Street-Art (Straßenkunst) gibt es in nahezu jeder Stadt auf der Welt. Graffiti, kreative Wandmalereien (Murals), Poster, eingehäkelte Laternenpfähle oder kuriose Aufkleber an einer Ampel – die Ausdrucksweise von Street-Art ist so vielfältig und bunt wie das Leben. Auch in Bremen. Seit November 2024 ist die Stadt mit ihrer Straßenkunst offizieller Partner der Street Art Cities – einer der größten und umfangreichsten Plattformen für Street-Art weltweit. Bremen bietet mit Führungen, einer App und natürlich Tausenden von Kunstwerken für Bürger und Touristen eine riesengroße Dauerausstellung im öffentlichen Raum. Und das kostenlos. Eine Vernissage, die sich sehen lässt.

Auch an Ampeln findet man jede Menge kleiner Street-Art-Kunstwerke in Form von Aufklebern. So wie diesen Buddha-Aufkleber.
Der Kunstmoment im alltäglichen Leben kommt auf Bremens Straßen oft überraschend. Zwischen grauen Häuserwandfassaden ist es auf einmal da: das überdimensionale Graffitibild von einem springenden Tiger in der Mendestraße in der Bahnhofsvorstadt. Bunt, beeindruckend, künstlerisch. Man staunt, bleibt stehen, lässt die Kunst wirken. Ein kurzes Innehalten in einer hektischen Zeit.
Hotspot im Viertel
Ein paar Straßen weiter entdeckt man einen kleinen Aufkleber, der an der Ampel klebt. Rosatöne, ein sitzender Buddha, dazu der Spruch „Let that shit go“. Unerwartete Kombination von Farbe und Aussage. Erfrischend an diesem Tag.

Street-Art hat viele Gesichter: Dieser Aufkleber der Musikgruppe Bergholter klebt an einem Stromkasten mitten in der Innenstadt.
Ein Hotspot der Straßenkunst in Bremen ist das Viertel. An nahezu jeder Hauswand befinden sich Plakate, Aufkleber, Graffiti oder Wandmalereien. Doch auch in allen anderen Stadtteilen findet sich Kunst, die sich kostenlos entdecken lässt. So zum Beispiel sehr farbintensiv im Bremer Hafengebiet an den Hauswänden alter Lagerhallen, vor allem an der Nordstraße direkt an den Straßenbahnschienen. Oder zwischen den rot-weißen Hallen des ehemaligen Kellogs-Werks und der Überseestadt direkt am Kai des Geländes. Hier findet einmal im Jahr auch das „Treasure Urban Art Festival“ statt, bei dem internationale Urban Art Künstler zusammen ein rund 100 Meter langes Gesamtkunstwerk erschaffen.

Diese Comic-Figur klebt in luftiger Höhe auf der Rückseite eines Straßenschilds. Von diesen Figuren gibt es mehrere in Bremen.
Wer die Straßenkunst in Bremen entdecken möchte, kann die neue „Street-Art-Citys-App“ dafür nutzen. In den vergangenen Monaten wurden darin mehr als 400 Kunstwerke mit ihren Standorten eingetragen. Täglich kommen neue hinzu. Auch kuratierte Themenrouten wie die „Urban-Minimalism“, „Lucky-Walls-City“ oder „Graffiti-und-Street-Art-im-Viertel“ sind in der App zu finden. Wird ein Werk entfernt oder übermalt, wird dieses auch zeitnah auf der App gelöscht, heißt es auf der Internetseite von Tourismus Bremen.

Das Stencil-Mural auf dem Bunker an der Hans-Böckler-Straße zählt auch zur Street-Art-Kunst. Erschaffen hat es Victor Ash.
Entfernt oder übermalt deswegen, weil es sich bei Street-Art meist um Kunstwerke von Künstlern handelt, die vorher nicht um Erlaubnis gefragt haben. Hauswände werden angemalt oder vollgesprüht, öffentlicher Raum beklebt, bekleistert und eingehäkelt. Das ist meist illegal, gilt als Sachbeschädigung und kann rechtliche Konsequenzen nach sich ziehen. Privateigentum zu bemalen, ist ohne Zustimmung des Hausbesitzers verboten. Allgemein drohen für Street-Art Bußgelder oder sogar Freiheitsstrafen.

Ein Teil eines Gesamtkunstwerks am Hastedter Osterdeich hinter dem Hansa-Carré.
Doch die Künstler lassen sich nicht davon abhalten, den öffentlichen Raum weiter künstlerisch zu gestalten, und vielerorts wächst in den Städten die Toleranz und Anerkennung für diese Kunstform. So wie in Bremen, wo über Tourismus Bremen nun auch eine Street-Art-Stadtführung gebucht werden kann.

Der mittlere Teil des Gesamtkunstwerks am Hastedter Osterdeich.
Gleichzeitig gibt es immer mehr genehmigte Street-Art-Projekte – zum Beispiel von der Stadt freigegebene Flächen für die Künstler. Auch Hausbesitzer beauftragen mittlerweile Graffiti-Künstler, um ihre Hauswände mit individuellen Motiven beleben zu lassen.

Ausschnitt eines großen Street-Art-Wandbilds am Hastedter Osterdeich (Teil III).
Fazit: Wer mit offenen Augen durch die Straßen geht, entdeckt in fast jeder Ecke, an jeder Wand und an jedem Laternenpfahl Kunst. Und vielleicht "wäscht die Kunst dann den Staub des Alltags von der Seele" (Pablo Picasso).