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Neuerscheinung im Kellner-Verlag Woltmershausen im Aufwind

Heiner Brünjes hat die Vergangenheit und Gegenwart eines aufstrebenden Stadtteils aufgeschrieben. Sein Buch über Woltmershausen ist im Kellner-Verlag erschienen.
29.07.2021, 05:00 Uhr
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Von Matthias Holthaus

Kaum ein Stadtteil ist momentan so in aller Munde wie Woltmershausen. Nach einer gefühlten Ewigkeit der Stagnation bewegt sich nun eine Menge: Kultur, neue Wohnmöglichkeiten, mehr Aufenthaltsqualität. Eine regelrechte Chronik der Entwicklungen namens „Woltmershausen – Ein Stadtteil im Aufbruch“ inklusive Rückblick und Vorausschau hat nun der Kellner-Verlag veröffentlicht.

Vier Kinos, etliche Kneipen, viele Firmen und dazwischen die Straßenbahnlinie 7, die die Menschen dorthin brachte: Woltmershausen erlebte vor und nach dem Krieg eine Blütezeit, die der Stadtteil nicht nur dem Hafen zu verdanken hatte. Trotz der eher ländlichen Struktur herrschte ein reges Treiben in Woltmershausen. Durch den Strukturwandel und durch die Randlage des Stadtteils, bedingt auch durch den begrenzenden Hafen, schlossen jedoch viele Geschäfte, Gaststätten und alle Kinos. Selbst die Linie  7 fuhr nur bis 1965. Und auch das Eingangstor zum Stadtteil, der Woltmershauser Tunnel, lud nicht gerade zu einem entspannten Bummel ein.

Das Miteinander beschrieben

„Ich komme aus und wohne in Woltmershausen und habe die Entwicklung verfolgt“, sagt Buchautor Heiner Brünjes. „Der Stadtteil hat sich sehr verändert.“ Und doch lebten die meisten Bewohner gerne hier, meint er. Auch das gab Anlass für sein Buch: „Es war den Menschen wichtig, dass das Miteinander beschrieben wird – in den Vereinen, der Gemeinde oder dem Stiftungsdorf. Das macht den Stadtteil auch aus. Und er ist auch ein wenig vorstädtisch, das spielt auch eine Rolle.“

Heiner Brünjes hat sich deshalb auch in eigenen Kapiteln mit dem TS Woltmershausen beschäftigt, mit dem Stiftungsdorf oder mit der Christuskirche Woltmershausen. Auch die Geschichte der Deutschen Lebensrettungsgesellschaft – besser bekannt als die DLRG – erhielt einen eigenen Abschnitt im Buch, genauso wie die Tabakfabrik Brinkmann, die Kinos und sogar eine Bäckerei, die exemplarisch steht für die vielen Geschäfte, die im Laufe der Jahrzehnte verschwanden.

Und natürlich findet auch die Straßenbahn ihren Platz im Buch. Heiner Brünjes war in der Pressestelle der BSAG tätig und hat mehrere Bücher über die Bremer Straßenbahn geschrieben. Und so verwundert es nicht, dass die Linie 7, die bis Mitte der Sechzigerjahre durch die Woltmershauser Straße fuhr, ebenfalls im Stadtteilbuch vertreten ist.

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Bis vor Kurzem sah es für und teilweise auch in Woltmershausen nicht besonders gut aus, viele Bewohner waren und sind nicht auf Rosen gebettet. Das kulturelle Angebot war sehr überschaubar, ebenso die Einkaufsmöglichkeiten. Doch nun tut sich etwas: „Ich finde es positiv, dass sich der Stadtteil entwickelt und dass man nun über ihn spricht“, sagt Heiner Brünjes.

Verschiedene Akteure seien hier, die Woltmershausen entwickeln wollten: Firmen, aber auch Projekte wie die Pusdorf Studios in der Ladestraße, die als eine von fünf Bremer Locations die Breminale Dezentrale ausgerichtet haben. Oder die sogenannten Tiny Houses, die platzsparend und nachhaltig einen Platz in Woltmershausen erhalten sollen. Und natürlich auch das Tabakquartier, das auf dem Gelände der Tabakfabrik Brinkmann entsteht. „Das finde ich positiv“, sagt er, wünscht sich aber auch: „Dass man das Miteinander, das Persönliche erhalten könnte und dass Woltmershausen ein eigener Stadtteil bleibt.“ Den eigenen Charakter soll Woltmershausen behalten, denn Brünjes sieht auch etwas beunruhigende Entwicklungen.

Sorge um die Entwicklung der Woltmershauser Straße

„Durch die neuen Zentren, die entstehen, fängt die Woltmershauser Straße an zu leiden. Zum Beispiel gehen die Banken weg oder ziehen ins Tabakquartier. Die Woltmershauser Straße muss man im Blick haben.“ Die Entwicklung rund um das Lankenauer Höft? „Toller Versuch“, sagt er.

„Doch es entwickelt sich ein wenig zum Rummel und das bedeutet wiederum Verkehr.“ Er hat beobachtet, das die Busse aufgrund der überall parkenden Autos gar nicht mehr fahren konnten und auch die maritime Atmosphäre unter dem Trubel gelitten hat. „Da muss etwas passieren, denn das ist schade. Da wird dem tollen Projekt eine Grenze gesetzt.“

Und doch schaut die Entwicklung in seinen Augen gut aus: „Wir bekommen ein Theater und ich hoffe auf mehr Einkaufsmöglichkeiten und auf ein Ärztezentrum, da ist das Angebot doch recht übersichtlich. Doch man ist hier innenstadtnah und kann hier gut wohnen.“ Und auch die Entwicklung am Hohentorshafen stimmt ihn zuversichtlich. Er hofft auf weitere Projekte, etwa auf das „Rote Dorf“, das studentisches Wohnen an der Ladestraße ermöglichen soll – „das wäre für alle eine Bereicherung.“ Oder auf die Aufwertung der Woltmershauser Straße inklusive der Häuser.

Herausforderungen für die Zukunft

Doch wie sieht er Woltmershausen in zehn Jahren? „Der Stadtteil wird viel bekannter sein“, ist er überzeugt. Mehr Menschen werden nach Woltmershausen ziehen. „Da muss aber die Mobilität besser werden“, merkt er an, und eine weitere Unterführung muss kommen. „Da muss Geld fließen, die Chancen sind aber gut“ sagt er und hat auch eine Vorstellung davon, wie es gelingen kann: „Man muss miteinander etwas machen und nicht von oben nach unten verordnet.“

Zur Sache

Es beginnt mit einem Rundgang

Das Buch „Woltmershausen – Ein Stadtteil im Aufbruch“ von Heiner Brünjes ist im Kellner Verlag erschienen und kostet 16,90 Euro. Es ist mit zahlreichen Abbildungen bestückt und bietet auf 248 Seiten einen umfassenden Einblick in den Stadtteil. Mit einem Rundgang durch Woltmershausen und Rablinghausen beginnt es und es erlaubt anschließend einen informativen Blick in die Stadtteilgeschichte, inklusive einer Chronik. Die aktuellen Entwicklungen sind bis in die jüngste Zeit beschrieben, die Mobilität erhielt ein eigenes Kapitel, ebenso die verschiedenen Vereine und Institutionen. Die Beiratssprecherin Edith Wangenheim kommt in einem Interview zu Wort. Weitere Informationen sind unter www.kellnerverlag.de erhältlich.

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