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Naturerlebnisgelände Wupp Erspüren, erleben, entdecken

Seit 2010 können Kinder aus Walle, Findorff und Gröpelingen auf dem Wupp-Naturerlebnisgelände am Hagenweg Tiere und Pflanzen entdecken und in der Natur spielen.
11.08.2021, 13:00 Uhr
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Erspüren, erleben, entdecken
Von Anne Gerling

Ohne den „Bienenkönig“ Heiner Lenz  gäbe es am Hagenweg dort, wo heute Kinder und Jugendliche auf Bäume klettern, Pflanzen beim Wachsen beobachten, Insekten und Tiere malen oder im Wasser keschern, womöglich nur ein riesiges Brombeerdickicht. Denn die Idee, im Bremer Westen ein Naturerlebnisgelände für Kinder einzurichten, stammte ursprünglich von ihm.

Um das Jahr 2009 herum hatten Paintball-Krieger das verwilderte Gebiet für sich entdeckt, erzählt der 70-Jährige, der schon damals eine Parzelle in dem Areal hatte: „Und ich dachte mir, es wäre doch schön, wenn Walle dort einen schönen naturnahen Spielplatz hätte.“ Lenz zeichnete einen Plan für das Areal, auf dem heute die Ölhafen-Initiative zu finden ist. Diesen Entwurf reichte er beim Stadtteilbeirat ein und fand sich einige Zeit später unverhofft in der Rolle des Hauptverantwortlichen wieder.

Als Standort für das Naturerlebnisgelände wurde schließlich eine 7500 Quadratmeter große Fläche an der Ecke Hagenweg / Fleetstraße ausgewählt. Über das Städtebauförderprogramm „Wohnen in Nachbarschaften“ (Win) konnten Mittel zur Anfangsfinanzierung beschafft werden – Osterfeuerberg zählte damals zu Bremens Win-Gebieten und wurde von Gebietsmanagerin Sarah Ryglewski betreut, die mittlerweile Staatssekretärin im Bundesfinanzministerium ist.

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„Und dann begann die wilde Suche: Wer trägt das Ganze?!“ erinnert sich Lenz, der 30 Jahre zuvor den Schulförderverein der Schule am Pulverberg gegründet hatte. Dieser war zwischenzeitlich fast eingeschlafen – wurde nun aber wiederbelebt und zum Wupp-Trägerverein gemacht: „Ich ging damals in den Vorstand und konnte das dann nach einem Jahr übergeben. Seitdem flutscht das.“

Der passende Name für das Vorhaben drängte sich förmlich auf: Wupp – das Waller Umweltpädagogik Projekt. Denn Lenz und Doris Petersson, die sich damals als Projektleiterin bewarb, waren fest entschlossen: „Wir wuppen das.“ Und gerade in der Anfangszeit gab es viel zu wuppen. Wilde Brombeerranken mussten zurückgeschnitten, eine Komposttoilette gebaut und ein Container organisiert werden, in dem Geräte gelagert werden können. Bis heute treffen sich einmal im Jahr viele Helfer zum Wuppen: Dann werden zum Beispiel die Weiden geschnitten, die beiden Bauwagen aufgeräumt und der Garten winterfertig gemacht.

„Das Erste, was klar war: Eine Wasserpumpe musste sein“, erinnert sich Petersson an die Anfangszeit 2010. Also wurden kleine Gräben angelegt und der Aushub zu einem stattlichen Hügel aufgehäuft, auf den ganz oben eine Schwengelpumpe kam. So lässt sich bis heute mit etwas Anstrengung ein Teil des Geländes fluten.

