Glücklich sein – das wollen alle. Im kleinen südasiatischen Staat Bhutan steht das „Streben nach Glück“ in der Verfassung und auf dem Stundenplan der Schulen – damit schon junge Menschen lernen, wie sie glücklich leben können. Es bedeutet, dass Menschen sich frei nach ihren Wünschen entfalten können. Was macht Heranwachsende glücklich? Ist es viel Taschengeld? Leckeres Essen? Mit Freunden abhängen oder die großen Ferien? Zehn Bremer Jugendliche erzählen, was für sie Glück bedeutet.
„Mich macht es glücklich, wenn ich mit Menschen zusammen bin, die ich liebe, und ich mir Zeit für sie nehmen kann“, sagt die fast 15-jährige Greta Honert. Außerdem mache es sie glücklich, mit ihrer Fußballmannschaft zusammen zu sein, zusammen zu quatschen und Sport zu machen. Sie treibe Sport, nicht etwa um abzunehmen, sondern weil es ihr das Gefühl gibt, den Tag sinnvoll genutzt und nicht vergeudet zu haben. Was sie auch ziemlich glücklich mache, ist, wenn sie ein gutes Buch lese, ihre Lieblingsmusik höre und wenn die Sonne richtig scheine. „Wenn das passiert, werde ich vom Glück übergossen. Das macht mich richtig lebendig“, sagt Greta.
Freundschaft und Familie haben einen hohen Stellenwert
Ole Bicheler (12) machen ganz andere Dinge glücklich: „Ich bin glücklich, wenn ich Zeit zum Ausschlafen habe und Fortnite spielen kann“, sagt er. Wenn sein Lieblingsfußballverein Borussia Dortmund ein Spiel gewinnt, findet er das ebenfalls toll.
„Ich glaube, was mich am meisten glücklich macht, ist, neue Klamotten und Schminke zu kaufen, Fast Food zu essen und mit Freunden zu chillen“, sagt die noch 14-jährige Iska Koop. Schulische Erfolge tragen auch zum Glücksgefühl bei. „Sehr glücklich war ich, als ich neulich fast eine Eins in Mathe geschrieben habe.“
Freundschaft und Familie haben einen hohen Stellenwert für das persönliche Wohlbefinden junger Menschen. Das belegen die Ergebnisse der Shell-Jugendstudie 2015. Dafür fanden unabhängige Wissenschaftler in Kooperation mit der TNS Sozialforschung heraus, dass Werte wie Freundschaft, Partnerschaft und Familie bei Jugendlichen an erster Stelle stehen. Befragt wurden mehr als 2500 Jugendliche im Alter von zwölf bis 25 Jahren in ganz Deutschland. 89 Prozent der Befragten finden es laut der Studie besonders wichtig, gute Freunde zu haben, 85 Prozent einen Partner zu haben, dem sie vertrauen können, und 72 Prozent ein gutes Familienleben zu führen.
Das belegt auch die nicht repräsentative Umfrage unter den Bremer Jugendlichen. Dabei sagten nämlich acht von zehn Schülern, dass es sie glücklich mache, Zeit mit Freunden und Familie zu verbringen. Der zwölfjährige Tammo Beck erzählt: „Wenn mein Opa am Mittwoch kommt und wir gemeinsam den Nachmittag verbringen, indem wir lecker kochen und zusammen mit der ganzen Familie essen, dann bin ich glücklich.“ Tammos Freund Ole ist dann gern dabei.
Mehr Ehrgeiz in Sachen Bildung und Beruf
„Ich würde auch erst mal grundsätzlich sagen, dass mich Menschen, die ich sehr ins Herz geschlossen habe, unglaublich glücklich machen“, sagt die 14-jährige Wiebke Hoek. Danach kommen für die Gymnasiastin direkt Dinge wie Ausschlafen, Essen und Hobbys.
Vier der befragten Bremer Jugendlichen machen Dinge glücklich wie an der Konsole zu spielen oder neue Klamotten zu kaufen. Ole und Tammo etwa zocken gern Fortnite, ein Onlinespiel, das sie in der Gruppe spielen. Die Mädchen sind eher in sozialen Netzwerken unterwegs wie Instagram oder Snapchat.
Bei alledem findet Wiebke es besonders wichtig, Dinge zu haben, die man nicht anfassen, aber trotzdem spüren kann. Wie Freundschaft und Liebe. „Mich macht es glücklich, Personen, die mir wichtig sind, gesund und zufrieden zu sehen“, sagt der Bremer Joshua Nguyen (14).
Laut Jugendstudie haben Jugendliche heute mehr Ehrgeiz in Sachen Bildung und Beruf. „Sie wünschen sich Berufe mit interessantem und erfüllendem Tätigkeitsprofil, aber auch Flexibilität und die Vereinbarkeit von Arbeit und Familie“, heißt es. Für Lilli Lüter (15) bedeutet es viel, die Möglichkeit haben, zur Schule zu gehen, zu lernen und zu studieren. „Mich persönlich macht es sehr glücklich, meine gesetzten Ziele, für die ich eine lange Zeit hart gearbeitet habe, zu erreichen und umsetzen zu können. Ich möchte später Medizin studieren, und ich weiß, dass mich das sehr glücklich machen wird.“
Taschenbuch: "Vom Glück und seinen Launen"
Was ist für euch Glück? Diese Frage wurde auch Jugendlichen aus dem Ruhrgebiet gestellt. Hintergrund war ein Schreibwettbewerb eines Essener Kulturzentrums für junge Menschen zwischen zehn und
20 Jahren im Herbst 2018. Herausgekommen ist das Taschenbuch „Vom Glück und seinen Launen“ (Geest-Verlag, 320 Seiten, 12 Euro). Die Jugendlichen schreiben darüber, was Glück und Unglück sind, was ihre Kultur von ihnen erwartet, was sie aus ihrem Glück machen und inwieweit ihre religiöse Haltung sie dabei beeinflusst. Neben den Werten wie Freundschaft und Liebe empfindet der 16-jährige Syrer Nour Smo aus Nordrhein-Westfalen es als Glück, in Frieden leben zu dürfen. Und die ebenfalls 16-jährige Inga Brandt schreibt: „Für mich ist Glück, dass ich weiß, dass es besser wird, auch wenn ich’s im Moment nicht spüre.“
Manchmal macht es auch glücklich, sich von Dingen oder Menschen zu distanzieren, die einem nicht guttun. So hat es Greta aus Bremen schon empfunden. „Dann gehe ich meinen eigenen Weg, und das macht mich echt stolz.“
Weitere Informationen
Das Buch „Vom Glück und seinen Launen – literarische Spurensuche mit Jugendlichen aus dem Ruhrgebiet“ ist der 14. Band der Essener Jugendanthologie, herausgegeben von Artur Nickel. Das Taschenbuch mit 320 Seiten aus dem Geest-Verlag kostet 12 Euro.