Plastik reimt sich auf Phantastik, und keine Frage: Die Entwicklung der Kunststoffe hat die Welt verändert. Und gleichzeitig machen sie ihr immer schwerer zu schaffen. Museumspädagoginnen des Hafenmuseums im Speicher XI haben im Rahmen der Bremer Schuloffensive ein Projekt entwickelt, das die kommende Generation der Konsumentinnen und Konsumenten für diese Problematik sensibilisieren soll. In den Bremer Schulen kam das Angebot bereits hervorragend an, und die Bremer Politik kann sich auf etwas gefasst machen. Denn die jungen Schülerinnen und Schüler haben etwas Größeres vor.
„Plastik Phantastik?“ heißt das neue Format, und das Fragezeichen ist Teil des Titels. Die Idee entstand bei einem Hafenrundgang während eines ganz anderen Schulprojekts, erzählt Museumspädagogin Jana Schlote. „Die Kinder sahen den Müll, der überall herumlag, und fingen ganz spontan an, die Abfälle zu sammeln.“ Erschreckend sei zum Beispiel, was bei Ebbe alles im Holzhafenbecken zutage trete. Das Team im Hafenmuseum konzipierte daraufhin ein fünftägiges Schulprojekt, das sich mit vielen Facetten des Themas befasst – wissenschaftlich, künstlerisch und ganz lebensnah. „Ich wusste vorher gar nicht genau, was Mikroplastik ist und welche Folgen es hat“, erklärte zum Beispiel die zwölfjährige Nura.

Auch die Einzelteile dieser Figur wurden vor dem Hafenmuseum eingesammelt.
Die Sechstklässler der Oberschule an der Julius-Brecht-Allee waren die Pioniere im neuen Projekt – aber es gibt bereits eine ordentliche Warteliste. „Das Angebot ist der Renner“, so Schlote. Es beginnt mit einem konventionellen Frühstück, für das eingekauft wird, was man im Supermarkt findet – oft doppelt und dreifach verpackt. Für das zweite Frühstück werden die Kinder zum bewussteren, möglichst plastikarmen Einkauf losgeschickt. „Das war gar nicht so einfach“, sagte Erick, zwölf Jahre. Die jungen „Zukunftsdetektive“, so Schlote, betrachteten Mikroplastikpartikel unter dem Mikroskop, machten sich schlau über Nahrungsketten und Verrottungsprozesse, und zogen daraus ihre eigenen Schlüsse. „Wir wollen keinen Krieg und keine Umweltzerstörung. Wir möchten, dass die Meere sauber sind und keine Tiere sterben“, lautet das Fazit, das sie für ihre Ausstellungseröffnung formuliert haben.
Im Eingangsbereich des Museums sind die fantasievollen Skulpturen und Kreaturen aus Müll zu sehen, den die Schülerinnen und Schüler innerhalb eines 20-minütigen Spaziergangs in der Überseestadt aufgesammelt hatten. Die künstlerische Leitung hatte Eva Vonrüti Moeller aus dem Kek-Kindermuseum, das vor einigen Monaten seinen Standort im Hafenmuseum bezogen hat.
In den kommenden Wochen werden zahlreiche weitere Exponate dazukommen, denn alleine bis März haben sich vier weitere Bremer Schulklassen zum Projekt angemeldet, das von der Bremer Schuloffensive ermöglicht und der Sparkasse Bremen gefördert wird.

Sie waren die Pioniere beim neuen Projekt des Hafenmuseums: Schülerinnen und Schüler der Oberschule an der Julius-Brecht Allee.
Das private Museum im Speicher XI, das seit dem vergangenen Jahr unter dem Namen „Hafenmuseum Bremen“ firmiert, bewahrt seit 18 Jahren die Erinnerung an die Vergangenheit der stadtbremischen Häfen. Doch schon lange geht es nicht mehr nur um den Blick zurück, sondern auch um die Sorge um die Zukunft: Zahlreiche Ausstellungen und Projekte befassten sich mit Themen der Nachhaltigkeit und des Klimaschutzes, erklärte Kim Langer, museumspädagogische Leiterin. „Uns geht es darum, die Problematik nicht mit dem erhobenen Zeigefinger zu vermitteln“, betonte Jana Schlote.
Wer Müll achtlos auf Straßen, Spielplätzen oder Grünanlagen wegwirft, ist Teil des Problems. Verantwortlich sei aber auch die Politik, die dabei zusehe, dass noch immer eingeschweißt, eingepackt und eingetütet werde, als gäbe es kein Morgen. Die Bremer Kinder haben nun begonnen, Unterschriften zu sammeln für eine Petition, die sich an die verantwortlichen Gesetzgeber richten soll. „Als einzelne Person fühlen wir uns oft schwach und hilflos in Anbetracht von Umweltkatastrophen“, sagen die Projektleiterinnen. Auch das wolle man den Kindern zeigen: „Dass sie sich zusammenschließen, Politik ansprechen und damit Veränderung bewirken können.“
Das Hafenmuseum Bremen, Am Speicher XI, ist täglich außer montags von 11 bis 18 Uhr geöffnet. Schulen und Kindergärten, die sich für die pädagogischen Projekte interessieren, finden eine Übersicht der Angebote und die Ansprechpartnerinnen im Internet unter www.hafenmuseum-bremen.de. Im Kek-Kindermuseum läuft noch bis zum 19. Februar die Mitmachausstellung „Dufte. Nose on!“ mit einem Begleitprogramm an kreativen Workshops. Unter der Woche ist das Kindermuseum nur für angemeldete Gruppen geöffnet, sonnabends und sonntags von 11 bis 18 Uhr kann die Ausstellung ohne Anmeldung besucht werden. Mehr Informationen: www.kek-kindermuseum.de.