Im Laufe der Jahre wurde das Gelände dann immer weiter gestaltet und zum Beispiel ein Fühlpfad angelegt. Wenn sie barfuß mit geschlossenen Augen darüber laufen, können Kinder die wechselnden Untergründe auf sich wirken lassen. Von einem hölzernen Baumhaus aus bieten sich neue Perspektiven, verwunschene Hainbuchen- und Weidengänge laden zum Spielen ein, auf alten Baumstämmen lässt es sich balancieren und über einer Feuerschale wird regelmäßig gemeinsam Stockbrot gebacken. Bei Regen oder Sonne bietet ein Weidenpavillon Schutz und in mehreren Beeten können die Kinder Kräuter und Gemüse ziehen. Die SWB-Bildungsinitiative hat eine zweite Wasserpumpe gesponsert und Birnen-, Apfel- und Zwetschgenbäume erinnern bis heute daran, dass das Wupp-Gelände einst Kleingartengebiet war. „Man kann die Früchte ernten und daraus Marmelade oder Apfelmus machen oder sie frisch essen. So merken die Kinder, wann wofür Saison ist“, sagt Petersson. Die Kartoffelernte wiederum sei jedes Mal wie eine Schatzsuche. Einer der Gründe, weshalb Petersson bis heute findet: „Das Wupp ist ein wunderbarer Arbeitsplatz.“

Neben vielen Waller Kindern kommen auch junge Besucherinnen und Besucher aus Gröpelingen und Findorff: Regelmäßig besuchen Kita-Gruppen und Schulklassen das Wupp, es gibt eine Kooperation mit dem Martinsclub und nachmittags gibt zwei feste Gruppen: Die drei- bis siebenjährigen Wildniszwerge und die Naturschutzgruppe für Kinder ab sieben Jahren, die sich etwa um den Schmetterlingshügel kümmern, die Nistkästen kontrollieren und die Brombeeren schneiden.

„Umweltbildung hat nicht nur mit Natur zu tun, sondern auch viel mit Motorik – das kann man hier lernen“, sagt Petersson. „Wir legen außerdem viel Wert auf soziales Miteinander und ermöglichen Teilhabe aller Kinder. Denn in allen Gruppen können auch Kinder mit Beeinträchtigungen mitmachen.“

Aktuell wird Petersson von sechs Honorarkräften unterstützt und im vergangenen Jahr haben etwa 30 Ehrenamtliche mitgeholfen – acht davon regelmäßig, etwa beim Ferienprogramm. Auf diese Weise könne auch jede Gruppe zu zweit betreut werden, sagt die Projektleiterin: „Falls mal was passiert. Das war aber zum Glück bislang nur ganz selten der Fall: Wir hatten seit 2010 nur einen Armbruch und einen Schnitt.“

Zur Sache

Finanzierung und Angebot

Die Basisförderung für das Waller Umweltpädagogik Projekt stammt von der Koordinierungsstelle Umwelt Bildung Bremen, die unter dem Dach des gleichnamigen Vereins seit 2007 Einrichtungen und Projekte der außerschulischen Umwelt- und Nachhaltigkeitsbildung für Kinder und Jugendliche in Bremen unterstützt und vernetzt. Dass Wupp-Projektleiterin Doris Petersson nicht nur Biologin, Erzieherin und Umweltpädagogin ist, sondern außerdem auch Kauffrau, kommt ihr bei ihrer Tätigkeit zugute. Alle zwei Jahre nämlich muss sich das Wupp neu um die Basisfinanzierung bewerben. Daneben bemüht sich Petersson, für einzelne Projekte immer wieder auch anderweitig Mittel zu akquirieren.

Das Wupp-Umweltbildungsangebot besteht aus etwa 180 bis 200 Veranstaltungen pro Jahr; 2020 waren es coronabedingt 140 Veranstaltungen. Informationen zum Programm auf dem Gelände gibt es unter www.wupp-bremen.de.

Info

Der Bremer Westen ist grün: Westlich der Mülldeponie erstreckt sich zwischen dem Naturschutzgebiet Blockland und der Bahnstrecke Bremen-Bremerhaven ein 480 Hektar großes Areal mit schätzungsweise 4000 Kleingärten – Bremens größtes Parzellengebiet, das die Stadt seit einigen Jahren zum Naherholungspark „Grüner Bremer Westen“ für Spaziergänger, Radfahrer und andere Ausflügler weiterentwickelt. In loser Folge berichten wir über Akteure, Projekte, Einrichtungen und andere spannende Themen in diesem Gebiet.

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