Am Osterfeuerberger Ring geht es mit dem Umbau voran: Seit einigen Wochen kann der erste Abschnitt zwischen Utbremer Kreisel und Holsteiner Straße befahren werden und vermittelt ein Bild davon, wie die Straße insgesamt nach dem Rückbau aussehen wird. Und das sind grundsätzlich gute Aussichten. Ein Detail sorgt allerdings beim Waller Beirat für Kritik: Die Breite des in die Fahrbahn integrierten Fahrradstreifens. Der nämlich fällt in der Realität deutlich schmaler aus, als die Ortspolitiker es erwartet hatten.
Karsten Seidel (Grüne) hat nachgemessen: Gerade mal 1,85 Meter ist der Fahrradstreifen breit – wenn man den Rinnstein dazurechnet. „Wenn man den abzieht, sind es 1,60 Meter“, so Seidel. Dabei werde nach seiner Kenntnis in Bremen für Fahrrad-Premiumrouten – wie am Osterfeuerberger Ring vorgesehen – eine Breite von mindestens zwei und idealerweise sogar zweieinhalb Metern empfohlen: „Da ist ein gigantischer Widerspruch zwischen Anspruch und Realität – und es ist ja nicht so, dass da kein Platz vorhanden wäre.“
Im Mai kam das Thema im Bauausschuss des Waller Beirats zur Sprache, der per Videokonferenz zum Betriebsplan für den Osterfeuerberger Ring Stellung nehmen sollte. Zugeschaltet waren Planer aus dem Amt für Straßen und Verkehr (ASV), die in den vergangenen Jahren mehrfach die Planungen für den Umbau der Straße mit dem Beirat abgestimmt hatten. Eine nachträgliche Änderung ist ihnen zufolge nicht mehr möglich – die Ortspolitiker können sich hingegen kaum vorstellen, dass die Markierungen auf dem kurzen Straßenstück nicht noch einmal geändert werden könnten.
„Als wir vor einigen Jahren die Umbaupläne bekamen, waren wir von einer 2,50 Meter breiten Fahrradspur ausgegangen“, erinnert sich Seidel, der damals selbst im Bauausschuss saß. „Wir haben aber nicht so tief in die Pläne reingezoomt, wie ich das heute machen würde. Als Ehrenamtler kommt man da auch nicht unbedingt sofort drauf.“
Breite des Radweges in der Planungsphase nicht beachtet
So sei damals leider nicht bemerkt worden, dass für den Fahrradstreifen zwei Meter vorgesehen waren. Was Seidel damals ebenfalls nicht bewusst war: „Den 15 bis 20 Zentimeter breiten weißen Trennstreifen ziehen die Planer von der Fahrradspur ab und nicht von der Autospur. Und der Rinnstein wird ebenfalls der Fahrradspur zugeschlagen.“ Dabei sollten Radfahrer dort eigentlich nicht fahren, weiß Seidel, der selbst einen Fahrradanhänger für seine Enkelkinder hat: „Wenn ich mit dem rechten Rad auf dem Rinnstein fahre, dann ist das wegen der Kante total gefährlich.“
Was am Osterfeuerberger Ring zu sehen ist, spiegelt in seinen Augen ein „Auto-Denken“ im ASV wider, das längst nicht mehr zeitgemäß sei. Seidel fragt sich: „Wieso können sie dort nicht diese 60er-Jahre-Denkschwelle durchbrechen und endlich fahrradfreundlicher planen?“
Beirat Walle fordert Spurbreite von 2,50 Meter
In ihrer gemeinsamen Stellungnahme zum Betriebsplan sind die Mitglieder des Bauausschusses ausdrücklich auf die Breite der Radspur eingegangen. „Die derzeitig geplante Einschränkung auf 1,85 Meter ist weder nachvollziehbar noch akzeptabel“, heißt es darin. Und weiter: „Der Beirat Walle hält eine Spurbreite von 2,50 Metern für angemessen und fordert diese ein. Die Breite der Markierungsstreifen muss aus Sicht des Ausschusses separat berechnet werden und darf aus Sicherheitsgründen nicht zu Lasten des Radwegs gehen.“ Zum Schutz von Radfahrerinnen und Radfahrern plädieren die Ortspolitiker außerdem für eine Geschwindigkeitsbeschränkung auf 30 Stundenkilometer und ein Lkw-Verbot auf dem Osterfeuerberger Ring, sofern dort keine 2,50 Meter breite Radspur eingerichtet werde.
„Die fehlende Breite ist das eine – das andere ist die Linksabbiegespur in die Holsteiner Straße. Die ist nicht gut gelungen“, begründet der stellvertretende Bauausschusssprecher Jörg Tapking (Linke) diese Forderung: „Um dort hinzukommen, musst du den Schutzstreifen verlassen und irgendwie durch den Verkehr durch.“ Bei Tempo 50 sei dies ausgesprochen gefährlich, so Tapking: „Und wenn dann links und rechts neben dir ein Lkw steht, hast du einen Meter Fahrradstreifen – das braucht schon eine Menge Mut. Außerdem fehlt dort eine Aufstellfläche für Fahrräder, wie sie ansonsten überall in Bremen üblich ist.“ Mit ihrer Kritik stehen die Ortspolitiker nicht alleine da: Zur Linksabbiegespur für Fahrräder an der Ecke Holsteiner Straße ist auch schon ein Bürgerantrag im Ortsamt eingegangen.