Auf dem Papier hat sie bereits Formen angenommen. Nun kann die Planung für den Bau der „Hanse-Kogge” Fahrt aufnehmen. Unter diesem Namen soll auf der Ostseite des Großmarkts ein Neubau mit Lebensmittelmarkt, Wohn- und Büroflächen entstehen. Mit dem positiven Votum des Waller Fachausschusses Überseestadt ist der Verkauf des Grundstückes in der Überseestadt an die Ten Brinke Projektentwicklung (TBP) offiziell genehmigt. Die Waller hatten an den Plänen nicht viel auszusetzen. „Alle sind froh, wenn dort endlich ein Vollversorger steht”, erklärte Ausschusssprecherin Brunhilde Wilhelm (Grüne). Bis das Projekt bezugsfertig ist, werden aber noch weitere vier Jahre vergehen.
Auf 6100 Quadratmetern auf dem Eckgrundstück Marcuskaje/Konsul-Smidt-Straße soll ein Nahversorgungszentrum entstehen. Die Bremische Wirtschaftsförderungsgesellschaft (WfB) hatte im Vorfeld ein Bieterverfahren ausgelobt. Fünf der Entwürfe hatten es in die engere Wahl geschafft, Anfang Mai erhielt das Angebot der TBP den Zuschlag – der WESER-KURIER berichtete.
Der Plan des niederländischen Unternehmens mit deutscher Zentrale in Bocholt und Niederlassung in Hamburg sieht einen Komplex von insgesamt 19.000 Quadratmetern Geschossfläche vor. Das Erdgeschoss bietet insgesamt 3400 Quadratmeter Handelsfläche, die sich auf einen zentralen Lebensmittelmarkt sowie kleinere umrahmende Shops aus den Bereichen Handel, Dienstleistung und Gastronomie verteilen soll. Für die 2000-Quadratmeter Marktfläche habe es eine ganze Reihe an Interessenten gegeben, berichtete der Hamburger TBP-Niederlassungsleiter Jonas Ernst. Mit einem potenziellen Betreiber befinde man sich aktuell in „zielführenden Gesprächen”.
Auch Wohnungen und Büros sind eingeplant
Die beiden darüber liegenden Geschosse sind als Parkdecks mit insgesamt 180 Stellplätzen konzipiert. Das Dach des dritten Geschosses bildet die Grundfläche für vier separate Baukörper mit insgesamt 5000 Quadratmetern Fläche. In zwei Baukörpern sollen rund 50 Ein- bis Vier-Zimmer-Wohnungen mit Loggien oder Balkonen entstehen. Für die anderen beiden ist eine Büronutzung geplant. Ausschließlich für die Bewohner und Nutzer ist die begrünte Dachfläche zwischen den Baukörpern vorgesehen. Auf dieser „Piazza“ sollen auch Wegebeziehungen zwischen den einzelnen Gebäuden entstehen. Als ideale Mieter des Hauses stelle er sich Menschen vor, die in der Überseestadt wohnen, arbeiten und einkaufen, so Ernst.
Mit ihrer Bewerbung hatten die Projektentwickler auch ein Mobilitätskonzept und ein Energiekonzept mitgeliefert. Architektonisch will der Entwurf auf die hanseatische maritime Tradition Bezug nehmen: Seine Kontur soll an den Schiffstyp der Hanse-Kogge mit Ladebereich, Kajüten und Kabinen erinnern. Insgesamt gehen die Investoren von Kosten zwischen 37 und 40 Millionen Euro aus. Die Projektentwickler könnten im kommenden Sommer mit dem Bau beginnen. Mit einer Fertigstellung sei dann im ersten Quartal 2025 zu rechnen, so Ernst – vorausgesetzt, „alles klappt, wie wir uns das vorstellen.”
Unter allen Bewerbungen hatte die Jury der TBP-Entwurf als „wirtschaftlich bestes Angebot” überzeugt, hatte WfB-Vertreter Frank Flottau eingangs erklärt. Dennoch werden Genehmigungsverfahren und Baubeginn durch eine Bedingung des Ausschreibeverfahrens verzögert: Zunächst muss ein Architekturwettbewerb vorgeschaltet werden, so Flottau. Er gehe davon aus, dass der Wettbewerb den bestehenden Entwurf nicht grundsätzlich verändern, sondern „schärfen” werde, erklärte Ernst. „Wir wollen und dürfen nicht zu einem anderen Ergebnis kommen”, so der Hamburger Niederlassungsleiter. Aus Sicht der Bremer Stadtplanung werden die Planer auf jeden Fall die Frage der Fahrradstellplätze mitbedenken müssen, merkte Stadtplanerin Georgia Wedler aus dem Bauressort an: Bislang war nur an Abstellmöglichkeiten im Außenbereich gedacht worden. Für die Bewohner und die Mitarbeiter der ansässigen Betriebe seien aber auch Stellflächen im Gebäude selbst vorzuhalten, so Wedler.