Frau Wiedemeyer, Ende Februar haben die Beiräte aus Findorff, Walle und Gröpelingen Sie zur neuen Ortsamtsleiterin gewählt. Wie zufrieden sind Sie mit Ihrem Wahlergebnis?
Cornelia Wiedemeyer: Ich habe 33 von 40 Stimmen bekommen, das ist eine deutliche Bestätigung – fraktions- und beiratsübergreifend. Mit diesem Rückenwind macht das neue Amt natürlich Spaß. Ich möchte jetzt meine Kraft da reinstecken und vielleicht dazu beizutragen, dass die Arbeit der Beiräte mehr gewürdigt wird, dass die Bürger die Beiräte als Ansprechpartner für ihre Anliegen erkennen und dass Beiratsbeschlüsse in der Verwaltung ernstgenommen werden.
Bei Ihrer Kandidatur haben Sie über sich gesagt: „Politik macht mir Spaß“. Wie sind Sie zur Politik gekommen?
Nach der Geburt meines Sohnes habe ich Mitte der 80er-Jahre Gröpelingens erste private Kindergruppe im Verein Kinder Leben gegründet. Dort war ich zehn Jahre Vorsitzende und habe miterlebt, wie viel Aufwand und Bürokratie die Gründung von Kindergruppen in Bremen bedeutete. Das wollte ich ändern, und so bin ich 1991 zum Ortsamt marschiert und habe zu dem damaligen Leiter Bernd Peters gesagt: Ich würde gerne im Beirat mitmachen. Der antwortete, der Weg dorthin führe eigentlich über eine Partei. Da ich damals Stipendiatin der Friedrich-Ebert-Stiftung war, kam für mich nur die SPD infrage. Ich trat dort also ein. Kurze Zeit später musste gerade der SPD-Landesvorstand neu gewählt werden und ich wurde gefragt, ob ich als Beisitzerin kandidieren möchte. Ähnlich spontan kam ich 1995 in die Bürgerschaft. Ich habe das immer sehr gerne gemacht, bin aber aufgrund der "Zwölfender-Regelung" , einer internen Regelung der SPD, die Amtszeit auf zwölf Jahre zu beschränken, 2007 ausgeschieden.
Wie sehen Sie Ihre neue Rolle als Ortsamtsleiterin?
Als Ortsamtsleiterin werde ich nicht die sein, die Politik macht. Aber die, die die Beiräte dabei unterstützt. Und: Ich sitze ich hier jetzt nicht als SPD-Vertreterin – auch wenn alle wissen, dass ich bei der SPD bin – sondern als Vertreterin des Beirats und seiner demokratischen Fraktionen.
Sie sind unter anderem auch seit 25 Jahren Vorsitzende des einst von Ihnen gegründeten Vereins Gröpelingen Marketing. Bleiben Sie dort in dieser Funktion?
Dieses Amt lasse ich zunächst ruhen und strebe beim Gröpelingen Marketing eine Jahreshauptversammlung mit Neuwahlen spätestens im November an. Denn ich möchte nicht in Interessenskonflikte kommen – zum Beispiel, wenn es um die Vergabe von Globalmitteln der Beiräte geht und Gröpelingen Marketing sich um solche Mittel bewirbt.
Was war Ihre erste Amtshandlung als neue Ortsamtsleiterin?
Als erstes habe ich ausprobiert, ob mein Laptop funktioniert. Und tatsächlich konnte ich mich sofort einloggen, es funktionierte alles, und es waren sogar schon die ersten E-Mails für mich eingegangen – unter anderem ging es dabei um eine Einwohnerversammlung in Findorff, die wir zum Bau der neuen Kita an der Bezirkssportanlage organisieren müssen. Ich hatte auch schon mehrere Termine. Unter anderem habe ich die ersten Grußworte gesprochen: zum 100. Geburtstag der Hoffnungskirche in Walle und der Eröffnung der neuen Kita in der Lindenhofstraße. In der zweiten Woche waren dann mehrere Sitzungen, darunter eine zur Sicherheitspartnerschaft Gröpelingen. Die ersten Tage waren ganz schnell vorbei.
Wie arbeiten Sie sich jetzt inhaltlich in die Belange der drei Stadtteile ein?
Ich wohne seit 40 Jahren im Bremer Westen – erst in Walle, seit 1990 in Gröpelingen und ab Ende des Jahres in Findorff – und habe das Geschehen dort immer schon sehr aufmerksam verfolgt. Nach meiner Wahl habe ich mir nun auch noch mal sehr intensiv die Protokolle der letzten Beirats- und Fachausschusssitzungen angeschaut. Wie meine Vorgängerin Ulrike Pala werde ich mich weiterhin persönlich um den Fachausschuss Überseestadt kümmern und mich alsbald mit den neuen Beiräten zusammensetzen, denn ich möchte ja wissen, mit wem ich es da zu tun habe. In den konstituierenden Sitzungen Ende Juni / Anfang Juli werden außerdem auch die Fachausschüsse gewählt, da bleibt zur Vorbereitung also wenig Zeit. Unter anderem muss aber darüber nachgedacht werden, wie viele Fachausschüsse es sein sollen und ob man zum Beispiel den Fachausschuss Quartiersentwicklung in Walle weiterhin braucht, wo es dort nun ja mittlerweile eine eigene Quartiersmeisterei gibt. Denn es gibt immer nur eine Stadtteilsachgebietsleitung, und je mehr Fachausschüsse wir haben, umso mehr muss diese sich um die Organisation der Sitzungen kümmern und kann umso weniger Dienstleister in Beiratsbelangen sein. Um die internen Abläufe im Ortsamt kennenzulernen, habe ich schon mehrere Stunden mit den Beschäftigten zusammengesessen. Die Sommerferien würde ich gerne nutzen, um gemeinsam mit den Mitarbeitern herauszufinden, wie bei der Organisation des Ortsamtes, in der Zusammenarbeit mit den Beiräten und vor allem auch bei der Digitalisierung etwas verändert werden kann. Es gibt hier immer noch furchtbar viel Papier.
Apropos Mitarbeiter: Aktuell sind drei Stellen im Ortsamt nicht besetzt. Wie geht es damit weiter?
Wir haben momentan eine Springkraft, die uns unterstützt. Die Stelle der Stadtteilassistenz für Gröpelingen wird zum 1. Juli wieder besetzt und für den Bereich Jugend und Bildung in allen drei Stadtteilen läuft das Auswahlverfahren. Ich rechne damit, dass wir da im Herbst mit der Besetzung so weit sind.