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Waller Ortspolitiker verschaffen sich im Container-Wohnheim einen Überblick Überwiegend positive Bilanz

Überseestadt. Mitte November war das Waller Container-Übergangswohnheim der Inneren Mission am Überseetor mit 120 Plätzen gestartet und ist soeben um 60 Plätze erweitert worden. Und wie entwickeln sich nun die Dinge dort? Davon hat sich jetzt der Fachausschuss „Migration, Kultur und Sport“ des Waller Beirats vor Ort ein Bild gemacht: Wie schon im März tagte das Gremium nun erneut in der roten Modulbau-Anlage für Flüchtlinge an der Ecke Nordstraße / Überseetor und ließ sich von Einrichtungsleiter Markus Großkopf vom Alltag in dem Containerdorf berichten.
19.10.2015, 00:00 Uhr
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Von Anne Gerling

Mitte November war das Waller Container-Übergangswohnheim der Inneren Mission am Überseetor mit 120 Plätzen gestartet und ist soeben um 60 Plätze erweitert worden. Und wie entwickeln sich nun die Dinge dort? Davon hat sich jetzt der Fachausschuss „Migration, Kultur und Sport“ des Waller Beirats vor Ort ein Bild gemacht: Wie schon im März tagte das Gremium nun erneut in der roten Modulbau-Anlage für Flüchtlinge an der Ecke Nordstraße / Überseetor und ließ sich von Einrichtungsleiter Markus Großkopf vom Alltag in dem Containerdorf berichten.

Und dessen Bilanz nach dem ersten Jahr fällt überwiegend positiv aus: „Wir haben die gute Entwicklung beibehalten; die Integration der Kinder in Schulen läuft – die der Kindergartenkinder allerdings läuft eigentlich nicht.“

Auch sei es dem Team geglückt, einige Bewohner in den Arbeitsmarkt zu vermitteln – etwa in den Bereichen Containerbau und Verpackung. Als „qualitativ unglaublich gut und quantitativ schlecht“ beschreibt Großkopf die Zusammenarbeit mit einem Beschäftigungsträger. Er erlebe viele Bewohner als äußerst wissbegierig und stelle fest, dass ihre Deutschkenntnisse sich laufend verbesserten. Besonders positiv beeindrucke ihn außerdem, dass auf dem Hof täglich Kinder unterschiedlicher Nationalitäten beim Spielen Deutsch miteinander sprächen. „Bei uns herrscht eine Politik der gegenseitig offenen Arme, und ich bin dankbar, dass ich diese Arbeit in diesem Stadtteil machen darf.“

Deutlich schwieriger ist die Situation in den Flüchtlingszelten an der Konsul-Smidt-Straße, in denen derzeit 320 Menschen untergebracht sind. Kürzlich hat dort Katharina Brachmann von der Inneren Mission die Leitung übernommen. Sie war zuvor stellvertretende Leiterin eines Container-Übergangswohnheims in Tenever und sieht sich nun mit einer völlig anderen Situation konfrontiert, wie sie schilderte. Aggressionen und religiöse Konflikte wie jetzt in den Zelten habe sie im Containerdorf nie erlebt. Gelegentlich führe auch die Terminvergabe der Behörde zu Konflikten, die manche Bewohner als ungerecht empfänden. Außerdem regne es in die Zelte hinein und die Heizung falle ständig aus: „Wir sind uns alle einig, dass es unerträglich ist.“

Immerhin eine Verbesserung ist aber offenbar in Sicht; zurzeit laufen Bewerbungsgespräche, denn es soll mehr Betreuungspersonal eingesetzt werden.

Auch die „unstrukturierte Flut von Hilfsangeboten aus der Anfangszeit“ habe sich mittlerweile deutlich verbessert, beschreibt Markus Großkopf. Und gleich mehrere ehrenamtliche Unterstützer, unter anderem aus der Kleiderkammer, waren zur Ausschusssitzung gekommen, um dort von ihren Aktivitäten zu berichten.

Anfänglich war die Kleiderkammer, die bis zum April Räumlichkeiten im BLG-Forum nutzen kann, für die Ausstattung von etwa 180 Personen konzipiert; mittlerweile versucht das Angebot, den Bekleidungsbedarf von rund 500 Menschen aus dem Containerdorf Überseetor und der neu errichteten Zeltstadt zu decken. Aktuell ist das Team dabei, die Sommerware in Kartons zu verpacken, um sie einzulagern und somit neuen Platz zu gewinnen. Derzeit werde noch nach einer Lagermöglichkeit für die rund 70 Kartons gesucht, sagt Leiter Hans-Heiner Noack. Insbesondere Schuhe in den Größen 39 bis 43 seien häufig Mangelware, außerdem auch kleine und mittlere Herrengrößen und Kleidung für Kinder im Alter von zehn bis 14 Jahren. Aus Platzgründen werde aber im Moment keine Kleidung mehr angenommen.

Sämtliche Hilfsangebote werden über die Facebook-Gemeinschaft „Flüchtlingshilfe Bremen“ koordiniert; dort sind auch aktuelle Bedarfslisten sämtlicher Einrichtungen in Bremen zu finden.

Andere Unterstützer stehen den Flüchtlingen in verschiedenen Gruppen mit Rat und Tat zur Seite. Karin Klatte aus Findorff zum Beispiel besucht zweimal pro Woche die Flüchtlingszelte, um mit Kindern vor Ort Deutsch zu lernen. „Sie sind sehr wissbegierig und können schon Zahlen und das ABC“, lobte sie – sie wünsche sich aber darüber hinaus dringend mehr Förderung für diese Kinder.

Auch die Waller Ortspolitiker wollen jetzt etwas ganz Konkretes zur Unterstützung der Flüchtlinge in ihrem Stadtteil tun: Einstimmig hat der Fachausschuss beschlossen, die noch vorhandenen Globalmittel aus diesem Jahr für dringend benötigte Anschaffungen wie warme Kleidung und feste Schuhe insbesondere für die Flüchtlinge im Zeltdorf und in der Turnhalle am Hohweg zur Verfügung zu stellen. Was konkret davon angeschafft werden soll, wollen sie im Vorfeld mit den Einrichtungsleitern und den Kleiderkammer-Helfern absprechen.

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