Ein würdevoller Abschied sollte es sein, wenn Bremer ihre verstorbenen Angehörigen bestatten lassen. Dieser Wunsch ist zeitlos, doch die Vorstellung davon, wie die letzte Ruhestätte aussehen sollte, hat sich in den vergangenen 20 Jahren rasant gewandelt. Bis zur Jahrtausendwende war noch eine Erdbestattung im Sarg üblich. Heute ist aus unterschiedlichen Gründen eher die Urnenbestattung der Regelfall (siehe Artikel in der Hauptausgabe).
Vier Friedhöfe im Bremer Süden
Auf den vier Friedhöfen im Bremer Süden ist zu sehen, was das bedeutet: Besonders auf der größten öffentlichen Anlage links der Weser, dem Huckelrieder Friedhof, ist der Leerstand unübersehbar. Immer wieder sind zwischen den Gräbern große Lücken zu sehen, die nicht mit einem Grabstein und Grabpflanzen gestaltet sind.
Der Trend zur Feuerbestattung macht sich in Huckelriede besonders deutlich bemerkbar. „Noch vor zwei Jahrzehnten ließen sich hier noch etwa 80 Prozent der Menschen im Sarg und nur 20 Prozent in der Urne beerdigen, heute hat sich der Trend genau umgekehrt“, sagt die Friedhofsleiterin Susanne de Bruin. Diese, auch wenn es sich pietätlos anhört, kosten- und platzsparende Methode stellt die städtischen Friedhöfe aber vor die Frage, was sie mit den nicht genutzten Flächen anfängt, denn diese verursachen durch die Pflege weiterhin Kosten.
Als der Friedhof 1956 eröffnet wurde, gingen die Planer noch von einer ganz anderen Entwicklung aus. „Der Huckelrieder Friedhof sollte damals perspektivisch alle Verstorbenen links der Weser aufnehmen können“, berichtet Susannede Bruin. Über 27 Hektar erstreckt sich mittlerweile das Friedhofsgelände nach einer Erweiterung in den 1970er-Jahren direkt hinterm Deich am Werdersee. Damit ist es der zweitgrößte Friedhof Bremens nach dem Friedhof Osterholz.

Bereits 2012 hatte der Bremer Rechnungshof die hohen Kosten der städtischen Friedhöfe bemängelt. Aus verschiedenen Richtungen kamen Forderungen, nicht mehr nachgefragte Friedhöfe in ihrer Nutzung auslaufen zu lassen und umzuwidmen. Tatsächlich traute sich aber keine Partei an dieses heikle und sensible Thema.
Bestrebungen, die kleineren Friedhöfe aufzulösen, gibt es derzeit nicht. „Das würden die Stadtteilbewohner auch sicherlich weiterhin wollen, dass sie ihre Angehörigen auf dem Friedhof in ihrer Nähe beerdigen können“, vermutet Susanne de Bruin.
Huckelriede bietet 12 Hektar Grabfläche
In Huckelriede stehen insgesamt zwölf Hektar als Grabfläche zur Verfügung. Im Jahr 2018 gab es dort 81 Erdbestattungen und etwa 1100 Urnenbestattungen, davon 715 im anonymen Urnenfeld. Zeitgleich werden jährlich etliche Grabstellen aufgegeben. Zum Vergleich: Bremenweit sind es im Jahr 2017 nach Angaben des Statistischen Landesamtes 6375 Tote gewesen, 2016 waren es 6198 Verstorbene.
Spätestens 2013 reifte die Einsicht bei den Verantwortlichen in der Stadt, dass auf keinen Fall noch zusätzlicher Platz für die Toten benötigt wird: In der Folge wurde die als zusätzliche Erweiterungsfläche ausgewiesene Grünfläche zwischen Habenhausen und dem Huckelrieder Friedhof in Bauland für die Gartenstadt Werdersee umgewidmet. Ein Spaziergang über den Friedhof neben dem Werdersee offenbart zudem, wie die Stadt mit den überschüssigen Flächen und der veränderten Bestattungskultur umgeht. So werden beispielsweise an den Rändern des Friedhofs keine neuen Gräber mehr verkauft.
In der Regel gilt eine Nutzungszeit von 25 bis 30 Jahren für eine Sarggrabstelle, die noch verlängert werden kann. Bestehende Gräber an den Rändern können trotz der geplanten Aufgabe der Grabfelder weitergenutzt und ebenfalls verlängert werden. Bestattungen finden auf diesen 3,2 Hektar allerdings nur noch in bereits bestehenden Familiengräbern statt.
Große Nachfrage nach Urnengräbern
Es gibt Stellen hinterm Deich, da sind aus diesem Grund nur noch vereinzelte Gräber auf einer Wiese im baumbestandenen Saum der Anlage zu sehen. Der Vorteil dieser Maßnahme aus Sicht der Friedhofsleitung: Der Pflegeaufwand ist dort bereits heute deutlich geringer, denn die Rasenflächen können beispielsweise mit großen Maschinen in kürzerer Zeit gemäht werden.
Außerdem gibt es neue Angebote für die große Nachfrage nach Urnengräbern. „2014 haben wir das zweite große anonyme Urnenfeld mit 11 000 Plätzen angelegt, weil das Feld aus dem Jahr 1988 mit über 24 200 Urnen voll belegt war“, so Susanne de Bruin. Mittlerweile haben auch auf dem zweiten anonymen Urnenfeld bereits 3300 Beisetzungen stattgefunden. „Viele Menschen wollen ihren Angehörigen mit der Grabpflege nicht zur Last fallen“, hört Susanne de Bruin häufig als Begründung für die deutliche Zunahme dieser Bestattungsform. Der Friedhof Huckelriede ist außerhalb von Aumund die einzige öffentliche Fläche in Bremen, die diese Möglichkeit bietet. Außerdem gibt es dort bremenweit das einzige Grab für sogenannte Sternenkinder, die bereits vor, während oder direkt nach der Geburt verstorben sind.
Weitere städtische Friedhöfe im Bremer Süden sind die deutlich kleineren Anlagen im Neustädter Buntentor (3,2 Hektar), in Huchting (7,1 Hektar) und in Woltmershausen (3,2 Hektar). Auch dort sei noch genügend Platz, sagt Susanne de Bruin.