Trotz geringfügiger Entwicklungen bietet Bremen sowohl im Krippen- als auch im Kindergartenbereich nach Baden-Württemberg bundesweit die günstigsten Betreuungsverhältnisse für Kleinkinder. Das ist das Ergebnis einer Untersuchung der Bertelsmann-Stiftung, die am Dienstag veröffentlicht wurde und frühkindliche Bildungssysteme der Bundesländer miteinander vergleicht.
So kamen am 1. März 2012 rein rechnerisch 3,2 ganztagsbetreute Krippenkinder auf eine Fachkraft, fünf Jahre später waren es 3,3 Kinder. Bei den drei- bis sechsjährigen Sprösslingen veränderte sich der Personalschlüssel zum Positiven – und zwar von 1 zu 8,1 auf 1 zu 7,7. In niedersächsischen Krippen und Kindergärten hat sich die Personalsituation kontinuierlich verbessert.
Bei den Drei- bis Sechsjährigen bietet Niedersachsen den drittbesten Personalschlüssel bundesweit. Eine Fachkraft muss zwischen Harz und Nordsee im Schnitt 8,2 Kindergartenkinder betreuen. Nur geringfügig verbessert habe sich die Situation der Kita-Leiterinnen. Während in Niedersachsen vor fünf Jahren 19 Prozent der Kitas angaben, keine Zeit für Leitungsaufgaben zu haben, waren es 2017 noch rund 17 Prozent – bundesweit aber nur elf Prozent.
Bundesweit leichte Verbesserung
In Bremen hat knapp ein Drittel der Einrichtungen keine Personalressourcen für die Leitung, 23 Prozent haben eine angemessene Leitungsausstattung, wie sie die Stiftung empfiehlt. Um die Empfehlungen der Bertelsmann-Stiftung bei der pädagogischen Personalausstattung im Kitabereich zu erfüllen, müssten in Bremen zusätzlich 128 vollzeitbeschäftigte Fachkräfte rekrutiert und weitere sechs Millionen Euro jährlich bereitgestellt werden.
Sollen zudem alle Kitas eine professionelle Leitung erhalten, werden weitere 122 Leitungskräfte benötigt. Dies würde jährlich zusätzlich sieben Millionen Euro kosten. Bundesweit hat sich der Betreuungsschlüssel in den Kindertagesstätten leicht verbessert – auf eine Fachkraft kommen im Schnitt 9,1 Kindergartenkinder. Es gebe aber enorme Unterschiede zwischen den Bundesländern und weiterhin eine tiefe Kluft zwischen Ost- und Westdeutschland.
Der Bund müsse deutschlandweit einheitliche Standards schaffen und sich über das Jahr 2022 hinaus an der Kita-Finanzierung beteiligen, forderte Stiftungsvorstand Jörg Dräger in Gütersloh. Das geplante „Gute-Kita-Gesetz“ der Bundesregierung drohe das regionale Qualitätsgefälle noch zu verschärfen und müsse überarbeitet werden.
Familienministerin Franziska Giffey (SPD) hatte jüngst darauf hingewiesen, dass die Mittel aufgestockt werden sollten – von geplanten 3,5 Milliarden Euro auf nun insgesamt 5,5 Milliarden Euro bis 2022. Bertelsmann zufolge braucht vor allem Ostdeutschland deutlich mehr Geld. Grundlage des Ländermonitorings sind Auswertungen von Daten der Statistischen Ämter des Bundes und der Länder aus der Kinder- und Jugendhilfestatistik und weiteren amtlichen Statistiken.
Stichtag für die Datenerhebung war der 1. März 2017. Bremens Bildungssenatorin Claudia Bogedan (SPD) zeigte sich von den Ergebnissen wenig überrascht, der Bericht gebe die bekannten Eckwerte wieder: „Der Fachkraft-Kind-Schlüssel ist sehr gut. Die Leitungsanteile sind weiterhin ausbaufähig.“ Bogedan erhofft sich bessere Ergebnisse in der Statistik 2019. „Qualitativ werden wir weiter Verbesserungen vornehmen. Dies gilt speziell für die personelle Ausstattung von Einrichtungen in Stadtteilen mit Familien in schwieriger sozialer Lage“, sagte sie.
Keine Berücksichtigung von Ausfallzeiten
Auch die Linksfraktion kommentierte das Ergebnis des Ländermonitors. Sie kritisiert, dass die Studie nur die durchschnittliche Personalausstattung in den Krippen und Kitas in Bremen in den Blick nehme. Die unterschiedliche Lage in den einzelnen Stadtteilen kommt so nicht zutage. „Dort, wo wir über 50 Prozent Kinderarmut haben oder wo die Mehrzahl der Kinder mit einer anderen Muttersprache in die Kita kommt, gibt es höhere Personalbedarfe, die derzeit noch nicht gedeckt sind“, so Sofia Leonidakis, kinderpolitische Sprecherin der Linksfraktion. Ähnlich sieht das auch die Vorsitzende vom Personalrat KitaBremen: Die Studie berücksichtige keine Ausfallzeiten wie Krankheit oder Überstundenabbau und bleibe daher ein Hinkefuß, so Grit Wetjen. Für eine bessere Vergleichbarkeit fordert der Personalrat ein einheitliches Kitagesetz.
(Dieser Artikel wurde um 21.52 Uhr aktualisiert.)