Die Überseewiese, die seit dem Frühling 2020 als temporärer Quartiersplatz genutzt wird, soll langfristig als Freifläche erhalten bleiben: Diese Neuigkeit hat der Waller SPD-Bürgerschaftsabgeordnete Falk Wagner vor wenigen Tagen aus der Baudeputation mitgebracht. Wagner ist Sprecher des Gremiums, das sich jetzt auf seine Initiative hin für den Erhalt der 11.000 Quadratmeter großen Brachfläche zwischen Konsul-Smidt-Straße, dem Wohnkomplex „Hafenpassage“ und der Hafenstraße ausgesprochen hat.
Denn die Zahl der Wohnungen – und damit der Menschen – in der Überseestadt steigt weiter an: In ihrer Sitzung am 9. März hat die Baudeputation nun beschlossen, den vorhabenbezogenen Bebauungsplan 147 für das von der Firma Justus Grosse auf der Dreiecksfläche hinter dem Hafenhochhaus an der Hafenstraße geplante Hochhaus „Ahoy“ aufzustellen. Damit rückt der Bau des teilweise 15-geschossigen Gebäudekomplexes mit 123 neuen Wohnungen, Büros und Ladenlokalen näher, das nach dem derzeit geltenden Baurecht dort nicht errichtet werden kann. „Jetzt kommt die öffentliche Auslegung, die sechs Wochen dauert“, so Wagner. Läuft es gut, könnte der Bebauungsplan seiner Einschätzung nach noch dieses Jahr fertig und somit der Bauantrag gestellt werden.
Mit den neuen Bewohnerinnen und Bewohnern und zusätzlichen Beschäftigten im "Ahoy" steige in dem Quartier aber gleichzeitig auch der Bedarf an „Orten für die Gemeinschaft und das Gemeinwesen“, befand die Deputation, die deshalb nun das von Maike Schaefer (Grüne) geführte Ressort für Stadtentwicklung und Wohnungsbau bittet, „ein Bauleitplanverfahren zur Änderung des Bebauungsplans 2409 einzuleiten, mit dem Ziel zu prüfen, welche ‚Dritten Orte‘ auf dem Areal der Hafenpassage 2 unter Erhalt und Weiterentwicklung der heutigen ‚Überseewiese‘ als Mitte der Überseestadt etabliert werden können.“
„Das ist in Abstimmung mit der Stadtplanung beschlossen worden – die begrüßen das“, sagt Wagner. Laut dem Beschluss werde die Stadt somit die bisherigen Pläne für die Vollbebauung zurücknehmen: „Stattdessen kann das Areal ein Ort nachbarschaftlicher Begegnung werden. Zum Beispiel kann auf dem ungenutzten Teil der Fläche ein Nachbarschaftszentrum entstehen. Die genaue Nutzung sollte aus meiner Sicht in einem Beteiligungsverfahren mit den Menschen in der Überseestadt erarbeitet werden. In jedem Fall sind der Erhalt und die Weiterentwicklung der Überseewiese vorgesehen.“
Währenddessen erwacht die Überseewiese seit einigen Wochen aus dem Winterschlaf; die ersten gemeinsamen Garten-Aktivitäten laufen, es kann wieder Tischtennis und Volleyball gespielt und im Labyrinth meditiert werden. Auch das Osterferienprogramm startet. Pastorin Sophia Fürst und Quartiersmanagerin Brenda Berning von der Überseekirche, die sich seit drei Jahren kontinuierlich für den Erhalt der Fläche einsetzt, freuen sich über den Deputationsbeschluss. Damit sei ein wichtiger erster Meilenstein erreicht, sagt Fürst: "Es gab ziemlich begeisterte Reaktionen von den Anwohnern. Sie haben sich zum Teil sehr an die Überseewiese gewöhnt und daran, dass das ihr Ort ist. Es fühlt sich alles sehr so an, als ob es in die richtige Richtung geht." Idealerweise sollte ihrer Ansicht nach die Bebauungsplanänderung mit einem Quartiersmanagement Hand in Hand gehen, damit auch die direkte Nachbarschaft sich bei der Gestaltung des Areals einbringen könne – Bernings Stelle läuft allerdings im September aus. Fürst: "Wir werden das Ganze weiter beobachten und haben das nächste Ziel im Blick: dass ein gutes Bebauungsplanverfahren stattfindet. Da braucht es auch ein bisschen Begleitung, damit Vorschläge aus der Nachbarschaft kommen."
Positive Töne sind auch aus dem Unternehmen Justus Grosse zu hören. "Wir freuen uns sehr über die Erhaltung der Überseewiese", sagt Sprecherin Lena Schwantje. "Insbesondere für den vorderen Teil der Überseestadt bietet die Überseewiese einen bedeutenden Mehrwert. Grünflächen, wie die Überseewiese, schaffen Aufenthaltsqualität und Begegnungszonen für die Menschen, die in der Überseestadt leben und arbeiten – sind daher Räume für Erholung und Entspannung. Wichtig dabei ist, dass diese Grünflächen gepflegt und gestaltet werden."
Falk Wagner ist der Überseewiese seit einigen Jahren als politischer Vertreter in der Netzwerkgruppe Überseekirche verbunden. Er unterstreicht: „Ich freue mich riesig über diesen Erfolg, mit dem das soziale Engagement aller Beteiligten auf der Überseewiese belohnt wird. Für einen neuen Ortsteil, der über keine alteingesessenen Vereine verfügt, ist eine gedeihende Zivilgesellschaft von höchster Bedeutung, damit Nachbarschaft und Miteinander entstehen können.“