„Pusdorf lässt heute von sich hören und tief blicken“, sagt Moderatorin Imke Burma zu Beginn des musikalischen Stadtteilspaziergangs „Pusdorf Pictures“. Über 200 Kinder, Jugendliche und Erwachsene sowie die Bremer Philharmoniker verschafften an mehreren Stationen in Woltmershausen nicht nur eine neue Sicht in den Stadtteil, sondern auch einen Einblick in die kulturellen Aktivitäten der Menschen, die in ihm leben.
„Ich begleite den Stadtteilrundgang und bin Mitveranstalterin“, erzählt Karin Scharfenort, Pressebeauftragte von Quartier Bremen. „Es geht durch mehrere Straßen und in den Straßen gibt es dann verschiedene Bühnen.“ Das ist, verkürzt ausgedrückt, das Programm von „Pusdorf Pictures“. Ute Steinecke vom Kulturhaus Pusdorf erwartet vor allem dies: „Viel wunderbare Musik und viele Menschen, die Spaß haben und uns durch den Stadtteil folgen.“ Das taten sie, immer mehr wurden es und am Ende haben sich dann mehr als 400 Menschen versammelt – doch zunächst der Spielmannszug „DaCapo“, den jeder Pusdorfer unweigerlich mit dem alljährlichen Laternenumzug verbindet, der seit Jahrzehnten untrennbar zum Stadtteil gehört.
Es geht also heimatlich los und es geht auch heimatlich weiter, als die Menschenmenge sich ihren Weg zu den Pusdorf Studios bahnt, die mit einer Bühne in ihrem Innenhof aufwarten, um nicht nur den Blechbläsern der Bremer Philharmonikern eine Spielmöglichkeit zu bieten, sondern auch dem im Gemeindehaus der Kirche Rablinghausen probenden Chor „Skybirds“, der Poetry-Werkstatt Woltmershausen, der Rap-Gruppe der Oberschule Roter Sand und dem Posaunenchor Seehausen.
Spielmannszug vorweg
Weiter geht es, der Spielmannszug vorweg, die stetig wachsende Menge hinterher, vorbei an der Percussion-Gruppe der Oberschule Roter Sand zum Gelände des Weser-Kuriers, wo auf einer Rampe nicht nur ein Streichquartett der Bremer Philharmoniker wartet, sondern auch der Kinderchor und das Orff-Ensemble der Grundschule Rechtenflether Straße, die Poetry-Werkstatt Woltmershausen, der Chor Con Voice, die Musikgruppe Zebrano, das Ensemble Storchennest und die Kulturhaus-Pusdorf-Kapelle.
Die letzte Station im Tabakquartier ist die Bühne der Bremer Philharmoniker – dort sind die knapp 380 Plätze schnell belegt, die restlichen Interessierten werden draußen per Livestream Zeuge eines furiosen Finales mit allen künstlerisch Beteiligten – wie hat es den Menschen gefallen und warum waren sie hier?
„Meine Großeltern kommen aus Pusdorf, ich war als Kind oft hier“, erzählt Olaf Orb. „Es ist eine gute Idee, den Stadtteil mal aufgelockert zu zeigen.“ Über Woltmershausen sagt Olaf Orb: „Man merkt, dass der Stadtteil innenstadtnah ist – aber erst, wenn man den Tunnel überwunden hat. Woltmershausen ist aber auf jeden Fall mehr als das Tabakquartier.“
Den Woltmershauser Susanna und Gerhard Suhlrie gefallen die Pusdorf Pictures sehr gut: „Dass es bunt ist und dass so viel Musik gemacht wird. Und dass etwas los ist, was sonst nicht los ist. Und es zeigt, dass der Stadtteil sich bewegt“, sagt Gerhard Suhlrie. Den Stadtteil und die Menschen auch mal anders wahrnehmen, anders und entschleunigend: „Entspannt, freundlich und erwartungsfroh“, so beschreibt Susanna Suhlrie die Stimmung, „und es ist nicht nur für Pusdorfer, das freut mich für den Stadtteil. Ich finde es toll, dass sich verschiedene Akteure zusammenschließen und ein gemeinsames Projekt machen.“
Neugierig auf den Stadtteil
Nicht aus Pusdorf, sondern aus Fischerhude kommt Mareike Cordes. Sie hat aus dem Radio von Pusdorf Pictures erfahren und ist neugierig geworden – auch auf den Stadtteil, denn: „Es hört sich von außen so an, als wenn hier etwas Neues, Interessantes entstehen soll. Ich finde es gut, dass die Bremer Philharmoniker das aufgreifen, was im Stadtteil lebt.“
Andreas Noack kommt aus dem Viertel und sagt: „Beim Weser-Kurier, das war eine tolle Akustik“, und insgesamt eigne sich das Ganze für eine Fortsetzung.
Ulrike G. Möchte ihren Nachnamen nicht in der Zeitung wissen, die Woltmershauserin sagt jedoch über Pusdorf Pictures: „Es ist sehr innovativ, abwechslungsreich und liebevoll gestaltet.“ Eine Tante habe sie auf die Veranstaltung aufmerksam gemacht, außerdem spiele ihr Onkel in der Storchennest-Kapelle. „Das ist eine tolle Attraktion für den Stadtteil und belebt das Tabakquartier ungemein. Mich hat begeistert, wie die Kinder mit einbezogen wurden. Das Innovative, von einer Location zur nächsten zu gehen, kommt auch meinem Bewegungsdrang entgegen. Das sollten sie institutionalisieren.“
Projektleiterin Claudia Beißwanger zeigt sich abschließend zufrieden: „Was man sieht, ist nur das Endergebnis. Es war aber wichtig für die Ensembles, das Projekt zu machen.“ Die Corona-Regeln hätten das Projekt noch einmal zusätzlich erschwert, wobei es für die Amateure wesentlich schwieriger gewesen sei, wieder auf die Beine zu kommen. „Doch Peter Friemer schrieb die Musik so, dass alle Ensembles glänzen konnten. Und es ist ein gutes Zeichen für Ensembles, wieder zusammen Musik machen zu können.“ Claudia Beißwanger sagt, man habe gesehen, wie sehr es den Profis Spaß gemacht habe, auf solche Weise Musik zu machen. Es zeige, dass die Musizierenden des Stadtteils willkommen seien. Pusdorf Pictures sei auch nur der Auftakt zu weiteren Projekten: „Eine total gute Erfahrung, die wir jetzt gemacht haben.“