Bremen und Danzig wollen ihre Städtepartnerschaft auch in Zukunft mit Leben erfüllen. Vertreter beider Seiten bekräftigten ihren Wunsch nach vertiefter Zusammenarbeit am Mittwochvormittag in der Bürgerschaft. Anlass war das 45-jährige Bestehen der Verbindung, die die beiden Hansestädte noch zu Zeiten der Ost-West-Konfrontation eingegangen waren.
Die Präsidentin des Rates der Stadt Danzig, Agnieszka Owczarczak, hält sich in diesen Tagen mit einer polnischen Delegation in Bremen auf. Zu Beginn der Bürgerschaftssitzung rief Owczarak in Erinnerung, unter welch schwierigen Vorzeichen Mitte der 70er-Jahre die freundschaftlichen Beziehungen angeknüpft wurden. Drei Jahrzehnte nach Ende des Zweiten Weltkriegs war in Polen die Erinnerung an die deutsche Aggression noch lebendig, außerdem teilte damals der Eiserne Vorhang Europa. Die neue Verbindung mit dem freien Bremen habe den Freiheitswillen der Danziger damals gestärkt und damit auch einen Beitrag zu den weiteren Entwicklungen geleistet, die zur Erosion der kommunistischen Herrschaft in Polen und schließlich zum Zerfall des Ostblocks führten. "Damals wurden Bremen und Danzig zu einem Vorbild für den Wandel in den deutsch-polnischen Beziehungen", sagte Agnieszka Owczarczak.
Gegen nationale Alleingänge
"Wir haben mit der Städtepartnerschaft gezeigt, dass aus Feinden Freunde werden können", formulierte es Bürgerschaftspräsident Frank Imhoff (CDU). Zahlreiche zivilgesellschaftliche Akteure erfüllten die Verbindung heute mit Leben. Beispielhaft nannte Imhoff Austauschprojekte der Hochschulen, des Landessportbundes, der Pfadfinder und der Awo.
Sprecher von CDU, SPD, Grünen, Linken und FDP stellten sich hinter einen gemeinsamen Antrag aller Bürgerschaftsfraktionen, der schließlich einstimmig beschlossen wurde. Darin heißt es unter anderem, die Städtepartnerschaft von Danzig und Bremen stelle "nicht nur einen Mehrwert für die beteiligten Städte dar". Sie könne "zur Entwicklung der bilateralen Beziehungen von Polen und Deutschland beitragen und ein Motor zur Weiterentwicklung der europäischen Idee sein". Aufgabe der Städtepartnerschaft müsse es sein, "nicht nur die Zusammenarbeit auf regionaler Ebene zu fördern, sondern auch um mehr Verständnis für mehr gemeinsame auch überregionale Aufgabenwahrnehmung zu werben". Beispielhaft werden in dem Antrag Fluchtbewegungen, Finanzkrise, Corona-Pandemie und die aktuelle Lage in Afghanistan genannt. Für all diese Herausforderungen brauche es "ein Mehr an europäischer Kooperation, Selbstständigkeit und Integration", keine nationalen Alleingänge.