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Ende des Post-Streiks Weiter Warten auf die Post

Bei der Post wird seit Mitternacht wieder gearbeitet. Nach vier Wochen Ausstand sind die Angestellten an ihre Arbeitsplätze zurückgekehrt. Doch bis Briefe und Pakete eintreffen, kann es noch dauern.
07.07.2015, 00:00 Uhr
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Weiter Warten auf die Post
Von Kira Pieper

Bei der Post wird seit heute Nacht 24 Uhr wieder gearbeitet. Nach vier Wochen Ausstand sind die Angestellten an ihre Arbeitsplätze zurückgekehrt. 30 000 Beschäftigte hatten sich an dem größten Tarifstreik bei der Post seit 20 Jahren beteiligt. In Bremen waren es zu Spitzenzeiten über 1000 Beschäftigte, von 3000 Beschäftigten insgesamt.

Der Streik verlangte den Kunden einiges ab: Betriebe warteten vergebens auf Ersatzteile, Studenten konnten Fristen für die Uni-Einschreibung nicht einhalten, in Oldenburg musste sogar eine Beerdigung verschoben werden, weil die Urne des Verstorbenen aus Bremerhaven im Post-Chaos verschwand.

Nun läuft also alles wieder. Und dennoch: Die Gewerkschaft Verdi schätzt, dass jeden Streiktag Millionen Briefe und Pakete liegen geblieben sind. Wie viel Post sich in den deutschen Filialen und explizit in Bremen tatsächlich stapelt, dazu wollte Postsprecher Martin Grundler keine Angaben machen. Er sagte lediglich: „Es wird noch einige Tage dauern, bis sich alles wieder normalisiert hat.“ Konkreter wurde er nicht. Thomas Warner, Gewerkschaftssekretär für Postdienste in Bremen und Niedersachsen, schätzt: Es könnte noch zwei Wochen dauern, bis alle liegen gebliebenen Briefe ihren Empfänger erreichen. Im Paketbereich werde es vermutlich drei Wochen oder länger dauern.

„Wir haben unser großes Ziel nicht erreicht“

Nach Schilderung von Postkunden gab es in den vergangenen vier Wochen vor allem in Ostdeutschland große Probleme, da dort kaum Beamte für streikende Angestellte einspringen konnten. Berlin und München waren stark betroffen, aber auch beispielsweise im nordrhein-westfälischen Münster blieben Briefe teils zwei Wochen liegen. In Bremen bekamen die Postkunden vergleichsweise spät den Streik zu spüren.

Denn zunächst streikten nur die Briefzusteller, erst einige Tage später folgten die Paketzusteller. Die Post hatte während des Streiks nie benannt, welche Regionen Deutschlands besonders betroffen waren. „Es gibt kein Ranking, in dem wir sagen können, wo es besonders schlimm war“, so Postsprecher Grundler.

Grund für den langen Ausstand waren die zähen Verhandlungen zwischen Post und Verdi. Zentraler Streitpunkt waren die neuen Regionalgesellschaften im Paketdienst mit schlechterer Bezahlung als der Post-Haustarif. In diesem Punkt konnte sich die Post schließlich durchsetzen. Die Regionalgesellschaften bleiben erhalten. „Wir haben unser großes Ziel also nicht erreicht“, sagte Gewerkschaftssekretär Warner. Immerhin hätte Verdi aber durchgesetzt, dass die Gesellschaften zunächst bis 2018 nicht auf den Briefbereich ausgeweitet würden.

Außerdem bleiben die aktuell 7600 beschäftigten Paketzusteller beim Mutterkonzern beschäftigt. Zugleich vereinbarten die Tarifpartner eine Verlängerung des Kündigungsschutzes um vier Jahre bis Ende 2019. In diesem Jahr bekommen die Beschäftigten einen Einmalbetrag von 400 Euro, im Oktober 2016 dann zwei Prozent und im Oktober 2017 noch einmal 1,7 Prozent mehr Geld.

Verloren wurde vor allem Geld

Seit Jahresbeginn hatte die Post die Paketgesellschaften in die neue Gesellschaft DHL Delivery ausgegliedert. Die Post begründete diesen Schritt damit, nur so auf dem schnell wachsenden Paketmarkt wettbewerbsfähig bleiben zu können. Allerdings hatte das zu Folge, dass die Mitarbeiter von DHL Delivery 20 bis 30 Prozent schlechter bezahlt werden, als ihre Kollegen beim Postkonzern.

Dort liegt der Haustarif bei 17,70 Euro. Delivery zahlt seinen Mitarbeitern im Schnitt 13 Euro. Langfristig sollen die Stellen bei Delivery immer noch aufgestockt werden. Aktuell gibt es 6500 Angestellte, bis 2020 sollen es 20 000 sein. Auch in Bremen sollen neue Stellen geschaffen werden, bestätigte Martin Grundler. Allerdings konnte er nicht sagen wie viele.

Am Ende haben sowohl die Post als auch Verdi verloren – und zwar viel Geld: Die Gesamtkosten dürften sich auf einen hohen zweistelligen oder sogar einen niedrigen dreistelligen Millionenbetrag addieren. Die Post hatte mit Aushilfskräften, Umorganisation sowie Zusatzarbeit an drei Sonntagen versucht, die Postberge abzubauen und dafür nach Schätzungen täglich Millionen aufgewendet. Die Streikkasse der Gewerkschaft dürfte mit etwa 30 Millionen Euro belastet worden sein, berechnete Hagen Lesch vom Institut der deutschen Wirtschaft (IW) in Köln. Bestätigungen für diese Zahlen gab es weder von der Post noch von Verdi.

Inwiefern sich der Streik langfristig auf die Geschäfte der Post auswirken wird, muss sich noch zeigen. Vor allem private Kunden waren während des Ausstandes auf andere Dienste, wie Hermes oder Citipost ausgewichen. Sicherlich müsse die Post einige Abgänge verzeichnen, bestätigte der Sprecher. Allerdings seien Großkunden der Post treu geblieben. Dort sei auch ein großer Teil der Sendungen angekommen, sagte Grundler.

Thomas Warner von Verdi glaubt, dass die Post künftig vor allem ein Image-Problem haben dürfte. „Viele Kunden dachten, die Post sei ein sauberes Unternehmen mit fairen Löhnen.“ Nun wüssten sie, dass dies nicht so sei. Aber zumindest an der Börse ist davon noch nicht viel zu spüren. Die Post-Papiere führten am Montag nach Handelsschluss die Top-Liste beim Dax an – mit einem Plus von 2,26 Prozent.

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