240 Meter lang, 16 Meter breit und sieben Meter tief: Es ist wahrlich ein Riesenloch, das demnächst am Kopf des Europahafens ausgehoben wird. Hinein kommt eine Tiefgarage, auf der einmal die vier prägnanten Gebäude stehen werden, die der Bremer Unternehmer Kurt Zech – wie berichtet – für 300 Millionen Euro auf der Fläche zwischen Hansator, Hoerneckestraße, Europahafen und Konsul-Smidt-Straße in der Überseestadt baut. Im Jahr 2021 soll das neue Gebäudeensemble fertig sein, das das Architekturbüro Cobe in Kopenhagen in Anlehnung an die Bremer Stadtmusikanten entworfen hat.
Wer regelmäßig in der Überseestadt unterwegs ist, hat es schon bemerkt: Die Vorbereitungen für die Großbaustelle laufen. In knapp zwei Wochen werden Radfahrer nicht mehr wie bisher – unerlaubterweise – von der Straße Am Kaffee-Quartier aus über die „Z-Kreuzung“ zur Überseepromenade gelangen. Zechs Bauunternehmen hat einen Teil des Hilde-Adolf-Parks von der Wirtschaftsförderung Bremen (WFB) angemietet, wo bereits die ersten Container zu sehen sind.
Sie werden als Büros und Tagesunterkünfte für Ingenieure und Bauarbeiter benötigt; in den Spitzenzeiten werden voraussichtlich rund 100 Kräfte verschiedener Gewerke auf der Baustelle tätig sein. Auch die Fahrzeuge der zunächst 40 bis 50 eingesetzten Mitarbeiter sollen im Hilde-Adolf-Park abgestellt werden. Denn auf der Baustelle selbst ist vorerst kein Platz für Logistik und Infrastruktur. Der Spatenstich ist für den 14. Februar geplant, wie am Donnerstagabend Wolfrat Voigt, Geschäftsführer der Gustav Zech-Stiftung, und Oberbauleiter Uwe Hohnhorst bei der Sitzung des Waller Beirats mitgeteilt haben.
"Den Verkehr wird das kaum belasten"
Vor allem eine Frage hat die Planer im Zusammenhang mit der Großbaustelle beschäftigt: Wie kann der gewaltige Aushub von rund 100 000 Kubikmetern Erde abtransportiert werden, ohne dass der Verkehr in der ohnehin schon stark belasteten Überseestadt zusammenbricht? Zwei Lösungsansätze sind Uwe Hohnhorst zufolge dazu erarbeitet worden, die derzeit noch geprüft werden. In beiden Fällen käme ein Binnenschiff zum Einsatz, mit dem ein Großteil der Erdmassen zu Spülfeldern beim Neustädter Hafen gebracht werden soll.
Bei Variante eins würden zum Festmachen der Schute zwei neue Dalben im Europahafen benötigt, da am Rand des Beckens der Tiefgang nicht ausreicht. Beladen würde das Schiff dann per Förderband. Für Variante zwei würde ein Anleger an der Weser ganz in der Nähe der Baustelle angemietet und der Erdaushub per Lkw auf einer eigens dafür eingerichteten Zufahrt dorthin transportiert. „Den Verkehr würde das kaum belasten“, ist Hohnhorst überzeugt, der außerdem verspricht: „Wir versuchen das Quartier möglichst wenig zu belasten. Dass es nicht ganz ohne geht, wissen wir.“
In den nächsten zwei bis drei Wochen soll sich entscheiden, nach welcher dieser beiden Methoden die Planer vorgehen. Ein Förderband sei störanfällig, so Hohnhorst – und wenn es tatsächlich einmal steht, dann geht gar nichts mehr. Der Oberbauleiter tendiert deswegen eher zu Variante zwei.
Im Erdreich vermuten die Planer dabei Reste der alten Kaimauer und Schutt. Zeigen müsse sich auch noch, ob die Bodenqualität für das Spülfeld geeignet sei. „Wenn es gut läuft“, so Hohnhorst weiter, „dann bekommen wir 75 Prozent des Bodens über den Wasserweg weg.“ Drei bis dreieinhalb Monate wird es ihm zufolge dauern, bis die Hauptmasse raus ist. Um die gewaltige Baustelle herum soll der Verkehr dabei ausschließlich nach dem Einbahnstraßenprinzip abgewickelt werden: Über die Konsul-Smidt-Straße, hinter der Baustelle vorbei und über die Hoerneckestraße wieder hinaus.
Im Namen des Unternehmens bedankte sich Wolfrat Voigt nun ausdrücklich noch einmal beim Waller Beirat: „Innerhalb eines halben Jahres sind wir von der ersten Idee über den Wettbewerb bis zum Beschluss gekommen – dass es so schnell ging, ist auch Ihnen zu verdanken.“