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Haus im Viertel Viele Talente unter einem Dach

Das Haus im Viertel der Bremer Heimstiftung wird 20 Jahre alt. Aus diesem Anlass wird vom 26. April bis 26. Juli die Ausstellung "Ansichten unserer Kreativität" gezeigt
23.04.2018, 06:20 Uhr
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Viele Talente unter einem Dach
Von Sigrid Schuer

Draußen vor der Tür sitzen Bewohnerinnen und Bewohner des Hauses im Viertel im strahlenden Sonnenschein vor dem „Bio-Biss“ im Alten Fundamt. Beim Mittagessen kommen sie schnell mit den anderen Gästen ins Gespräch. Die Kleinen aus dem Montessori Kindergarten, die sonst über das Gelände tollen, sind gerade ausgeflogen. „Das ist hier manchmal laut und quirlig, eben so wie im ganz normalen Leben“, sagt Luca Halder, die Hausleiterin. Helga Kratzsch, die seit vier Jahren im Haus im Viertel lebt, weiß das sehr zu schätzen. „Zu Karneval kommen die Kleinen oft und präsentieren uns ganz stolz ihre Kostüme, sie singen oder führen hier manchmal etwas auf.“

Die ältere Dame beschäftigt sich seit 25 Jahren intensiv mit der Malerei und ist leidenschaftliche Hobby-Künstlerin, Mitglied der Malgruppe im Haus im Viertel. Schon einmal hat sie dort ihre Aquarelle und Gemälde in einer Gemeinschaftsausstellung gezeigt. Das wird auch jetzt wieder der Fall sein. Der Anlass ist allerdings ein ganz besonderer: Seit 20 Jahren besteht das Haus im Viertel als Institution nun schon. Und das soll mit der Gemeinschaftsausstellung „Ansichten unserer Kreativität“ gefeiert werden, in der rund 20 Hobby-Künstlerinnen und -Künstler ihre Werke zeigen. Bei der Vernissage am Donnerstag, 26. April, 11 Uhr, im Gartenhaus sind „Freunde und Gäste herzlich willkommen“, wie Luca Halder betont. Die Schau ist bis 26. Juli zu sehen.

Vor zwei Jahren hat Luca Halder die Hausleitung übernommen, die Ursula Schnell lange Zeit inne hatte. Gemeinsam mit Alexander Künzel, dem langjährigen Vorstandsvorsitzenden der Bremer Heimstiftung, hatte Ursula Schnell das Konzept des Wohnens im Alter mit Kooperationspartnern unter einem Dach entwickelt, die zu einem Unterstützungsnetzwerk zusammen gewachsen sind. Der Wohnkomplex des Hauses im Viertel entstand auf dem ehemaligen Gelände einer ehemaligen Brötchenfabrik. Die Bewohnerinnen und Bewohner haben kurze Wege, wenn sie eines der vielfältigen Angebote nutzen wollen. So können sie etwa in der Dependance der Volkshochschule Sprachkurse besuchen oder unterstützende Angebote des Paritätischen Dienstes wie die Hauskrankenpflege in Anspruch nehmen. Zu den neun Kooperationspartnern gehören unter anderem das Deutsche Rote Kreuz und die buddhistische Gemeinschaft. Unter dem Dach des Hauses im Viertel gibt es außerdem eine Wohngemeinschaft, in den acht Zimmern leben Menschen mit Demenz. Und bei „Akzent-Wohnen“ haben junge Menschen mit Beeinträchtigungen ein neues Zuhause gefunden.

Luca Halder ist immer wieder begeistert von den Talenten der Hausbewohner. Und so sind in der Ausstellung unter anderem Gemälde, Collagen, Zeichnungen, fantasievolle Näharbeiten und Fotografien zu sehen. Nicht nur die Bewohnerinnen und Bewohner des Hauses steuern Werke bei, sondern auch die Kooperationspartner, zu denen auch Ulrich Schwecke mit seiner „Agentur im Turm“ gehört. „Er ist ein toller Fotograf“, schwärmt Kurator Bruno Heß, der seit zwei Jahren mit seiner Frau im Haus im Viertel wohnt und dessen Herz vor allem an der künstlerischen Fotografie hängt. Auf Schwarz-Weiß-Aufnahmen hat er etwa Dünenlandschaften auf Sylt oder die zerklüftete Struktur von Bäumen festgehalten. Er arbeitet aber auch mit Vorliebe handwerklich mit Holz und fertigt Skulpturen an. „Im Turm haben wir eine Werkstatt, die allen Bewohnern zugänglich ist“, freut sich der ehemalige Kunst- und Werk-Lehrer, der ­später Sozialwissenschaft studiert hat und in der bremischen Verwaltung tätig war. Seine Aufgabe als Kurator sei es, gerade auch auf die etwas schüchternen Mitbewohner zuzugehen, die sich vielleicht nicht sofort trauen, mit ihren Werken an den Ausstellungen teilzunehmen. „Ich würde hier niemanden bevormunden, hier sind alle gleichberechtigt!“

Die schönen Künste haben stets eine große Rolle im Leben von Helga Kratzsch gespielt, neben der Malerei auch die Musik. Und so ist sie stolz auf ihren Sohn, den renommierten Klarinettisten Martin Kratzsch, der bei der Vernissage spielen wird.

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