Im Mordprozess ohne Leiche fürchtet die Verteidigung des Angeklagten „eine massive Verschleppung des Verfahrens durch die Polizei“. Im Fokus der Kritik steht die Durchsuchung des abgepumpten Tietjensees, die aus Sicht der Anwälte zu langsam vorangeht. In einer Presseerklärung fordern Horst Wesemann und Stefan Hoffmann das Gericht deshalb auf, der Polizei eine Frist zu setzen, „damit das Verfahren in einem überschaubaren Zeitraum abgeschlossen werden kann“. Im Zweifel seien Mittel zu bewilligen, die den Einsatz weiterer Ermittler erlaubten.
Wie berichtet, war im Zuge des Prozesses um die vor 25 Jahren verschwundene Jutta Fuchs – angeklagt wegen Mordes ist ihr damaliger Lebensgefährte – entschieden worden, den Tietjensee bei Schwanewede leer zu pumpen. Laut Staatsanwaltschaft könnte hier die Leiche der Verschwundenen liegen oder zumindest die Tatwaffe. Anwalt Horst Wesemann stand der Durchsuchung von Beginn an skeptisch gegenüber. Und sieht sich nun bestätigt: „Was ist los am Tietjensee?“, fragt er und spricht von einem „gewissen Stillstand der dortigen Suche nach Waffe und Leichenüberresten“.
Nur Schrott zutage gefördert
Im Einsatz seien der Bremer Kampfmittelbeseitigungsdienst „mit sehr bescheidenem Personalaufwand“, ein privater Kampfmittelräumdienst mit ebenfalls eher wenigen Mitarbeitern, die hier eine Waffe suchen sollen. „Warum werden nicht mehr Kräfte eingesetzt?“, fragt Wesemann. „Es könnte doch an verschiedenen Orten gleichzeitig durch unterschiedliche Kräfte gesucht werden.“
Schon 2008 hatte die Polizei bei Durchsuchungen eine größere Anzahl von Hinweisen auf Metallablagerungen im See erhalten. Bis auf zwei Stellen konnte diesen Hinweisen nachgegangen werden, allerdings wurde dabei lediglich Schrott zutage gefördert. „Diese beiden damals zumindest unzugänglichen Stellen sind jetzt frei und sollten überprüft werden“, erinnert Wesemann an den ursprünglichen Zweck der jetzt erneut anberaumten Durchsuchung. Zudem wirft die Verteidigung der Polizei vor, sich gegenüber der Öffentlichkeit derzeit in Schweigen zu hüllen. Mit Verweis auf laufende Ermittlungen werde nicht bekannt gegeben, wie die Durchsuchung des Schlamms erfolgt. „Warum?“, fragt Wesemann. „Was gibt es da zu verbergen? Immerhin werden hier Steuergelder im sechsstelligen Bereich verbraten.“
Der Prozess vor dem Landgericht wurde am Mittwoch um 9 Uhr fortgesetzt.