Das Gian Bastiano trägt zwar den Zusatz Trattoria, was gemeinhin auf eine Gaststätte mit kleinen, einfacheren Speisen hindeutet. Doch das Lokal im Viertel besitzt eine ganz andere Anmutung. Durch die grau-schwarz-weiße Farbgebung, die erste Etage mit ihren mit Stofftischdecken drapierten Tischen, der indirekten Beleuchtung und auch der Speisenauswahl mutet es edler an.
Deshalb waren wir sehr verdutzt, dass der Service da nicht ins Bild passte. Die meiste Zeit des Abends hielt sich der Kellner fast komplett zurück, sprach wirklich nur, wenn es fast gar nicht anders ging und warf uns auch dann nur kurze Wortbrocken hin. „Trinken“, „Wein“, „Menü“, „Hauptspeise“ – meine Begleitung und ich schauten uns nur irritiert an. Die Tagesangebote auf einer Tafel, die wir von unserem Tisch aus leider nicht sehen konnten, referierte uns der Ober eher widerwillig. Kurzum: Wir fühlten uns nicht durch den Abend und durch das Essen begleitet. Von einem italienischen Restaurant erwarteten wir mehr Herzenswärme, mehr von der üblichen Redseligkeit, mehr Freundlichkeit. Stattdessen hakte der Service ein um den anderen Gang ab. Erst zum Nachtisch, als der Kellner wechselte, kamen charmante Züge zum Vorschein, die wir uns viel früher und öfter wünschten.
Die Küche grüßte mit handwarmen Pizzabrötchen. Dazu gab es Kräuterbutter und eine Paprikatunke. Meine Begleitung startete ihr Drei-Gang-Menü für mehr als faire 28 Euro mit einem Vitello Tonato, das mit einer angenehm würzigen Tunfischsoße überzogen war. Ich wählte ein Tunfischcarpaccio (14 Euro). Die dünnen Scheiben des frischen und aromatischen Fischs lagen auf einem Rucolabett, das eine Vinaigrette aus dem auf dem Tisch stehenden Essig und Olivenöl vertrug.
Ein kräftiger, dunkelrot schimmernder Tropfen
Zu den Gerichten suchten wir einen Sangiovese Merlot (0,2 Liter für 5,80 Euro) aus. Ein kräftiger, dunkelrot schimmernder Tropfen, der die vollmundige Stärke besaß, im Spiel mit den Hauptgerichten nicht ins Hintertreffen zu geraten. Meine Begleitung erhielt als zweiten Gang Saltimbocca alla Romana. Die Kalbs-Medaillons mit Parmaschinken und Salbei präsentierte der Koch an Weißweinsauce und frischen, noch knackigem Marktgemüse. Ich entschied mich für die zarte, weiche Kalbsleber (19,50 Euro) von der Tageskarte, die in Mehl gewendet und angebraten war. Dazu lag ebenfalls Gemüse auf dem Teller. Zu den Kartoffelspalten hätte ich mir mehr von der würzigen Soße gewünscht.
Tja, und dann wäre der Nachtisch gekommen. Meine Begleitung hatte aufgrund des Menüs diesen sicher. Ich hätte gerne bestellt, wenn ich denn die Möglichkeit gehabt hätte. Aber es war einfach nach dem Abräumen der Hauptspeisenteller kein Kellner greifbar. Als ich nach längerer Zeit einen Kellner an unserem Tisch vorbeilaufen sah und ich ansetzen wollte, sah ich, wie er schon das Tiramisu für mein Gegenüber an den Tisch trug – wohlweislich mit zwei Gabeln. Also schnabulierten wir zusammen von dem köstlichen, luftigen, sahnigen Dessert, das auch die Größe für zwei hatte. Ohnehin geriet der Nachtisch inklusive der nonchalanten Art, mit der der Kellner das süße Teilchen auf den Tisch stellte, zum Höhepunkt des Abends.
Fazit: Wenn sich die Kellner deutlich mehr als Servicepersonal verstehen und Dienst am Gast tun, wird das Gian Bastiano im Zusammenspiel mit dem Essen ein Restaurant, in das man gerne geht und sich aufgehoben fühlt.
Trattoria Gian Bastiano, Ostertorsteinweg 27, 28203 Bremen, Telefon: 04 21/69 65 51 00, Öffnungszeiten: Montag bis Samstag von 12 bis 22.30 Uhr, teilweise barrierefrei, Internet: www.alpappagallo.de/wp/gianbastiano