Das Niedersächsische Wattenmeer ist der zweitgrößte deutsche Nationalpark und als einmalige Naturlandschaft und Weltnaturerbe von der UNESCO ausgezeichnet und besonders geschützt. Es ist daher nur richtig, dass sich der niedersächsische Landtag mit der Herausforderung „Plastikmüll in der Nordsee“ auseinandersetzt. Das Umweltministerium arbeitet darüber hinaus unter Einbindung der Wirtschaft, Kommunen und Naturschutzverbänden an einer eigenen Landesstrategie.
Über fünf Millionen Menschen haben in den vergangenen zwölf Monaten Urlaub an deutschen Küsten gemacht. Keiner der Gäste möchte am Strand oder im Wasser von Unrat, egal welcher Art, umspült werden. Gummistiefel, PET-Flaschen, Wattestäbchen oder Trinkhalme gehören selbstverständlich in den Abfall und nicht in die Natur. Wenn dies ordnungsgemäß geschieht, kann fachgerecht recycelt werden. Die deutsche Industrie verwertet die Kunststoffabfälle zu mehr als 90 Prozent. Seit jeher arbeitet man daran, diese Quote zu verbessern.
Die Idee der Grünen, einen Plastikmüll-Zwangsfonds einzurichten, in den Industrie und Handel einzahlen sollen, wird sein Ziel verfehlen. Denn der Zwangsfonds würde nie die Verursacher für Plastikmüll in deutschen Meeren treffen. Es sind nicht die Hersteller von Gummistiefeln oder Wattestäbchen, die sie im Meer entsorgen: Es ist der Verbraucher. Wirft er Abfall ins Meer, verursacht er eine Umweltverschmutzung.
Gegen das Plastik, das schon ins Meer gelangt ist, helfen Projekte wie die sogenannten Müllfischer, die auch an deutschen Stränden Kunststoffteile herausfischen. Das erprobte und gut funktionierende Recycling-System auch in Asien zu implementieren, wird erheblich mehr Wirkung entfalten, da die größten Anteile des Plastikmülls aus den Küstengebieten vor China, Indonesien, den Philippinen, Thailand oder Vietnam stammen. Er gerät dort meist über die Flüsse ins Meer.
Ein bewussterer Umgang mit Ressourcen und Abfall ist auf allen Seiten gefordert, ohne Plastik grundsätzlich zu dämonisieren. Denn wir wüssten nicht, wie wir Medizin- oder Kosmetikprodukte aufbewahren könnten. Es kann sogar sinnvoll sein, Salatgurken einzeln in Kunststoff zu verpacken. Denn es verdoppelt ihre Haltbarkeit. Die Vermeidung von Plastikmüll und der verantwortungsvolle Umgang mit dieser unverzichtbaren Ressource ist ein gesamtgesellschaftliches Thema und sollte auch von allen diskutiert werden. Niemand von uns kann sagen, dass er auf Kunststoff verzichten könnte.
Unser Gastautor Volker Müller ist Hauptgeschäftsführer der Unternehmerverbände Niedersachsen e.V. (UVN).