Enttäuschung in Walle: Bei der Verteilung der Mittel für die offene Jugendarbeit im kommenden Jahr wurde für den Stadtteil weniger Geld bewilligt, als ihm aufgrund einer Neuberechnung des Verteilerschlüssels eigentlich zustünde. Insgesamt 467.545 Euro stehen demnach 2022 für die Jugendfreizeitheime Walle und Haferkamp, das Kinder- und Jugendhaus Ratzeburger Straße sowie für verschiedene andere Angebote im Stadtteil zur Verfügung – dabei hätten es der Neuberechnung zufolge 481.179 Euro sein müssen.
Laut Statistik nämlich ist die Zahl der jungen Waller und Wallerinnen unter 21 Jahren seit 2013 um fast 10,2 Prozent gestiegen. Damit gehört Walle zu den Stadtteilen, die in diesem Zeitraum die meisten neuen jugendlichen Einwohner hinzugewonnen haben. Dies liegt unter anderem an Walles neuem Ortsteil Überseestadt, wo es immer mehr Kinder und Jugendliche gibt und deshalb dringend eine entsprechende Infrastruktur aufgebaut werden muss.
2021 hatte Walle im Vorgriff auf die Neuberechnung eine einmalige Mittelerhöhung von 20.000 Euro erhalten, mit der in Erwartung zusätzlicher Mittel für 2022 ein Träger beauftragt worden war, Angebote für Kinder und Jugendliche in der Überseestadt zu schaffen. Dieses Angebot könne nun allerdings nicht weiterfinanziert werden, kritisiert Brigitte Grziwa-Pohlmann (SPD), Sprecherin des Sozialausschusses im Waller Beirat. Sie betont: „Es braucht dort aber Menschen, die die Kinder und Jugendlichen ansprechen und mitnehmen – gerade jetzt in Zeiten von Corona, denn sonst hängen viele durch. Sie brauchen Ansprechpartner und Unterstützung bei den Hausaufgaben. Die Erfahrungen in der Überseestadt zeigen, dass Angebote dort auch wahrgenommen werden: Die Kinder wollen und kommen.“
Anfang Dezember hat sich der für die Mittel-Vergabe innerhalb des Stadtteils verantwortliche Controllingausschuss mit einem Brief an den Jugendhilfeausschuss der Bremischen Bürgerschaft gewandt, der am 23. September dem Vorschlag des Sozialressorts zu einer entsprechenden Vergabe der Mittel zugestimmt hatte. In dem Schreiben bittet das Gremium um eine Erhöhung der Mittel „mindestens um die fehlende Summe von 13.634 Euro, die dem Stadtteil zustehen.“
In Gröpelingen sei der Weg zur Beschlussfindung in diesem Jahr „etwas steinig“ gewesen, hatte im November Referatsleiter Lars Hannig aus dem Sozialzentrum Walle/Gröpelingen dem Beirat geschildert.
Für den Stadtteil waren zunächst falsche Zahlen übermittelt worden, was bei den Trägern einigen Aufruhr verursacht hatte. Tatsächlich reicht das für 2022 vorgesehene Budget in Höhe von rund 1,2 Millionen Euro für alle eingegangenen Anträge – abgesehen von einem über Jahre bewährten Angebot in Wohlers Eichen. „Wir haben wirklich Glück, dass wir so viel Unterstützung über das Win-Forum erfahren“, sagte dazu Carina Claus vom Bürgerhaus Oslebshausen. Denn die Gruppen-Angebote werden nun über das Förderprogramm „Wohnen in Nachbarschaften“ (Win) finanziert. „Wir werden durch steigende Personalkosten und Energiepreise 2023 vor großen Probleme stehen“, warnte indes der stellvertretende Gröpelinger Beiratssprecher Senihad Sator (SPD). Schon jetzt müsse die Politik sich deshalb Gedanken dazu machen, wie auch über 2022 hinaus eine auskömmliche Finanzierung der Kinder- und Jugendarbeit hinzukriegen sei.