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Psychiatriereform "Wir sind ein Stück weitergekommen"

Zum dritten Mal haben Anfang Dezember der Arbeitskreis „Neue Psychiatrie im Bremer Westen“ und die Blaue Karawane zum Fachtag Psychiatrie eingeladen. Nach der Tagung zeigten sich die Organisatoren zufrieden.
12.12.2022, 08:00 Uhr
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Von Anne Gerling

Spätestens im März soll eine Machbarkeitsstudie zum Bau eines Zentrums für seelische Gesundheit an der Hafenstraße in Auftrag gegeben werden: Das haben Anfang Dezember der Arbeitskreis „Neue Psychiatrie im Bremer Westen“ und der Verein Blaue Karawane beim dritten „Fachtag Psychiatrie“ deutlich gemacht.

Seit 2020 organisieren Arbeitskreis und Karawane einmal im Jahr eine Fachtagung zum Umbau der Bremer Psychiatrie, dieses Mal erstmals über zwei Tage. Die Organisatoren zeigten sich anschließend zufrieden – auch wenn die Veranstaltung nach Tag eins aus technischen Gründen vom BLG-Forum in die Blaue Manege beim Blauhaus verlegt werden musste.

Zielpublikum erreicht

„Ich denke, wir sind ein Stück weitergekommen und können sehr zufrieden sein –  sowohl mit der Teilnehmerzahl von etwa 80 Personen als auch mit den Referenten und Inhalten. Was uns sehr gefreut hat: Dass Herr Zinkler an beiden Tagen die ganze Zeit dabei war“, sagt Ulrich Wesseloh vom Arbeitskreis Neue Psychiatrie im Bremer Westen.

Neben Zinkler, der die Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie im Klinikum Bremen-Ost leitet, seien auch Vertreter von drei großen Krankenkassen AOK, HKK und Techniker zum Fachtag gekommen: „Toll, dass sie das möglich gemacht haben. Ich denke, wir haben unser Zielpublikum erreicht; es waren auch alle Träger da und viele Nutzerinnen und Nutzer. Eine von ihnen hat uns eine klare Botschaft mit auf den Weg gegeben. Sie sagte: ‚Jetzt hört endlich auf zu reden und fangt mal an was zu tun. Wir möchten in unserem Alltag vernünftige Unterstützung haben.‘“

Finanzierung war Schwerpunkt

Inhaltlicher Schwerpunkt des Fachtags war dieses Mal die Finanzierung über regionale Budgets, an deren Einführung aktuell sowohl im Gesundheitsbereich als auch im Sozialbereich gearbeitet wird. „Das ermöglich es, ganz andere Leistungen anzubieten“, sagt Wesseloh, der ein Beispiel nennt: „Jeder Träger braucht zum Beispiel eine Sportgruppe –  das könnte man aus einem Budget bezahlen.“ Verschiedene Fragen zum Thema regionales Budget seien aber noch zu klären: „Zum Beispiel, ob das Budget reicht oder wie es verteilt wird. Wir hatten eine Kollegin aus Schleswig-Holstein dabei, die schon fast zehn Jahre mit einem Budget arbeitet und in einem ersten Schritt nun viele Sorgen nehmen konnte.“

Erklärtes Ziel des Vereins Blaue Karawane und des 2017 unter seinem Dach entstandenen Arbeitskreises ist es, beim Umbau der Bremer Psychiatrie eine möglichst breite Öffentlichkeit einzubeziehen. Dafür ist mittlerweile im Rahmen eines Modellprojekts ein Partizipationsprozess ins Rollen gebracht worden: „Wir sind im Juni über das Waller Stadtteilfest gelaufen und haben viele angesprochen –  Sportvereine, den Beirat und andere, die in verschiedenen Zusammenhängen unterwegs sind.“

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Hieraus sei eine Arbeitsgruppe hervorgegangen, die gemeinsam mit einem Architekturbüro ein Modell dazu entwickelt hat, wie Räume für ein Zentrum für seelische Gesundheit im Bremer Westen geschaffen werden könnten, das psychisch Kranken niedrigschwellig passgenaue Hilfen und Unterstützung in ihrem unmittelbaren Lebensumfeld bietet. Die Partizipationstreffen werden Wesseloh zufolge fortgesetzt: „Es ist ein offenes Forum, alle können teilnehmen. Da wünschen wir uns noch viel mehr Beteiligung und werden überlegen, wie das funktionieren kann.“

Im weiteren Prozess solle die Einbeziehung des Sozialraums einen möglichst hohen Stellenwert einnehmen, unterstreicht Wesseloh außerdem: „Wir wollen mit dem Zentrum für seelische Gesundheit keine Insel schaffen, wo man froh ist, dass sie weit weg ist. Wir möchten, dass die Leute da gerne hingehen.“

Zur Sache

Psychiatriereform

Am 13. Januar 2013 hatte die Bürgerschaft beschlossen, die Psychiatrie müsse neue übergreifende Strukturen bekommen, sich von Krankenhausbetten wegorientieren und Betroffene stärker einbeziehen. Der Arbeitskreis „Neue Psychiatrie im Bremer Westen“, dem Psychiatrie-Betroffene und -Beschäftigte, Angehörige und interessierte Bürger sowie verschiedene Träger angehören, hat 2018 ein Modellkonzept für eine regionale psychiatrische Versorgung psychisch kranker Menschen am Beispiel des Bremer Westens vorgelegt. Das zentrale Element des Konzepts ist ein Zentrum für seelische Gesundheit, das der Arbeitskreis gerne an der Hafenstraße einrichten würde. 

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