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140 Hektar Gewerbefläche am Rande der Stahlwerke füllen sich / Auch Handel und Dienstleister klopfen an Unternehmen entdecken den Industrie-Park

Erst unterstand er dem Beirat Gröpelingen, dann dem Beirat Burglesum: Der Bremer Industrie-Park (BIP) galt über Jahre als das Sorgenkind der städtischen Wirtschaftsförderer. Die Ansiedlung neuer Unternehmen kam nur schleppend voran. Doch in jüngster Zeit dreht sich der Wind. Allein in den letzten anderthalb Jahren haben Unternehmen im BIP knapp 13,5 Millionen Euro investiert und rund 400 Arbeitsplätze neu geschaffen oder dorthin umgesiedelt.
04.06.2012, 05:00 Uhr
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Unternehmen entdecken den Industrie-Park
Von Jürgen Theiner

Erst unterstand er dem Beirat Gröpelingen, dann dem Beirat Burglesum: Der Bremer Industrie-Park (BIP) galt über Jahre als das Sorgenkind der städtischen Wirtschaftsförderer. Die Ansiedlung neuer Unternehmen kam nur schleppend voran. Doch in jüngster Zeit dreht sich der Wind. Allein in den letzten anderthalb Jahren haben Unternehmen im BIP knapp 13,5 Millionen Euro investiert und rund 400 Arbeitsplätze neu geschaffen oder dorthin umgesiedelt.

UND ANNE GERLING

Burg-Grambke·Industriehäfen. Nach einer Erfolgsgeschichte sah es lange Zeit nicht aus, was sich da am Rande des Werderlandes abspielte. Vor 20 Jahren hatte die Bremer Wirtschaftsförderung rund 140 Hektar Land aufgekauft und die Erschließungsarbeiten gestartet. Doch in den ersten Jahren blieben Pioniere wie die Johann Winter Fördertechnik oder die Rainer Brach Unternehmensgruppe Stahl weitgehend unter sich.

Jahrelang hat auch der Beirat Gröpelingen an der Entwicklung der Fläche mitgewirkt, die zu einem Teil auf Gröpelinger Gebiet liegt, genauer gesagt im Ortsteil Industriehäfen. Damals trug sie noch den Arbeitstitel "Gewerbepark West". "Dann hat man beim Wirtschaftssenator gemerkt, dass man im Schatten von Klöckner, sprich Arcelor, eher weniger Gewerbe, aber dafür robuste Industrie ansiedeln kann. Daraufhin hat der Beirat Gröpelingen entsprechend frustriert seine Federführung an den Beirat Burglesum abgegeben. Die Grenze ist die gedachte Linie der A 281", erinnert sich Ortsamtsleiter Hans-Peter Mester.

Noch 2009 schwächelte das Gewerbegebiet so sehr, dass Fachleute des Bau- und Umweltressorts bei der Aufstellung eines Landschaftsprogramms für die Stadtgemeinde ernsthaft überlegten, Teile des BIP dauerhaft der Natur zu überlassen.

Trendwende ist geschafft

Der Chef der Wirtschaftsförderung Bremen, Andreas Heyer, glaubt zu wissen, woher die Trendwende rührt. "Zum einen verfügt der Bremer Industrie-Park schon jetzt mit der A 281 und A 27 über eine hervorragende Anbindung." Zum anderen habe der benachbarte Stahlproduzent Arcelor-Mittal über die Jahre immer mehr in seine Umwelttechnik investiert und die Staubemissionen drastisch gesenkt. Zuletzt durch die Installation riesiger Abzugshauben im Frühjahr 2010.

Weil die rostroten Staubwolken inzwischen Geschichte sind, hat sich jetzt sogar ein Caravan-Center im BIP angesiedelt. Der Betreiber SOMA habe offenbar kein Problem damit, seine Fahrzeuge im Freien zu parken.

