Der Waller Bauausschuss hat dem Umzug der Ameos-Poliklinik nach Utbremen mehrheitlich eine Absage erteilt. Aussprache und Abstimmung waren in den nichtöffentlichen Teil der Sitzung vom 4. Dezember verlegt worden. Ob die Ablehnung mit großer Mehrheit erfolgte oder umstritten war, und mit welcher Begründung sie erfolgte, das wird nach Auskunft des Ortsamts gemäß Ortsbeirätegesetz erst dann öffentlich gemacht, wenn das Sitzungsprotokoll erstellt und abgestimmt ist. Einen Einfluss auf das Votum dürften auf jeden Fall die massiven Bedenken gehabt haben, die Utbremer Anwohner und Gewerbetreibende im Vorfeld vorgebracht hatten.
Vertreter der Ameos-Poliklinik, deren Mietvertrag am Richtweg zum Jahresende ausläuft, hatten einige Tage zuvor vor dem Waller Sozialausschuss ihre Pläne für einen zweigeschossigen Mobilbau auf einem Innenhofareal an der Utbremer Straße/Ecke Juiststraße vorgestellt – wir berichteten. Die Praxis, in der vier Allgemeinmediziner und ein Facharzt für Psychiatrie tätig sind, hat sich auf die Substitutionsbehandlung, also die medizinische Versorgung und psychiatrische Begleitbehandlung von drogenkranken Menschen spezialisiert.
Umzug in Gewerbegebäude
Mit bis zu 270 ehemals heroinabhängigen Patientinnen und Patienten, die sich täglich ihre Dosis des Ersatzstoffes Methadon abholen, gilt die Ameos-Klinik als größte Praxis ihrer Art in Bremen. Der Mobilbau, der zum Frühjahr 2024 in Betrieb genommen werden könnte, ist nur als kurzfristige Zwischenlösung gedacht. Langfristig sei ein Umzug in das leer stehende angrenzende Gewerbegebäude möglich, das zu diesem Zweck saniert und umgebaut werden könnte, hieß es.
Die Argumente seitens des Gesundheitsdienstleisters, dass die Ausgabe auf wenige Stunden täglich begrenzt sei, pro Person nur wenige Minuten dauere und es sich um eine Patientenschaft handele, die über die Substitution den Ausstieg aus der illegalen Droge suche, hatte den Ausschuss offensichtlich nicht überzeugen können. Bewohner und Geschäftsleute aus der unmittelbaren Nachbarschaft hatten im Sozial- und im Bauausschuss ihren Bedenken geäußert. Schon seit längerem sei das bislang ruhige und friedliche Umfeld durch die Klientel einer ansässigen Suchtpraxis belastet, war dabei zu hören. Berichtet wurde von Diebstählen, Vandalismus und auf der Straße ausgetragenen Konflikten. Es wurden Befürchtungen geäußert, dass die ambulante Praxis auch die Drogenszene vom Richtweg nach Utbremen importieren, einen geschäftsschädigenden „Trading Down“-Effekt auslösen und die Sicherheit nicht nur der Nachbarschaft, sondern auch von Passanten und Schulkindern gefährdet würde.
Debatte wird weitergehen
Die Tatsache, dass der Waller Bauausschuss dem Vorhaben seine Zustimmung verweigerte, heißt indes nicht, dass es letztendlich nicht umgesetzt wird. Die Waller Stadtteilpolitik ist nur einer von mehreren Trägern öffentlicher Belange, deren Stellungnahmen im behördlichen Genehmigungsverfahren eingeholt werden. Die Behörde wird diese nun prüfen, abwägen und eine Entscheidung treffen. Sollte der Beirat mit der Entscheidung nicht einverstanden sein, sieht das Beirätegesetz ein mehrschrittiges Verfahren vor, das bis zur Beratung der Angelegenheit vor der Stadtbürgerschaft führen kann.