„Wenn man durch den Kampfhuhnweg auf das Gewerbegebiet Bayernstraße zukommt, dann wird es spürbar wärmer“, weiß Katharina Rosenbaum, Geschäftsführerin des Landesverbandes der Gartenfreunde. Dies zeigt anschaulich: Kleingartengebiete dienen nicht nur zur Erholung, sondern helfen außerdem, die Folgen des Klimawandels in Städten zu lindern.
Und genau diese Erfahrung konnten nun auch Kirsten Kappert-Gonther, Uwe Schmidt und Doris Achelwilm – die Spitzenkandidaten von Grünen, SPD und Linken bei der Bundestagswahl am 26. September – machen. Kürzlich waren sie nämlich mit dem „Bündnis für eine lebenswerte Stadt – Grünes Bremen“ im Bremer Westen unterwegs und befuhren auf einer Radtour vom Kleingartenverein Walle in Richtung Findorff unter anderem den Kampfhuhnweg.
Gut sieben Wochen vor der Wahl wollten die Mitglieder des Bündnisses, dem verschiedene „grüne“ Vereine und Verbände angehören, den Blick der Politiker gezielt auf „Brennpunkte der Stadtnatur“ lenken und mit ihnen über die Klima- und Überflutungsvorsorge und die Bedeutung von Stadtgrün, Stadtnatur und Kleingartengebieten in Zeiten von Klimawandel und Corona-Pandemie diskutieren. Denn auch in Bremen werden Starkregen und Hitzeperioden zunehmen. Schon jetzt sind auch hierzulande Temperaturen von 38 oder 40 Grad möglich. Immer wichtiger werden dementsprechend städtische Grünflächen, die als Hitzepuffer und Wasserspeicher fungieren.
Insgesamt machen Bremens Parzellengebiete Rosenbaum zufolge eine Fläche von insgesamt 1040 Hektar aus: „Das ist ein Drittel von Bremens Grünflächen und das gilt es zu erhalten. Bei uns sind Gärten für einen Pachtzins von 18 Cent pro Quadratmeter zu bekommen. Das ist nichts, wenn man es mit Ferienhausgebieten vergleicht.“
Eines Tages könnte allerdings das Gewerbegebiet Bayernstraße über den Unionweg hinaus Richtung Autobahn A27 ins Parzellengebiet hinein erweitert werden. Käme es tatsächlich so, dann wäre das dramatisch, unterstrich Rosenbaum mit Blick auf die teils fensterlosen Produktionshallen am Hohweg: „Dort, wo solche Hallen gebaut werden, wird auch das Gelände versiegelt – das ist totes Gelände.“ Denn weder kann dort bei Starkregen Wasser versickern, noch gibt es Schatten spendende Bäume.
Bündnis-Sprecher Ulf Jacob betonte: „Um Überflutungsfolgen sowie Hitzefolgen zu reduzieren und die damit verbundenen Gesundheitsgefahren zu verringern, brauchen wir mehr Stadtgrün, Frischluftschneisen, Gebäudebegrünung und Wasserflächen. Die Devise ist Entsiegeln und nicht mehr Versiegeln!“
Die Realität sehe aber anders aus, bedauert Gotthard Storz, Vorsitzender des Landesverbandes deutscher Landschaftsarchitekten: „Zwischen Güterverkehrszentrum und den Gewerbepark Hansalinie sind 25 Jahre, aber ich kann keinen Unterschied erkennen. Das ist das Erschreckende: Dass so etwas heute noch genauso gemacht wird: keine Fassadenbegrünung, keine Dachbegrünung, keine Parkhäuser.“
Als positives Gegenbeispiel nennen Jacob und Storz das Konzept der Schwammstadt, in der Regenwasser vor Ort aufgenommen und gespeichert wird, anstatt es schnellstmöglich in die Kanalisation zu leiten. Erste Schritte in diese Richtung wurden 2015 bei der Kanalsanierung und anschließenden Umgestaltung der Münchener Straße in Findorff gemacht, wo die Fahrradtour im Klimacafé endete. Dort zeigten sich die drei Spitzenkandidaten einig: Die Ausfahrt habe anschaulich gezeigt, dass Klimaschutzmaßnahmen dringend notwendig seien.