Ein überraschendes – und nicht eben unbedeutendes – Detail zum Bau des neuen „Europaquartiers“ auf dem ehemaligen Gelände des 400 Meter langen Schuppen 3 ist kürzlich im Fachausschuss Überseestadt des Waller Beirats bekannt geworden. Anders als ursprünglich geplant, soll demnach das östliche Drittel des in den 1950er-Jahren errichteten Lagergebäudes an der Konsul-Smidt-Straße – das sogenannte Bauteil A – nun offenbar doch nicht erhalten werden.
Dies sei aus bautechnischen und wirtschaftlichen Gründen leider nicht möglich, sagt Nicole Braun vom Büro BPW Baumgart+Partner, das das derzeit laufende Verfahren zur Bebauungsplanänderung organisiert und betreut. Die historische Kranbahn und die vordere Tragstruktur blieben aber stehen, ergänzte dazu Stadtplanerin Georgia Wedler aus der Baubehörde.
Der Bremer Bauunternehmer Kurt Zech hatte das Immobilienprojekt in der Überseestadt wie berichtet im März von Investor Ingo Damaschke beziehungsweise dessen Asset Firmengruppe übernommen und als Kooperationspartner das Unternehmen Justus Grosse mit ins Boot geholt. Noch in diesem Jahr hofft Wolfrat Voigt von der Gustav-Zech-Stiftung mit dem Bau beginnen zu können: „Wir haben das Ziel, das Quartier so zügig wie möglich auf den Weg zu bringen.“
Der Waller Beirat, in dessen Verantwortungsbereich die Überseestadt liegt, hatte sich seit den ersten Gedankenspielen zur Umnutzung des alten Lagergebäudes vor etwa zehn Jahren stets für den Erhalt mindestens eines Gebäudeteils ausgesprochen. Bevor in diesem Punkt nun einfach Fakten geschaffen würden, wolle er mehr Informationen, sagt der Waller Beiratssprecher Wolfgang Golinski (SPD), der betont: „Es ist ein bisschen eigenartig, dass man uns in der letzten Woche nicht richtig informiert hat.“
Unter anderem interessiert ihn, ob das Vorhaben womöglich erneut ausgeschrieben werden muss und was mit der Kindertagesstätte geplant ist, die in den historischen Gebäudeteil einziehen und auf dessen Dach die vorgeschriebene Außenfläche kommen sollte. Für die vier Bauaufgaben Hochpunkt, Altbau, frei finanzierte Wohnungen unmittelbar am Wasser sowie sozial geförderter Wohnungsbau waren 2017 vier separate Gestaltungswettbewerbe ausgelobt worden, an denen sich insgesamt 32 Büros beteiligt hatten.
Ausdrücklich war in der Ausschreibung der identitätsprägende Charakter des Altbaus für die unmittelbare Umgebung hervorgehoben worden. Im Rest des Original-Gebäudes sollte neben der Kita mit etwa 100 Plätzen auf rund 10 000 Quadratmetern ein Mix aus Büro-, Atelier und Gastronomieflächen entstehen. Daneben sind Neubauten mit rund 500 Wohnungen geplant. Im September 2017 war mit dem Abriss des Großteils des historischen Schuppens begonnen worden.
Für Dienstag, 6. Juni, 19 Uhr, ist im Ortsamt West, Waller Heerstraße 99, eine außerplanmäßige Sitzung des Fachausschusses Überseestadt anberaumt worden, in der das Thema nochmals behandelt wird.
Jetzt sichern: Wir schenken Ihnen 1 Monat WK+!