Wenn es Mittag wird, türmt sich gegenüber vom Bremer Flughafen das Essen auf. Haufenweise Meeresfrüchte, gebratene Nudeln, Sushi. Das Restaurant Asia Bankett hat sich auf Buffet spezialisiert, so viel man mag für 7,90 Euro. So steht es auf Zetteln, die an der Glastür des Ladens kleben. Auf Deutsch und auf Chinesisch. Das Restaurant lebt auch von chinesischen Reisegruppen, Wirtschaftsdelegationen, die für einige Tage nach Bremen kommen, etwas über die Betriebe im Bundesland lernen und mittags im Asia Bankett einkehren. Dutzende hungrige Geschäftsreisende täglich, das war hier die Regel. Doch seit ein paar Wochen werden die Essensberge einfach nicht kleiner am Mittagsbuffet. Die chinesischen Delegationen bleiben weg, kaum Kunden mehr. „Schwierige Zeiten“, sagt ein Mitarbeiter, „kann man leider nichts machen.“
Gerade erst haben sie bei der Bremer Wirtschaftsförderung erfahren, dass die nächsten beiden chinesischen Delegationen abgesagt haben. Zwei Gruppen, 325 Personen, Geschäftsleute, Berufsschullehrer. Noch im Februar sollten sie Bremen besuchen, doch daraus wird nichts. Das Coronavirus hat den Flugverkehr lahmgelegt, die chinesische Regierung hat die Reisefreiheit ihrer Bürger eingeschränkt. Und das macht sich auch in Bremen bemerkbar.
Bremer Hotels vermissen die Gäste aus China
2018 haben 16.000 Chinesen in Bremen übernachtet, Geschäftsreisende und Touristen. Nur aus neun anderen Nationen kamen mehr Besucher. Nun dürften die Gästezahlen in den ersten beiden Monaten des neuen Jahres gegen Null gehen. „Dass der chinesische Reiseverkehr eingestellt worden ist, spüren wir stark“, sagt Nathalie Rübsteck, Hauptgeschäftsführerin des Bremer Ablegers des Deutschen Hotel- und Gaststättenverbandes (Dehoga), „das hat massive Auswirkungen auf unsere Branche.“ Die ersten Monate im Jahr seien ohnehin nicht die Zeit, in der es besonders viele Gäste nach Bremen ziehe, „da fällt es schon ins Gewicht, wenn die Chinesen nicht mehr kommen“. Anders als Gäste aus Deutschland oder den Niederlanden blieben Reisende aus China oft mehrere Tage in Bremen. „Das ist ein ganz wichtiger Markt für uns“, erklärt Rübsteck, „und nun werden die Buchungen reihenweise zurückgenommen, da fragen die Bremer Hoteliers schon: Wie lang bleibt China noch isoliert? Und wie schnell erholt sich der Reisemarkt, wenn das Virus besiegt ist?“
Kaum eine andere deutsche Firma ist länger in China als Melchers. Das Bremer Unternehmen ist im Import- und Exportgeschäft von Waren tätig, betreibt aber auch ein Büro, das Reisen für Geschäftskunden und Gruppen nach Europa organisiert. Mit mehr als 10.000 Kunden im Jahr, die Hälfte davon aus China, ist die Reiseagentur ein wichtiger Faktor. „Doch momentan findet fast nichts statt, das ist ein massiver Einschnitt für uns“, sagt Dirk Sänger, geschäftsführender Gesellschafter von Melchers, „das asiatische Reisegeschäft ruht, es gibt ja auch kaum einen Grund zu reisen.“ Internationale Messen würden abgesagt, weil die chinesischen Gäste nicht kommen könnten, selbst Sportveranstaltungen fielen aus. „In einer total vernetzten Wirtschaft reicht es, wenn es an einer Stelle hakt“, sagt Sänger, „dann spürt man das überall.“