„Das ist nicht nur ein Kreuz, das ist auch eine Gedenkstätte“, sagt der Woltmershauser Künstler Joachim Fischer, während er auf das große Holzkreuz am Lankenauer Höft blickt. Doch das 1995 errichtete Kreuz ist nach Ansicht von Fischer in Gefahr: Im Zuge der Neugestaltung des Lankenauer Höfts könnte es demnächst Geschichte sein, befürchtet er.
Grundlage für seine Sorge ist der im Juli dem Beirat Woltmershausen vorgestellte „Masterplan Weseruferpark Rablinghausen“. Darin enthalten ist ein Planungsentwurf des Areals rund um den Radar- und Kontrollturm, der sich zwar schick und aufgeräumt zeigt, jedoch auch ohne das Kreuz. „Das Kreuz steht seit 1995 an der Spitze des Rablinghauser Weseruferparks, wo es vorbeifahrende Schiffe und Passanten grüßt, an die auf See Gebliebenen erinnert und ein weithin sichtbares christliches Symbol ist“, schreibt Joachim Fischer in einer Pressemitteilung. Darüber hinaus aber möchte er das Kreuz aus einem weiteren Grund dort behalten: „Ich bin Christ, und das Kreuz ist das großartigste Symbol. Das Kreuz ist ein Zeichen des Friedens. Jesus war ein Friedensfürst, das Kreuz weist auf seinen Tod hin und darauf, dass er die Menschen von ihrer Schuld erlöst hat.“
Unterschriftensammlung
Viele Jüngere könnten mit dem geistigen Inhalt des Kreuzes gar nichts mehr anfangen, bedauert Fischer, doch eine von ihm initiierte Unterschriftensammlung in Woltmershausen habe gezeigt, dass es doch einige Menschen gebe, die um die Bedeutung des Kreuzes wüssten: 252 Bürgerinnen und Bürger hätten sich innerhalb von drei Wochen für den Erhalt des Kreuzes ausgesprochen. „Wir haben auch viele Gespräche geführt und dabei erfahren, dass viele Woltmershauser Bezüge zur Seefahrt haben. Da spielen auch Emotionen eine große Rolle. Viele Leute wissen um das Kreuz und wollen es behalten.“
Joachim Fischer sagt, das Holz des Kreuzes sei kerngesund und es gebe keinen Grund, es wegen Baufälligkeit wegzunehmen. „Es gibt Planungen, das ganze Areal neu zu gestalten. Und ich unterstelle mal den Planern, alles wegzunehmen und neu gestalten zu wollen.“ Doch für ihn steht fest: „Die Kunst des Gestaltens ist aber, Bestehendes zu integrieren.“ Ein Umsetzen des Kreuzes wäre für ihn ein Kompromiss. Zwar sei die Stelle, wo das Kreuz seit nahezu 30 Jahren steht, die beste: „Aber wenn, dann gehört es irgendwo ans Wasser und nicht versteckt im Weseruferpark.“ Um das Kreuz am Lankenauer Höft zu erhalten, hat er auch einen Bürgerantrag an den Beirat Woltmershausen gestellt: „Der Beirat sagte jedoch, man habe das im Fachausschuss Bau, Umwelt, Verkehr, Häfen und Wirtschaft beraten und keinen Handlungsbedarf gesehen.“
Anna Schreiner ist kommunale Sachbearbeiterin im Ortsamt Neustadt/Woltmershausen und sagt dazu, dass sie Joachim Fischer auf die Möglichkeit verwiesen habe, dass er Anregungen an die zuständigen Behörden, die Senatorin für Klimaschutz, Umwelt, Mobilität, Stadtentwicklung und Wohnungsbau (SKUMS) sowie Umweltbetrieb Bremen (UBB) weitergeben könne. Das Kreuz bedeute den Menschen viel und sie finde es gut, dass Fischer die Unterschriftenaktion gestartet hat. „So hat man mitbekommen, wie viele Menschen dieses Kreuz erhalten möchten", sagte Schreiner. Es sei aber noch nichts geklärt, „da wird bis zum kommenden Jahr nichts passieren. Es ist noch zu früh, um aktiv zu werden.“
Eigentümer ist die Kirche
Im Masterplan Weseruferpark wird auf „Kunstobjekte und Seezeichen“ eingegangen und darauf, was mit den maritimen Objekten im Weseruferpark passieren soll: So sollen manche dieser Bojen erhalten, manche abgebaut werden. Unter dem Punkt „großes Holzkreuz“ steht unter der Rubrik „Einbindung in Park“: „Einbindung in Neugestaltung schwierig“, der Vorschlag: „Abbau, Klärung erforderlich“. Die Klärung erfolgt mit dem Eigentümer des Kreuzes, der Evangelischen Kirche.
Senatorin Maike Schaefer
An einer Klärung ist auch Maike Schaefer, Senatorin für für Klimaschutz, Umwelt, Mobilität, Stadtentwicklung und Wohnungsbau, gelegen: „Die besondere Bedeutung dieses Kreuzes ist uns bewusst, dementsprechend sensibel werden wir damit umgehen. Das geschieht selbstverständlich in enger Abstimmung mit der Bremischen Evangelischen Kirche. Zudem ist es mir selbst sehr wichtig, dass der Bezug zu Seefahrern, die auf hoher See geblieben sind, erhalten bleibt. Es ist Sinn und Zweck einer Konzeptstudie zu ermitteln, ob das an einer anderen, womöglich noch besser geeigneten Stelle möglich ist. Ist das nicht der Fall, bleibt der aktuelle Standort“, erklärt Schaefer. Laut SKUMS-Pressesprecher Jens Tittmann könne das Kreuz sehr wohl in die Neugestaltung des Areals mit eingebunden werden: „Es gibt aber auch den Wunsch, eine großzügige und offene Eingangssituation vom Fähranleger zu schaffen.“ Aus diesem Grund sei in dem Masterplan, der lediglich eine Konzeptstudie darstelle, auf das Kreuz verzichtet worden. „Im weiteren Planungsprozess wird besprochen, ob dieser Vorschlag weiterverfolgt wird.“ Der Sprecher von SKUMS betont jedoch: „Die besondere Bedeutung des Kreuzes ist den zuständigen Planern des Projektes bewusst. Es wird überlegt, in enger Absprache mit der Evangelischen Kirche einen neuen Standort im Weseruferpark zu finden. Hierbei sind neben den Kosten auch vertragliche Regelungen zu beachten.“
BEK signalisiert Gesprächsbereitschaft
Die Bremische Evangelische Kirche (BEK) sagt dazu: „Seit mehr als 25 Jahren grüßt das Kreuz am Lankenauer Höft alle Menschen, die über die Weser nach Bremen kommen. Es liegt dem Kirchenausschuss sehr am Herzen.“ Seit der Errichtung des Kreuzes sei die BEK verantwortlich für seine Pflege und Erhaltung. „Gern sind wir gesprächsbereit für gute Lösungen angesichts der neuen Lage. Wir beteiligen uns auch gern an dem Beteiligungsverfahren und bringen uns dort ein.“