Nach Ergebnissen einer aktuellen Studie durch den Bremer Umweltsenator sind einige Gewässer im Norden Bremens belastet. In der Weser bei Farge wurde beispielsweise der Wert für den Schadstoff Tributylzinn überschritten.
„Gewässer sollen geschützt und verbessert werden, damit sie zu Lebensräumen einer vielfältigen Tier- und Pflanzenwelt werden. Das Grundwasser soll vor Verschmutzung geschützt werden und in ausreichender Menge vorhanden sein.“ Das sind die Ziele der europäischen Gewässerpolitik, die für alle Gewässer bis 2027 erreicht werden sollen. Der Bremer Umweltsenator hat in einer aktuellen Studie dargestellt, wo Bremen in Bezug auf diese Ziele steht.
Aus der Studie geht unter anderem hervor, dass das Wasser im Norden Bremens im Unterlauf der Blumenthaler Aue durch Schad- und Nährstoffe belastet ist. In der Weser bei Farge ist die sogenannte Umweltsqualitätsnorm für Tributylzinn überschritten. Dasselbe gilt für Silber; hier ist der Wert um das Zweifache überschritten.
Hauptbelastungsfaktor des Grundwassers in ganz Bremen sind sogenannte diffuse Nährstoffeinträge. Diese würden den chemischen Zustand überall negativ beeinflussen. Darüber hinaus gebe es punktuelle Belastungen mit Schadstoffen, wie etwa Altlasten. Diese wirken sich lokal aus.
Tributylzinn, kurz TBT, wurde über Jahrzehnte als Zusatz in Schiffanstrichen verwendet. Seit 2008 ist TBT von der Internationalen Seeschifffahrts-Organisation in Schiffsfarben verboten. Die Substanz kann durch die Nahrungskette in den menschlichen oder tierischen Organismus gelangen. Laut der Studie zeige sich seit einigen Jahren für ganz Bremen eine deutliche Verringerung der Belastung durch TBT.
Außerdem wurde an allen Messstellen in Bremen, also auch an der Weser in Farge, eine Überschreitung der Umweltqualitätsnorm bei Quecksilber festgestellt, was allerdings für ganz Deutschland gelte. Schuld an dem weltweiten Anstieg von Quecksilber, so heißt es in der Studie, sei der Anstieg der Kohleverstromung. „In Europa ist die Kohleverbrennung der wichtigste Umwelteintrag, der weitestgehend aus der Luft erfolgt“, heißt es. Insgesamt sind es zwölf Stoffe samt ihrer Derivate, die in Bremen vorrangig überwacht werden. Dabei werden unter anderem Grundwasser, Oberflächenwasser und Gewässer zu verschiedenen Fragestellungen untersucht. Unter anderem wurde der chemische Zustand der Gewässer sowie der Status quo der sogenannten Grundwasserkörper geprüft.
Lebensraum für viele Arten
Damit Bremen die europäischen Vorgaben erreichen kann, müsse noch einiges getan werden, so die Umweltbehörde. Erste Ziele seien allerdings schon erreicht worden; in Bremen-Nord zum Beispiel die Herstellung der Durchgängigkeit für Fische an der Schönebecker Aue. Eine Barrierewirkung habe auch das Sielbauwerk an der Blumenthaler Aue, dort sei schon im Jahr 2009 gehandelt und Strukturverbesserungsmaßnahmen umgesetzt worden. Die Blumenthaler Auenlandschaft ist Lebensraum und Aufwuchsgebiet für viele Arten, unter anderem für die Meerforelle, den Aal, die Flunder, spezielle Stichlingsarten sowie das Bachneunauge.
Als eine weitere Maßnahme, „gewässertypisches Verhalten“ wiederherzustellen, empfehlen die Verfasser der Studie einen „angepassten Betrieb des Lesumsperrwerks zur Verminderung des starken Tidehubs“. Zu diesem Zweck solle geprüft werden, das Sperrwerk dahin gehend umzubauen, dass es künftig für eine Tidesteuerung geeignet sei. „Trotz der bisherigen Bemühungen erreiche allerdings noch kein Gewässer den sogenannten guten Zustand“, heißt es zusammenfassend. Hauptproblemfelder bei Oberflächengewässern seien Strukturdefizite, mangelnde Durchgängigkeit für wandernde Gewässerbewohner wie Fische und wirbellose Arten. Zum Teil seien aber auch hohe Nährstoffkonzentrationen die Verursacher. Bezogen auf das Grundwasser sei in Norddeutschland beispielsweise flächendeckend eine hohe Nitratbelastung zu verzeichnen.