ja ein Traditionsschiff, das im Europahafen festmacht, bis die Brücke kommt.“ Jens Wirdemann würde sich freuen, wenn es tatsächlich so käme: „Wir haben die Anlegemöglichkeit, den Platz, die Tiefe – und im Moment auch noch die Höhe.“