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Stadtentwicklung Waller diskutieren über neue öffentliche Plätze

Abstellfläche für Autos oder Raum für Gespräche: Darüber, wie sie mit verschiedenen Flächen in ihrem Stadtteil umgehen wollen, haben Menschen aus Walle beim Sommerfest auf dem Quartiersplatz diskutiert.
12.09.2021, 16:50 Uhr
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Waller diskutieren über neue öffentliche Plätze
Von Anne Gerling

Ziemlich lebendig war es am Sonnabend, 11. September, auf der gut besuchten Waller Mitte: Ab kurz nach 15 Uhr strömten die Besucher förmlich auf den Quartiersplatz zum Sommerfest, das die Bürgerinitiative Waller Mitte und die benachbarten Baugruppen organisiert hatten. Viele hatten ganz offensichtlich Lust, mal wieder einen Schnack zu halten, sich die Baufortschritte der gemeinschaftlichen Wohnprojekte anzuschauen und Livemusik zu genießen.

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Etliche Besucher nutzten die Gelegenheit, um sich an der Diskussion darüber zu beteiligen, wie Walle in Zukunft aussehen soll. Verschiedene Akteure präsentierten an Stellwänden Skizzen und Entwürfe, über die sie mit Menschen aus dem Stadtteil ins Gespräch kommen wollten. Die Traube der Interessierten wuchs schnell an, viele griffen zu Stiften und hinterließen Kommentare. „Was ist denn die Intention dahinter?“, wollte aber zunächst ein Anwohner von Mit-Initiatorin Karin Schlechtinger wissen. Das war schnell erklärt: „Wir möchten den Stadtteil lebenswerter machen.“

Es geht um schöne Orte, Treffpunkte und Möglichkeiten, sich im Freien aufzuhalten und dort Zeit zu verbringen. Anwohnerin Conny Steinwede etwa möchte die Elisabethstraße zwischen Bremerhavener Straße und Vegesacker Straße gerne zur Fußgängerzone machen. Die direkte Nachbarschaft stehe dahinter, sagt sie. Es gebe aber auch Gegenargumente. Zum Beispiel Fragen nach der Müllabfuhr oder nach alternativen Parkplätzen.

Diese Themen will Steinwede nicht ausblenden: „Und ich glaube, wir kriegen das hin. Die Frage ist doch: Was will ich? Will ich nur die Bedenken sehen? Ich glaube, dass die Stärken und Chancen überwiegen.“ Allein die Diskussion über das Thema habe in der Nachbarschaft viel Positives bewirkt: „Die Leute sind generationsübergreifend viel mehr miteinander ins Gespräch gekommen. Alle sagen, Walle ist ein Dorf. Dann lasst uns doch mal Plätze schaffen, wo man dörflich leben kann.“

Auch Sandra Conrad-Juhls hat eine Idee, durch die Parkplätze wegfallen würden – und zwar ziemlich viele: Sie wirbt dafür, die von Bodelschwinghstraße und Wartburgstraße eingerahmte Fläche zum Quartiersplatz zu machen. Denn der kleine Platz vis-à-vis vom Familiencafé Für Elise liege sehr zentral und sei „nur zum Parken einfach viel zu schade“. Eine Umgestaltung hätte viele Vorteile: „Das wäre eine Lärmreduzierung und das Klima würde sich verbessern. Eigentlich müsste das Umweltressort sofort anbeißen!“ Natürlich könne nicht einfach von einem Tag auf den anderen alles umgekrempelt werden, ist der Wallerin dabei bewusst: „Man muss die Leute ja auch mitnehmen.“ Ein erster Schritt könnte eine temporäre autofreie Klimameile mit Biergarten jeweils sonnabends auf der Wartburgstraße zwischen Bodelschwinghplatz und Familie-David-Platz sein.

Noch sind alle Vorschläge reine Gedankenspiele, auch die Anregung von Diplom-Ingenieurin Meike Jäckel, die im Amt für Straßen und Verkehr (ASV) arbeitet und dort unter anderem den bevorstehenden Umbau des Steffensweg begleitet. In den Entwürfen wurden 2017 auf der Dreiecksfläche zwischen Steffensweg, Bremerhavener Straße und Lankenauer Straße acht Parkplätze für Autos eingeplant.

Auf dieser Fläche stehen Bäume, Jäckel hat sie heranwachsen sehen: „Als die gepflanzt wurden, war mein Sohn ganz klein.“ Heute ist er 25 und Jäckel möchte die Bäume gerne erhalten und dazwischen einen Fußweg anlegen. Bäume und Grünflächen in der Stadt seien wichtig, finden auch zwei ältere Damen, die den Entwurf genau studieren. „Schauen Sie sich doch mal die Überseestadt an", sagt eine der beiden: "Was ist da? Nur Beton! Aber gerade bei Hitze helfen Bäume, damit es nicht zu heiß wird.“

Um das städtische Grün geht es auch Klaus Rautmann und Albrecht Genzel, die als einzige an diesem Tag für einen Platz werben, den es bereits gibt: Der Hansegarten, 1950 im völlig zerbombten Westen angelegt, ist unter anderem deshalb ein so schöner Ort, weil Rautmann ihn seit vielen Jahren ehrenamtlich pflegt. Nun hofft er auf neue Mitstreiter, denn mit über 80 wird es dem früheren Stadtgrün-Leiter allmählich etwas viel. Mit-Initiator Karsten Seidel zeigte sich am Ende des Tages hoch zufrieden: "Das war ein großer Erfolg, es gab viele detaillierte Beiträge!"

Zur Sache

"Walle Central 2040"

Im April hatte der Waller Beirat dazu eingeladen, Ideen zur Gestaltung und Einrichtung von Plätzen im Quartier einzureichen. Acht Vorschläge von Bürgern und eine Anregung aus dem Amt für Straßen und Verkehr (ASV) konnten nun kommentiert und ergänzt werden. "Wir könnten aus den Ideen konkretere Anträge erarbeiten, die über die Bürger in den Beirat eingebracht werden und zu einer Umsetzung der Vorschläge führen können", sagt Mit-Initiator Karsten Seidel, der auf Unterstützung durch die Behörden hofft. "Außerdem freuen wir uns auf Zu- und Mitarbeit durch die neue Quartiersmeisterei, die Anfang 2022 ihre Arbeit in Walle aufnehmen wird."

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