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Sanierungsarbeiten Umzug mit Pauken und Trompeten

Im Waller Osterfeuerbergviertel sind die Umzugskartons gepackt: Die Musikschule Bremen verlässt für zwei Jahre ihren Hauptsitz an der Schleswiger Straße, denn der imposante Backsteinbau wird saniert.
30.03.2023, 09:00 Uhr
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Umzug mit Pauken und Trompeten
Von Anne Gerling

Walles kulturelles Zentrum, die Schule an der Schleswiger Straße, wird ab April für circa zwei Millionen Euro saniert: Der 1901 fertiggestellte neugotische Backsteinbau, der die Musikschule Bremen und das Kulturhaus Walle Brodelpott beherbergt, erfüllt nicht mehr die Brandschutzauflagen. Außerdem wird die Elektrik erneuert, auf LED-Beleuchtung umgerüstet und ein Aufzug, Rampen und eine behindertengerechte Toilette eingebaut.

„Wir können zum Glück bleiben, weil die Arbeiten bei uns nicht so umfangreich sind“, sagt Brodelpott-Geschäftsfühererin Roberta Menéndez. Hauptsächlich gehe es um die Beleuchtung, ein Warnmeldesystem und einen zusätzlichen Notausgang. Der Umbau finde überwiegend in den Ferien statt, sodass weiterhin Veranstaltungen möglich seien: „Ich glaube, das wird gut klappen. Wir planen um die Ferien herum.“

Festkonzert am 8. Oktober

Anders sieht es in der Musikschule aus, die ihren Hauptsitz mitsamt Verwaltung in Walle hat. Sie teilt sich das Erdgeschoss mit dem Brodelpott und nutzt außerdem die beiden oberen Etagen des Gebäudes. Dort ist seit einigen Tagen Ausräumen und Packen angesagt. Die Einrichtung, die dieses Jahr 75 Jahre alt wird und am 8. Oktober zum großen Festkonzert in die Glocke einlädt, zieht übergangsweise in das Gebäude an der Ellmersstraße, in dem einst die Berufsschule für Großhandel, Außenhandel und Verkehr (BS GAV) heimisch war und wo momentan im Gebäudetrakt gegenüber auch eine neue Willkommensschule für bis zu 400 geflüchtete Kinder und Jugendliche eingerichtet wird.

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Drei Monate Unterricht auf einer Baustelle –  das hätte sich Musikschuldirektorin Ulrike Petritzki durchaus vorstellen können. Die Baumaßnahme in dem denkmalgeschützten Gebäude an der Schleswiger Straße wird aber deutlich länger dauern. Petritzki: „Die schlechte Nachricht ist: Wir müssen diesen beliebten Standort, der für das Quartier einige Bedeutung hat und auch von Findorff aus gut zu erreichen ist, für zwei Jahre verlassen. Und wir ziehen in ein Gebäude, das abrissreif ist.“ Und zwar mit elf Verwaltungsmitarbeitern, 35 Lehrkräften und 650 Schülerinnen und Schülern im Alter von zwei bis 85 Jahren.

Es gibt aber auch gute Nachrichten. Zum Beispiel lasse sich die Zahl der Musikschüler, die aufgrund der anstehenden Baumaßnahme von ihrem Sonderkündigungsrecht Gebrauch gemacht haben, an zwei Händen abzählen, freut sich die Direktorin. Alle anderen hielten der Einrichtung die Treue: „Für dieses Vertrauen bedanke ich mich schon jetzt.“ Vom Platz- und Raumangebot her sei der neue Standort super, betont Petritzki außerdem: „Und auch der erste Kontakt mit der Willkommensschule und ihrer Schulleiterin ist schon gelaufen.“

Alles muss raus

1991 war die damalige „Jugend- und Volksmusikschule der Freien Hansestadt Bremen“ von einer Villa am Osterdeich 17 nach Walle umgezogen. In den 23  Räumen dort hat sich seitdem so einiges angesammelt. Seit Mitte März ist davon schon vieles gepackt worden, drei Tage vor Ferienbeginn startete dann eine konzertierte Aktion: Unterlagen, Computer, Server, sämtliche Möbel und diverse Musikinstrumente –  „alles muss rüber und alle haben mitgeholfen, die Instrumente transportfähig zu machen“, sagt Petritzki.

Unter anderem fünf Flügel, 21 Klaviere und etliche Leihinstrumente aus dem Fundus galt es unbeschadet von der Schleswiger in die Ellmersstraße zu bringen –  wobei keine der beiden Immobilien über einen Aufzug verfügt, was es für die Mitarbeiter des dafür angeheuerten Spezialunternehmens zusätzlich schwer machte. Schließlich war da auch noch der „EMP-Raum“ mit Zubehör für die elementare Musikpädagogik, der es laut Direktorin ziemlich in sich hat: „Unendlich viele Trommeln, Xylophone, Metallophone, Material und Ausprobierinstumente. Acht wandhohe Schränke –  es ist Horror.“

Pause für das Tonstudio

Auch Verstärker, Boxen, Monitore, Lautsprecher, Pauken-Sets und Tamtam der Bigbands und Bands müssen mit. Das Tonstudio wird ausgeräumt, pausiert aber für zwei Jahre, weil es an der Ellmersstraße keinen geeigneten Raum gibt. Die wöchentliche hauseigene Rundfunksendung „Quodlibet“, (freitags, 11.05 Uhr, UKW 92,5) wird währenddessen in der 2010 im ehemaligen Postamt 5 eröffneten Zweigstelle produziert.

Dafür bietet aber die Aula der früheren Berufsschule nun viel Platz für das Jugendsinfonieorchester der Musikschule. Das hatte während der Pandemie in einer Flughafenhalle geprobt, wo für ausreichend Abstand zwischen den 86 Schülerinnen und Schülern gesorgt war. Jetzt wird die Halle anderweitig benötigt. Zum 31. März muss das Jugendsinfonieorchester dort raus. Für die nächsten zwei Jahre ist die Raumfrage gelöst. Und dann? „Wir suchen auf Dauer einen Proberaum –   und wir sind nicht die einzigen“, sagt Petritzki: „Alle Chöre und Orchester sind auf der Suche, die Musikszene braucht Räume. Wer was weiß, der möge sich bitte unbedingt melden.“

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