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Manager des Quartiersbildungszentrums Robinsbalje geht / Beiratssprecher Bries: Lösungssuche im Stadtteil Steuermann an Land

Huchting. Diese Geschichte handelt von einem Schiff ohne Steuermann, einem König ohne Land und vielen Ideen, wie man das Land wieder an den König und einen Mann wieder ans Steuer bekommt. Oder eine Frau.
07.12.2015, 00:00 Uhr
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Von Karin Mörtel

Diese Geschichte handelt von einem Schiff ohne Steuermann, einem König ohne Land und vielen Ideen, wie man das Land wieder an den König und einen Mann wieder ans Steuer bekommt. Oder eine Frau. Ein Märchen ist es dennoch nicht, sondern diese Bilder beschreiben ein handfestes Problem, das sich in Huchting bereits seit Längerem auftut. Es geht also nicht um ein Schiff, auch wenn das Quartiersbildungszentrum (QBZ) Robinsbalje durchaus die Größe eines hochseetauglichen Dampfers hat.

Dessen Steuermann, QBZ-Manager Ibrahim Bagarkasi, hat nun gekündigt, obwohl er erst im Februar seine Stelle angetreten hat. Seit dem 1. Dezember ist damit der Posten bereits zum zweiten Mal wieder frei – dabei gibt es das drei Millionen Euro teure Gebäude erst seit fünf Jahren. 2013 und 2014 war der Posten ebenfalls nicht besetzt – mit der Folge, dass die Angebote im Haus nur auf Sparflamme weiterlaufen konnten. Ein zweites Mal wollen die Verantwortlichen im Huchtinger Ortsamt, Beirat und Quartiersmanagement das nicht erleben. Sie fordern daher, dass die Stelle des QBZ-Managers attraktiver werden muss, damit die Person, die die Nachfolge antritt, schnell kommt und auch langfristig an Bord bleibt.

„Das Haus war ursprünglich als Treffpunkt für das Quartier und als Stütze mit vielfältigen Angeboten für seine Bewohner gedacht“, erklärt die Huchtinger Quartiersmanagerin Inga Neumann. Und Unterstützung hätten die Menschen in dem sozial benachteiligten Wohnviertel dringend nötig. „Daher bedauere ich den Weggang von Ibrahim Bagarkasi umso mehr, denn er hätte hier viel bewegen können“, findet sie.

2012 war das QBZ noch als eines von 50 Vorzeigeprojekten der Europäischen Union ausgezeichnet worden, weil es durch die Kooperation zwischen Kita, Grundschule, Gesundheitsamt, Haus der Familie und anderen sozialen Einrichtungen ein ganzes Bündel an Hilfeleistungen an einem sozialen Brennpunkt ermöglicht hat.

„Doch ohne Manager können die einzelnen Beteiligten nicht mal eben so nebenher ihre Kooperation vorantreiben und große neue Projekte entwickeln“, beurteilt Neumann die Situation, die nun erneut bevorsteht. Leidtragende seien am Ende die Bewohner des Quartiers.

Viele Hindernisse für Manager

Doch warum ist es so schwer, eine qualifizierte Managerin oder einen Manager zu halten? Für Annette Yildirim aus dem Ortsamt Huchting sind die Gründe eindeutig: „Herr Bagarkasi durfte weder für Projekte eigene Förderanträge an das Programm Wohnen in Nachbarschaften, kurz WiN, stellen, noch hatte er ein ausreichendes Budget zur Verfügung, mit dem er eigene Ideen umsetzen konnte. Obwohl ich es sehr schade finde, verstehe ich die Kündigung.“ Da ist er also, der König ohne Land in Form eines Managers, dem gefühlt die Hände gebunden sind. Mit diesen Voraussetzungen muss es frustrierend gewesen sein, die großen Hoffnungen, die der Stadtteil in das QBZ gesetzt hat, erfüllen zu wollen. Das glaubt auch Falko Bries, Beiratssprecher im Beirat Huchting. „Mit einer halben Stelle, von der man ohnehin nicht leben kann, ist es nicht machbar, diesen Posten so auszufüllen, wie es notwendig wäre“, meint der Sozialdemokrat.

Das Stadtteilparlament will sich nun in der kommenden Beiratssitzung am 14. Dezember mit Lösungsideen beschäftigen, und zwar dort, wo eine weitere Stolperfalle der beiden früheren Manager besteht: im Veranstaltungsraum des QBZ. Denn dieser wird gleichzeitig an die Mensa der Grundschule Robinsbalje vermietet. Daraus resultierende strenge Hygienevorschriften und weitere Vorgaben führten nach Aussage der früheren QBZ-Manager dazu, dass der Raum kaum von Vereinen, Gruppen und für politische Sitzungen genutzt werden konnte.

„Dabei wäre dieser Raum nie mit Hilfe europäischer Gelder gebaut worden, wenn die Bedingung nicht erfüllt wäre, dass er für den Stadtteil offen steht“, so Inga Neumann. Auch Annette Yildirim findet klare Worte: „Das geht so nicht – das ist der Raum für den Stadtteil, der auch von der Mensa genutzt werden darf und nicht umgekehrt.“ Das sei im Nutzungsvertrag klar geregelt. Nun müsse auch in der Realität ein Weg gefunden werden, das umzusetzen.

Diese Ansicht teilt auch die Bildungsbehörde, die gemeinsam mit der Sozialbehörde die Verantwortung für das QBZ trägt. Als Lösungsstrategie für alle weiteren Probleme soll nach dem Willen der Verantwortlichen nun ein Konzept herhalten, das bereits erfolgreich in den beiden anderen Quartiersbildungszentren Bremens laufe: „Es ist jetzt eine Kooperation mit einem freien Träger geplant, der den Manager bei sich anstellt und ihm im Idealfall auch für die restlichen 20 Stunden ein Aufgabe anbieten kann“, erklärt Annette Kemp, Sprecherin der Bildungssenatorin. Das könnten die Hans-Wendt-Stiftung, das Deutsche Rote Kreuz oder der Jugendhilfeträger Alten Eichen sein. Somit hätte der neue Manager oder die neue Managerin die Möglichkeit, halbtags im QBZ noch einer Tätigkeit wie Sozialberatung, Jugendhilfe oder ähnlichem nachzugehen und dadurch das Gehalt einer vollen Stelle zu beziehen.

Weiterer Vorteil: Die Träger können unbürokratischer mit dem Manager das eigene Budget abrechnen und sie können WiN-Anträge stellen. Aus der Behörde heißt es, dass bereits Gespräche dazu laufen und im ersten Quartal mit einer Neubesetzung des Postens gerechnet werde. Ob der König das Land mit dieser Lösung tatsächlich zurückgewinnt und der Steuermann das Schiff doch noch vor den Untiefen bewahren kann, steht dann in einem anderen Märchen, das keines ist.

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