Das Jahr 2020 fing nicht vielversprechend an – doch es entwickelte sich erfreulicher als gedacht: So das Fazit aus Sicht des Vereins der Waller Geschäftsleute. „Wir haben viel mehr geschafft, als ich erwartet hätte“, bilanzierte der Vereinsvorsitzende Alex Becker anlässlich der Jahreshauptversammlung. In den vergangenen Monaten hatte der Verein zwei Projekte angeschoben, von denen sich das eine bereits als Erfolg erwiesen hat – und auch in das andere setzt man hohe Erwartungen. „Ich bin guter Dinge, dass Walle die Krise besser bewältigt hat als gedacht“, lautete die optimistische Einschätzung des Vereinsvorstands. Großen Gesprächsbedarf hatten die Vereinsmitglieder anscheinend nicht: Nur ein rundes Dutzend war der Einladung auf den Panzenberg gefolgt.
Mit Krisenbewältigungsstrategie Nummer Eins war Becker bereits am Versammlungsort im BSV-Stadion angekommen: „Lasten-Walli Zwei“ ist eine direkte Folge der Aktion, die der Verein der Waller Geschäftsleute vor einem guten Jahr ins Leben gerufen hat. Mit Unterstützung der Wirtschaftssenatorin, die ein Programm zur Förderung von Lieferdiensten in den Stadtteilen aufgelegt hatte, konnte ein Lastenrad mit Elektromotor angeschafft werden. „Das Konzept funktioniert“, berichtete der Vereinsvorsitzende jetzt der Versammlung. Das Angebot, das seit August 2020 nicht nur von den Geschäftsleuten im Stadtteil, sondern auch von ihrer Kundschaft genutzt werden darf, wurde nicht nur in den Monaten des Lockdowns so gut angenommen, dass sich der Verein entschloss, aus eigenen Mitteln eine zweite „Lasten-Walli“ anzuschaffen, und neben dem Standort bei Zweirad Dutschke am Waller Ring einen zweiten Standort vor dem Lokal „Hart Backbord“ an der Vegesacker Straße einzurichten.
Beide Lastenräder sind buchbar über die Homepage www.lastenwalli.de. Falls sich die Nachfrage weiterhin so erfreulich entwickele, sei ein Ausbau des vereinseigenen Fuhrparks und der Standorte im Stadtteil nicht ausgeschlossen, so Becker.
Die zweite Vorsitzende Imme Gerke präsentierte Projekt Nummer Zwei, für das sie die Federführung übernommen hatte: Eine städtische Förderung, die Unterstützung durch den Großmarkt Bremen sowie das Wohlwollen der ansässigen Marktbeschicker ermöglichten die Anschaffung eines Marktpavillons, der künftig an den Markttagen Dienstag, Donnerstag und Sonnabend von den Vereinsmitgliedern genutzt werden kann. Auf- und Abbau übernehmen jeweils Freiwillige aus dem Verein, um die praktischen Hürden für die teilnehmenden Unternehmen so gering wie möglich zu halten, erklärte Gerke.
Der Verein verfolgt mit dem Angebot zwei Ziele: Einerseits soll die Präsenz auf dem Markt den Geschäften aus dem Stadtteil eine Gelegenheit bieten, sich vorzustellen, und ihre Produkte neu und anders zu „vermarkten“. Auf der anderen Seite habe man aber auch den Wochenmarkt selbst im Blick, der in den vergangenen Jahren „etwas eingeschlafen” sei, so Gerke. Mit dem eigenen, möglichst abwechslungsreichen Angebot erhoffe man sich mehr Attraktivität für die Szenerie am Wartburgplatz, um neue, jüngere Kundengruppen und auch weitere Anbieter anzulocken. „Wir alle wünschen uns, dass der Waller Wochenmarkt erhalten bleibt”, schloss Gerke.
Unter den Vereinsmitgliedern sei das Projekt bereits auf großes Interesse gestoßen. Kontakt zur Organisatorin und weitere Informationen zu Terminvereinbarungen und Prozedere laufen über die Vereinshomepage www.waller-geschaeftsleute.de.
Kassenwart Martin Sievers konnte den anwesenden Vereinsmitgliedern einen Jahresabschluss mit einem Polster von knapp 5000 Euro vorlegen. Das langjährige Vorstandsmitglied hatte bereits im vergangenen Jahr seinen Abschied aus beruflichen Gründen angekündigt. Die Buchhaltung des Vereins wird nun Versicherungsfachwirt Marc Schmidt (Ergo Agentur, Waller Ring) übernehmen. Eine unausgeglichene Bilanz musste der Verein bei der Entwicklung der Mitgliederzahlen verbuchen: Elf Austritte standen im Jahr 2020 fünf Neumitgliedern gegenüber. Mit aktuell 78 Vereinsmitgliedern ist man vom Ziel, die Hundertermarke zu erreichen, um einiges weiter entfernt als noch vor einigen Jahren. Bei den Austrittsgründen habe die Pandemie eher eine zweitrangige Rolle gespielt, wusste Becker. Kündigungsgründe seien mehrheitlich Ortswechsel oder planmäßige Ruhestände. Zurückgeworfen habe die Pandemie mit ihren Beschränkungen vielmehr die persönliche Kontaktaufnahme zu potenziellen neuen Mitgliedern.