Ein Caravan-Center im Industriepark – ist der Verzicht auf ein klares Profil für das Gewerbegebiet möglicherweise Erklärung Nummer drei für die aktuelle Entwicklung? Andreas Heyer verneint das: "Ich glaube nicht, dass das Konzept des BIP verwässert. Wir packen da jetzt nicht nur Dienstleister rein."

Zu den Unternehmen, die sich gerade erst am Rande Bremen-Nords angesiedelt haben, gehören die Ipsen Industrial Packing und Ipsen Contract Logistics. Sie bieten Exportverpackungen für hochwertige Transportgüter an, insbesondere aus dem Maschinenbau, außerdem Dienstleistungen im Lager- und Auftragsmanagementgeschäft. Wer zum Beispiel einen 15-Tonnen-Mischer nach Übersee zu verschiffen hat, der ist bei den Umschlagsexperten richtig. Sie fertigen nicht nur eine Transporthülle nach Maß an, sondern sorgen auch für den optimalen Korrosionsschutz, angepasst an die klimatischen Verhältnisse der Zielregion.

Die Vorgängerfirma von Ipsen Industrial Packing, die Heinrich Schäding GmbH, war vor der Umsiedlung am Hemelinger Hafendamm ansässig. "Dort standen wir oft im Stau des Mercedes-Werksverkehrs", sagt Ipsen-Bereichsleiter Torben Weickert. Im Bremer Industrie-Park fand sich ein neues, rund 1,5 Hektar großes Grundstück direkt neben der Verwaltung der Stahlwerke. Mit einer Millionen-Investition wurden dort ein Verwaltungsgebäude und mehrere Hallen aus dem Boden gestampft, darunter eine mit besonderer Statik, die die Lasten von zwei 16-Tonnen-Kränen verträgt.

Für den neuen Standort im BIP sprachen aus Weickerts Sicht neben der guten Verkehrsanbindung die Nähe zu zwei schon länger in Oslebshausen vorhandenen Betriebsteilen – und der Preis. Denn natürlich wäre für ein Logistikunternehmen beispielsweise auch der Gewerbepark Hansalinie in Frage gekommen. Doch dort hätte der Quadratmeter deutlich mehr gekostet. Im BIP reicht das Budget sogar für den Ankauf einer rund 10000 Quadratmeter großen Erweiterungsfläche. "Von dieser Option werden wir wahrscheinlich schon im nächsten Jahr Gebrauch machen, denn wir expandieren", kündigt Weickert an.

Wirtschaftsförderer Heyer kann das alles nur recht sein. Von den ursprünglich 140 Hektar hat er jetzt noch 29 im Angebot. In Kürze werden nach seinen Angaben weitere Unternehmen mit einem Neubau beginnen, darunter ein Hersteller von Titan-Produkten.

Auch wenn das Areal verwaltungstechnisch heute nicht mehr zu Gröpelingen gehört, sorgt dort die aktuelle Entwicklung für gute Stimmung. "Es ist sehr erfreulich, das sich schon vor dem Bau der Weserquerung mehr Firmen ansiedeln. Aus den Erfahrungsberichten der WiN-Gebiete wissen wir, wie wichtig Bildung ist. Nach dem Bildungsfortschritt kommt aber die Arbeit. Ohne diese selbstbestimmte Teilhabe am Leben bleibt der Stadtteil ein Dauerreparaturbetrieb mit verfestigten Armutslagen. Wenn durch die Ansiedlungen keine Arbeitsplätze für Menschen in Gröpelingen entstehen, kommen vielleicht dort arbeitende Menschen mit der (Fahr)-Zeit als neue Bewohner in den Stadtteil. So oder so erhoffen wir uns gerade nach der Fertigstellung der Weserquerung noch mehr Dynamik für dieses große Gewerbegebiet", sagt etwa Dieter Steinfeld (Grüne), Sprecher des Fachausschusses Arbeit, Wirtschaft, Häfen, Umwelt und Energie im Gröpelinger Beirat.

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