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Pilotprojekt Der Westen bekommt Wochenendhäuser

Mehrere Kleingartenvereine bemühen sich seit Jahren um den Status als Wochenendhausgebiet. Nun soll es dazu ein Pilotprojekt geben.
20.10.2022, 13:00 Uhr
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Der Westen bekommt Wochenendhäuser
Von Anne Gerling

Per Gesetz sind bestimmte Bäume, zu hohe Hecken oder auch Toilettenanlagen in Kleingartengebieten verboten. Auch Wohnbebauung erlaubt die Bundeskleingartenordnung nicht, was im Zusammenhang mit aufgegebenen Kaisenhäusern bekanntlich viele Probleme aufwirft: Genau genommen müssen diese zu großen Immobilien abgerissen werden. Aber wer kann und will das bezahlen? Andere Möglichkeiten bietet das Baurecht in Wochenendhausgebieten – manche Vereine sehen deshalb die Lösung ihrer Probleme und sozusagen den Schritt in die Legalisierung in der Ausweisung als Wochendhausgebiet.

Verschiedene Vereine haben sich in den vergangenen Jahren bei der Umweltbehörde um den Status als Wochenendhausgebiet beworben, etwa die Pusdorfer Parzellisten „Auf den Ruten“ (deren Vereinsgelände im Überschwemmungsgebiet liegt, was zu einer Ablehnung führte), der Waller Verein der Kleingärtner und Gartenheimer „Min Land“ und auch die Findorffer Wegegemeinschaft Karl-Beckhusen-Weg, die 2010 bei der Baubehörde die Umwandlung in ein Wochenendhausgebiet beantragt hat.

Abgesehen von einigen kleineren privaten Arealen, unter anderem an der Weser im Obervielander Ortsteil Arsten, gibt es bislang in Bremen bislang kein offizielles Wochenendhausgebiet. Das soll sich ändern; die Baudeputation hat kürzlich beschlossen, im Waller Ortsteil Hohweg einen ersten Schritt in Richtung eines Pilotprojektes zu machen. Und zwar, indem ein Bebauungsplan für das fast sieben Hektar große Gebiet zwischen Schlickwiesenweg, Heideweg, Waller Feldmarksee und Theresienweg aufgestellt wird. Denn damit ein Areal Wochenendhausgebiet werden kann, muss zunächst ein Planfeststellungsverfahren eingeleitet und der Bebauungsplan entsprechend geändert werden. Für das Plangebiet gibt es aber bislang keinen Bebauungsplan. „Eine Kanalisation ist im Plangebiet derzeit noch nicht vorhanden, der Zustand der Wasserversorgung ist aktuell noch nicht bekannt“, heißt es außerdem in der von der Deputation beschlossenen Vorlage. Auch hier hatten die Eigentümer offenbar im Jahr 2010 einen Antrag auf Entwicklung eines Wochenendhausgebietes gestellt.

Für das Pilotprojekt hatten sich laut Umweltressort-Sprecher Jens Tittmann drei Vereine beworben. „Es war relativ klar, dass es im Bremer Westen angesiedelt wird – die Voraussetzungen dafür sind dort am besten“, sagt Tittmann. Das Ressort habe sich daraufhin die Gegebenheiten vor Ort angeschaut: „Ein Wochenendhausgebiet muss andere Voraussetzungen erfüllen als ein Kleingartengebiet. Auch wenn das dauerhafte Wohnen dort nicht möglich ist, muss es eben auch Anforderungen an Wohnen erfüllen und eine gewisse Infrastruktur haben, sodass zum Beispiel die Feuerwehr im Notfall dort alles erreichen kann.“ Eines der Bewerbergebiete zum Beispiel sei aufgrund der sehr nahen Lage an der Autobahn und des damit verbundenen Lärms ausgeschieden. Das ausgewählte Gebiet liege sehr schön, gesteht Norbert Wicha, Sprecher der Wegegemeinschaft Karl-Beckhusen-Weg, den Wallern zu: „Ich gönne es denen – und hoffe natürlich, dass wir auch möglichst bald Wochenendhausgebiet werden.“

Mit dem Pilotprojekt solle die von den Eigentümern gewünschte Weiterentwicklung von Kleingartengebieten zu Wochenendhausgebieten auf eine grundsätzliche Realisierbarkeit geprüft werden, heißt es im Deputationsbeschluss. Diese Aussicht löst aber nicht überall Vorfreude aus. „Als Union finden wir es nicht gut“, sagt etwa Willa Drust, Vorsitzende des Kleingartenvereins Union in Walle: „Denn das ist eine Insellösung. Wenn wir in allen Vereinen, in denen es Kaisenhäuser gibt, solche Insellösungen haben – wie wollen Sie dann den Pächtern erklären, dass sie nur eine 24-Quadratmeter-Laube haben dürfen?“

Die Stadt sei nicht daran interessiert, große Teile der bestehenden Parzellengebiete in Wochenendhausgebiete umzuwandeln, sagt wiederum Jens Tittmann: „Die Kleingartenstruktur soll natürlich im Großen und Ganzen erhalten bleiben. Einen Kleingarten bekomme ich ja für sehr kleines Geld, dafür habe ich im Gegenzug aber auch bestimmte Dinge an Infrastruktur nicht.“ Die Stadt wiederum habe mit den Kleingartengebieten städtisches Grün, um dessen Pflege sie sich nicht kümmern müsse: „Das ist eine Win-Win-Situation.“

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