Es ist der lästige Stau, duftende Erdbeerfelder sind es nicht mehr: Das verbinden heutzutage viele Menschen als erstes mit der „Erdbeerbrücke“ genannten Karl-Carstens-Brücke, wenn sie dort regelmäßig mit dem Auto über die Weser müssen. Der tägliche Stau an den Wochentagen auf der Brücke und deren Verlängerung Richtung Autobahnzubringer nervt Obervielander und Pendler aus Niedersachsen gleichermaßen. Mit einem Umbau der Habenhauser Brückenstraße wollen nun Stadt und Bund gemeinsam für Entlastung sorgen. Doch zwei zentrale Nadelöhre bleiben bestehen.
Am Dienstagabend präsentierte Benedikt Zierke von der „Deutschen Einheit Fernstraßenplanungs- und -bau Gesellschaft“ (Deges) dem Obervielander Beirat die aktuellen Pläne, wie durch weitere Fahr- und Abbiegespuren mehr Platz auf dem Straßenabschnitt zwischen Brücke und Borgwardstraße schaffen werden kann (siehe Grafik). Auf einer Länge von etwa 1100 Metern wollen die Planer je Fahrtrichtung durchgehend zwei Geradeausspuren anlegen, damit Autofahrer, die abbiegen möchten, nicht weiterhin den ganzen Verkehr aufhalten. Dadurch werde auch eine verbesserte Ampelschaltung möglich, die ebenfalls dafür sorgen soll, dass Fahrzeuge nicht unnötig lange an den Kreuzungen warten müssen.

Die Grafik zeigt die Pläne für den Ausbau der Habenhauser Brückenstraße. (Klicken Sie auf das Bild, um es zu vergrößern.)
Der bisherige, öffentliche Parkstreifen am Gewerbegebiet wird aufgelöst und stadtauswärts als zweite Fahrspur genutzt. An anderen Stellen wird das Grün zwischen den beiden Gegenrichtungen deutlich schmaler. Kurz nach dem Autobahnzubringer sei es außerdem am Kreuzungspunkt mit der Borgwardstraße wichtig gewesen, möglichst früh nach dem einspurigen Abschnitt zwei Fahrspuren sowie eine längere Rechtsabbiegespur einzuführen. Platz dafür bietet die ehemalige Zufahrt zu einem verlassenen Baumarkt. „Dann gibt es dort mehr Platz, die Autos kommen bei Grün schneller vorwärts und es kommt nicht mehr zum Rückstau bis auf den Zubringer“, führte Zierke aus.
Deutlich mehr Verkehr erwartet
Ziel sei es, die Leistungsfähigkeit der kompletten Strecke zu erhöhen. Bereits heute sind 25.000 bis 30.000 Fahrzeuge dort täglich unterwegs. „Wir erwarten hier besonders während des Lückenschlusses der A281 in Huckelriede deutlich mehr, weil der Umleitungsverkehr zum Teil über die Habenhauser Brückenstraße und Habenhauser Landstraße läuft“, begründete der Planer die Notwendigkeit. Die Auswirkungen der mehrjährigen Bauzeit für die Autobahn seien auch der Grund dafür, dass der Bund überhaupt aktiv werde und etwa ein Drittel der auf 2,8 Millionen Euro veranschlagten Baukosten trage. Für den Rest muss Bremen aufkommen.
Der Beirat begrüßte in seiner Stellungnahme den Entwurf im Grundsatz. Weil die Stadtteilparlamentarier allerdings darin noch die Lösung für einige Probleme an der Habenhauser Brückenstraße vermissen, richteten sie außerdem weitere Forderungen an Verkehrssenator Joachim Lohse (Grüne). Zentraler Punkt: „Wenn man den Verkehr besser abfließen lassen will, darf es dort keine Nadelöhre mehr geben“, erklärte Beiratssprecher Stefan Markus (SPD) nach der Sitzung. Die beiden Engpässe zwischen Autobahnzubringer und Borgwardstraße sowie auf der Erdbeerbrücke mit nur einer Spur je Fahrtrichtung blieben jedoch unangetastet und würden den positiven Effekt des Umbaus ausbremsen, lautet die Kritik.
Daher fordert der Beirat genau für diese beiden Stellen eine Aufweitung. „Auch wenn wir wissen, dass das für die Karl-Carstens-Brücke recht utopisch klingt“, räumte Markus ein. Für den zukünftigen Fall einer Sanierung oder eines Neubaus sei dies aber wichtig. Zierke betont auf Nachfrage, dass der geforderte Ausbau der Erdbeerbrücke in keinem Zusammenhang mit der Maßnahme stehe und auch nicht geprüft worden sei. Anders am Zubringer: Dort sei es möglich, aber nicht ausreichend wirkungsvoll und dafür zu teuer, lautet sein Fazit. „Sinn der Maßnahme ist es, den Knotenpunkt an der Habenhauser Landstraße zu stärken, das haben wir schon deutlich ausgeweitet. So, wie es jetzt geplant ist, wird es ausreichen“, zeigt er sich überzeugt.
Außerdem findet der Beirat wichtig, die angrenzenden Wohngebiete vor Lärm und Luftverschmutzung zu schützen. Schließlich rechnen die Planer perspektivisch mit bis zu 33.000 Fahrzeugen pro Tag, die über die Strecke rollen. Insbesondere an der Auffahrt zur Erdbeerbrücke würden deren Abgase sowie der Motorenlärm direkt im Wohngebiet Holzdamm und weiteren Bereichen landen. Daher fordert der Beirat begleitend zum Straßenumbau Lärmschutz und Schadstoffmessungen, „damit eingegriffen werden kann, wenn sich die Belastung erhöht“, so Markus.
Die Schadstoffbelastung sei bereits geprüft worden, stellt Zierke auf Nachfrage klar. Sowohl die heutigen Werte als auch die prognostizierte Belastung lägen deutlich unter den erlaubten Grenzwerten. „Was den Lärm angeht, werden wir das noch für den gesamten Ausbaubereich überprüfen“, sichert er zu. Die Bauarbeiten sollen spätestens im Juni 2019 beginnen und etwa ein Jahr dauern. Damit die Straße fertig ist, bevor in Huckelriede mit dem Lückenschluss der A281 begonnen wird.