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Huchting Warten auf die Bagger

Seit 26 Jahren ist das Bürger- und Sozialzentrum Huchting eine generationsübergreifende Anlaufstelle im Stadtteil. Doch ihre Gebäude müssen saniert werden. Seit 2007 steht fest, dass neu gebaut werden soll, einen Startschuss gab es dennoch nicht.
25.09.2014, 00:00 Uhr
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Von Annica Müllenberg

Seit 26 Jahren ist das Bürger- und Sozialzentrum Huchting eine generationsübergreifende Anlaufstelle im Stadtteil. Noch sehr viel länger stehen die einzelnen Gebäude auf dem weitläufigen Areal. Mittlerweile sind sie sanierungsbedürftig. Über den Zustand wissen die Behörden Bescheid. Seit 2007 steht fest, dass neu gebaut werden soll, einen Startschuss gab es dennoch nicht.

Noch verdecken die Blätter der Bäume auf dem Areal des Bürger- und Sozialzentrums Huchting (BuS) die umstehenden Gebäude. Das Grün fängt die Blicke ein und lenkt sie ab von den behelfsmäßig angebrachten Feuertreppen und dem bröckelnden Putz. Das wird im Herbst anders: „Wenn das Laub abgefallen ist, können Besucher sehen, was alles gemacht werden muss“, meint Verena Behrens, Vorsitzende des Mütterzentrum-Trägervereins. Um von diesem Zustand abzulenken, haben sich die Kinder der Kita Forscherkids etwas einfallen lassen. „Wir verlegen Gehwegplatten mit Handabdrücken, die als Wegweiser dienen“, sagt Ralph Biermann. Der Sozialpädagoge hat sich den Huchtinger Walk of Fame ausgedacht, der an das Pendant in Hollywood erinnert, auf dem berühmte Schauspieler ihre Hände in Gips drücken.

Traurige Berühmtheit haben die Pläne um den Neubau des BuS bisher erlangt. Seit 2007 warten die Beschäftigten der zwölf dort angesiedelten Vereine darauf, dass die Bagger kommen. Damals entschied die Bürgerschaft, das Zentrum soll erhalten bleiben. Da eine Sanierung des einstigen Schulkomplexes aus den 70er- Jahren zu teuer würde, ist ein Neubau anvisiert. „Alle Pläne sind unter Dach und Fach. Im Herbst vergangenen Jahres sollte es schon einmal losgehen. Aber passiert ist nichts“, weiß Behrens und atmet hart aus, „der Wartezustand macht uns zu schaffen“. Seit zwei Jahren herrsche Stillstand. Eigentlich bestehe Einigkeit über die Kostenverteilung bei den zuständigen Ressorts Kultur, Soziales und Finanzen. Dennoch habe nur die Sozialbehörde bisher grünes Licht gegeben, weiß Behrens.

„2012 ist das laufende Verfahren zur Sanierung des BuS Huchting neu aufgenommen worden. Eine Schadstoffbelastung hat die Kosten in die Höhe getrieben. Aufgrund der Haushaltssperre gab es einen Stopp. Eine Ausnahmegenehmigung wurde jetzt erteilt. Nun muss der Haushalts- und Finanzausschuss als nächstes beschließen“, sagt Heiner Stahn, Sprecher der Kulturbehörde.

Aus einst vier Millionen ist mittlerweile ein Investitionsvolumen geworden, das sich zwischen 9,17 und 9,26 Millionen Euro bewegt. Darüber scheint keine Einigkeit bei den Ressorts zu herrschen. „Die Summe erhöht sich durch den ständig verzögerten Planungszeitraum, in dem dann wiederum neue Brandschutzbestimmungen gefordert werden“, erklärt Behrens. Die besagten Schadstoffe beziehen sich auf einen damals verwendeten Baustoff. „Es gibt regelmäßige Kontrollen der Luftwerte, wir müssen für Durchzug sorgen und dürfen in manche Wände keine Nägel mehr treiben – permanent sind kostspielige Nachbesserungen nötig. Beispielsweise mussten Sicherungsgitter an Fenstern um wenige Zentimeter versetzt werden, damit diese weit genug geöffnet werden können.“ Die Geschäftsführerin sagt, nur so sei gewährleistet, die Betriebserlaubnis überhaupt zu behalten.

In der Küche des Mütterzentrums fallen in regelmäßigen Abständen die Herdplatten aus – die elektrischen Leitungen sind überlastet und streiken dann und wann. Zum Alltag gehören auch nicht funktionierende Lampen und Server. Behrens: „Seit einer Woche warten wir schon wieder auf die Zusage von Immobilien Bremen, dass die Elektrik angepasst wird.“

Geld soll nicht nur für die neuen Gebäude fließen, auch die Pflege der Außenanlagen und die Haustechnik werden teurer und wollen bezahlt werden. „Die Zuwendungen der Ressorts ab 2015 werden sich für Mietnebenkosten erhöhen“, sagt Behrens. Um Rasen, Büsche und Sträucher auf dem Gelände haben sich einst Injobber gekümmert. Viele Arbeitsbeschaffungsmaßnahmen sind jedoch dem Rotstift zum Opfer gefallen. Bis Ende des Jahres sind es Ehrenamtliche, die sich der Pflege annehmen.

Zudem bekämen die Vereine immer weniger Zuwendungen, der Arbeitsaufwand erhöhe sich jedoch. Die Verantwortliche des Mütterzentrums klagt: „Als freier Träger haben wir mit Fachkräftemangel, niedrigen Löhnen und dem desolaten Zustand der Gebäude zu kämpfen.“ Die Finanzbehörde signalisiert Hoffnung: „Am 9. September hat der Senat ausdrücklich beschlossen, dass die Maßnahmen im BuS Huchting nicht unter die Haushaltssperre fallen, um eine zügige Fortsetzung der Planung zu ermöglichen. Jetzt können auch die Fachressorts das Go geben. Das Geld wird nach und nach fließen, entsprechend dem Planungs- und Baufortschritt“, verspricht Dagmar Bleiker, Sprecherin der Senatorin für Finanzen.

Die Mitarbeiter im Mütterzentrum lässt das noch nicht aufatmen. Zu oft schon stand der Startschuss vermeintlich bevor. An der Wand im Büro hängen die Baupläne. Peu à peu steht jedem Gebäude der Abriss bevor. In Zukunft soll ein großes Gebäude das Mütterzentrum, ein Kinderhaus, ein Café, Verwaltungs- und Veranstaltungsräume beherbergen. Auch die Aula und die Bibliothek müssen weichen – der Feuerschutz ist nicht mehr aktuell.

Das BuS ist ein Treffpunkt für Familien. „Wir brauchen diesen Standort. Ein Großteil der Bevölkerung in Huchting hat ein niedriges Einkommen, es gibt eine hohe Quote an Einwanderern und viele Alleinerziehende“, appelliert Behrens. Bis umgebaut wird, ist Improvisationstalent gefragt. „Wir lassen uns unsere positive Herangehensweise nicht nehmen“, sagt sie.

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