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Jüdische Gemeinde in Bremen Teitelbaum tritt Amt als Landesrabbiner an

Nach fast einem Jahrzehnt hat die Jüdische Gemeinde in Bremen wieder einen Landesrabbiner: Netanel Teitelbaum. Der 39-Jährige ist in der Synagoge in sein Amt eingeführt worden.
15.12.2014, 15:25 Uhr
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Teitelbaum tritt Amt als Landesrabbiner an
Von Alexander Tietz

Nach fast einem Jahrzehnt hat die Jüdische Gemeinde in Bremen wieder einen Landesrabbiner: Netanel Teitelbaum. Der 39-Jährige ist in der Synagoge in sein Amt eingeführt worden. Was er für die Jüdische Gemeinde in den kommenden Jahren erreichen will? Vor allem die Jugend fördern, lautet seine Antwort.

Die Einführung des neuen Landesrabbiners ist mehr als ein gewöhnlicher Amtsantritt, mehr, als die Übernahme einer neuen Verantwortung. Es ist das Ende einer langen Durstrecke für die Jüdische Gemeinde in Bremen, die seit dem Tod des früheren Landesrabbiners Benyamin Barslai im Jahr 2005 fast ein Jahrzehnt ohne Rabbiner geblieben ist.

So bleibt dem neuen Mann an der Spitze in der Synagoge an der Schwachhauser Heerstraße weg, was bleiben muss: die Sprache. Dem 39-jährigen Netanel Teitelbaum fehlen vor namhaften Gästen der Jüdischen Gemeinde und vor zahlreichen Vertretern der Bremer Polit-Prominenz die Worte. Nach einem kurzen Moment des Luftholens gesteht Netanel Teitelbaum: „Ich bin sehr nervös.“

Danach aber ist die Aufregung weg. In Anwesenheit von Bürgermeister Jens Böhrnsen sowie den ehemaligen Bürgermeistern Henning Scherf und Klaus Wedemeier singt der 39-jährige Teitelbaum ein hebräisches Lied. Es ist der Abschluss seiner Amtseinführung als neuer Landesrabbiner für Bremen und Bremerhaven.

Teitelbaum gilt in der Jüdischen Gemeinde längst als Führungsfigur. Der 39-Jährige pendelte in den vergangenen Jahren oft zwischen Bremen und dem israelischen Haifa. Im Jahr 2013 ist er endgültig in die Hansestadt gezogen – zur Freude der Vorsitzenden der Jüdischen Gemeinde, Elvira Noa. „Mit Teitelbaum hatten wir eine Art fliegenden Rabbiner.“ Nunmehr, so die Vorsitzende, „haben wir einen festen, stehenden Rabbiner.“

Netanel Teitelbaum war von 2001 bis 2008 Rabbiner der Synagogen-Gemeinde in Köln. Ebenfalls war er Vorsitzender der Deutschen Rabbinerkonferenz. Große Bekanntheit erlangte er im Jahr 2005, als Papst Benedikt XVI. die Kölner Synagoge besuchte. Drei Jahre später hatte Teitelbaum Köln jedoch verlassen, Medienberichten zufolge mit Begründung, er sehe die jüdische Erziehung seiner Kinder nicht gewährleistet, da es in Köln an einem jüdischen Gymnasium fehle.

Vor allem die junge Generation hat der 39-jährige Teitelbaum im Blick, insbesondere in Bremen. Er sagt, dem Nachwuchs in der Jüdischen Gemeinde müsse eine besondere Aufmerksamkeit zuteil werden. „Das ist unsere Zukunft“, sagt er. Für einen fruchtbaren Austausch in der Stadt dürfe nicht nur der „alte Wein“ gepflegt werden. „Wir müssen uns insbesondere um die jungen Trauben kümmern. Sie sollen gemeinsam mit uns reifen“, so Teitelbaum.

Mit der Berufung des 39-Jährigen zum Landesrabbiner beweist die Jüdische Gemeinde laut Bürgermeister Jens Böhrnsen, dass sie lebendig sei. „Es ist ein Signal, wie stark und engagiert diese Gemeinschaft in unserem Bundesland ist.“ Wenige Stunden nach der Amtseinführung fügt Böhrnsen beim Jahresempfang der Jüdischen Gemeinde im Rathaus hinzu, die Jüdische Gemeinde habe eine starke Stimme in der Stadt. „Wir werden immer an ihrer Seite stehen“, so der Bürgermeister.

Beim Jahresempfang, zu dem der neue Landesrabbiner Teitelbaum und weitere Vertreter der Jüdischen Gemeinde erschienen sind, ist zum dritten Mal auch das jüdische Lichterfest „Chanukka“ im Rathaus eingeläutet worden. Anlässlich des Empfangs ist Franz-Josef Bode, katholischer Bischof von Osnabrück und zuständig für Bremen, gekommen. Der Amtseinführung Teitelbaums wohnte Bode bei. Zum neuen Landesrabbiner sagt der Bischof: „Ein Mann, der aussieht wie ein Baum und trotzdem so gerührt ist von seiner Amtseinführung wie er – der ist der Richtige für dieses Amt.“

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